Neues Ortszentrum für Grafenaschau - eine Jahrhundertchance

Es ist eine Chance, die sich in einem Dorf nicht allzu oft bietet: Mit dem Wegzug des Seniorenheims Lindenhof eröffnet sich für die Gemeinde Schwaigen die Möglichkeit, in Grafenaschau eine Ortsmitte zu gestalten. Bürgermeister Hubert Mangold erklärt den Stand der Planungen.
- Grafenaschau soll eine neue Dorfmitte bekommen.
- Die Planungen schreiten voran.
- Schwaigens Bürgermeister Hubert Mangold (UVV) erläutert den aktuellen Stand der Dinge.
Grafenaschau – Um Herausforderungen ist Schwaigens Bürgermeister Hubert Mangold (UVV) nicht verlegen. Was er und sein Gemeinderat auf dem 10 700 Quadratmeter großen Lindenhof-Gelände planen, ist für eine 600-Seelen-Gemeinde mehr als ehrgeizig.
8500 Quadratmeter für Bebauung
Nachdem der von der Inneren Mission München als Seniorenheim genutzte Gebäudekomplex, der sich auf dem Areal befindet, 2019 geräumt worden war, steht er leer. Dem Vorhaben eines Investors, der das gesamte Grundstück erwerben wollte, um darauf eine große Anlage mit Eigentumswohnungen zu errichten, kamen Mangold und sein Gremium mit zweimal verlängerten Veränderungssperren zuvor (wir berichteten). Sie hatten damit nämlich ganz andere Pläne. „Bis Januar 2022 haben wir die Möglichkeit, das Gelände selbst zu kaufen, und es weiterzuentwickeln“, sagte Mangold dem Tagblatt. Abzüglich der Verkehrs- und Renaturierungsflächen blieben für eine Bebauung somit etwa 8500 Quadratmeter. „Inklusive Kaufpreis, Grunderwerbsteuer und dem Abbruch des bestehenden Gebäudes benötigen wir 2,8 Millionen Euro“, rechnet der Bürgermeister vor.
Mit dem Verkauf von drei gemeindeeigenen Grundstücken an der Lindachstraße, auf denen Wohnhäuser entstehen sollen, will Mangold einen Grundstock für die Zwischenfinanzierung seines Projektes schaffen. Etwa 1,5 Millionen Euro sollen dabei herausspringen. Dann kann die Gemeinde den Lindenhof erwerben, und die dortigen Parzellen können an mehrere Investoren veräußert werden. Im Oktober soll der Verkauf über die Bühne gehen, hofft Mangold. „Von der Kommunalaufsicht wissen wir, dass eine so kleine Gemeinde wie wir einen Kredit bis 800 000 Euro aufnehmen kann“, sagt der Rathauschef. „Ein Grundstück ist schon verkauft, für die anderen beiden stehen schon die Notartermine.“
Verhandlungen mit Investoren
Und wie stellen sich er und sein Ratsgremium die Zukunft des Lindenhof-Areals vor? Mangold lächelt vielsagend: „Da laufen bereits Verhandlungen mit mehreren Investoren, aber das wird von uns natürlich vertraulich behandelt.“ So soll es nach seinen Worten Sonderflächen für Soziales geben, wie etwa für Betreutes Wohnen und eine Sozialstation, und solche für die Tourismusbranche: „Wir könnten uns einen Landgasthof mit 25 bis 30 Zimmern, Biergarten und Tiefgarage vorstellen.“ Im östlichen Bereich zur Aschauer Straße hin könnte Gewerbe untergebracht werden. „Da ist an eine Werkstatt mit einem kleinen Ladengeschäft und einer Betriebswohnung gedacht. Mit einem Bewerber sind wir schon im Gespräch.“ Im Zentrum der Anlage ist eine Renaturierungsfläche nebst einem kleinen Teich vorgesehen. Überdies soll das Gelände des benachbarten Kindergartens um etwa 800 Quadratmeter erweitert werden.
Wie viele Investoren inzwischen schon Interesse gezeigt haben, verrät der Bürgermeister nicht. Nur soviel: „Wir haben eine Bewertungsmatrix erstellt, wobei wir eine Bepunktung vornehmen werden.“ Darin geht es unter anderem um die benötigte Grundfläche, das Raumprogramm, die Architekturgestaltung und die Anzahl der Stellplätze. Auch der Klimaschutz spielt dabei eine Rolle, die Anzahl der Kunden und Angestellten sowie der Mehrwert für das Dorf. Denn, wie Mangold betont, sollten sich mittelfristig Synergien auf den Haushalt der Gemeinde auswirken.
Heino Herpen
Auch interessant: Ein Projekt wie der Kemmelpark für Murnau