Langer Weg zum Seehauser Gewerbegebiet - Murnauer Gemeinderat kritisiert geplanten Standort: „Eine Katastrophe“

Geht es nach Bürgermeister Markus Hörmann, sollten der Neubau der Poschinger Allee in Murnau und ein Kreisel zur Anbindung des Seehauser Gewerbegebiets parallel realisiert werden. Unterdessen kommt Kritik von einem Murnauer Gemeinderat. Sie bezieht sich auf den Standort des geplanten Seehauser Wirtschaftsareals.
Seehausen/Murnau – In der Kommunalpolitik ziehen sich die größeren Projekte oft über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte hin. Da braucht man nur auf die Tunnelbauten in der Region zu blicken. Ein Gewerbegebiet lässt sich ebenfalls nicht von heute auf morgen aus dem Boden stampfen. Es gilt den Grund zu besorgen, die Erschließung zu klären und vieles mehr. Ein Areal, wo sich Betriebe ansiedeln können, schwebt auch der Gemeinde Seehausen vor. Überlegungen hierzu gibt es schon lang. 2013, also vor zehn Jahren, gab es erste Pläne für das Gewerbegebiet Längenwiesen. Die Kommune kaufte Flächen. Ihr gehören von den insgesamt 5 heute 3,5 Hektar. Von Firmen ist bis heute nichts zu sehen, die grüne Wiese ist immer noch grün.
Einer, der mit der Wahl der Örtlichkeit nicht glücklich ist, ist der Murnauer Verkehrsreferent Welf Probst (Freie Wähler). „Ich bin kein Fan davon.“ Er betrachtet die Situierung gar als „Katastrophe“, wie er gestern dem Tagblatt sagte. Probst fände es „städtebaulich geschickter“, würde das Gewerbegebiet im Zuge des Umfahrungsbaus zwischen Straßäcker und Riedhausen entstehen. „Aber das müssen die Seehauser selber wissen.“ Das A und O ist aus Probsts Sicht ohnehin, endlich eine Trassenplanung für die anvisierte Umgehung zu bekommen. „Dann täten wir uns viel leichter, die Dinge voranzutreiben.“
Kreisel im Gespräch
Die Zufahrt zum Seehauser Gewerbegebiet ist ein zentraler Punkt. Denkbar wäre ein Kreisverkehr dort, wo die Poschinger Allee von der Bundesstraße abbiegt. Dieser Punkt müsse abgeklärt werden, sagt Seehausens Bürgermeister Markus Hörmann (CSU). „Und dann muss es zum Schwur kommen.“ Knackpunkte bei Anbindungen vor allem an stark befahrenen Straßen wie der B2 (durchschnittlich 13 500 Kraftfahrzeuge in 24 Stunden) „sind im Normalfall die Verkehrssicherheit und Leistungsfähigkeit“, sagt Martin Herda, Abteilungsleiter beim Staatlichen Bauamt und dort für den Straßenbau im Landkreis Garmisch-Partenkirchen zuständig.
Rathauschef Hörmann wünscht sich, dass der Kreisverkehr und die Zufahrt zum Gebiet Längenwiesen „in einem Aufwasch“ mit dem Neubau der Poschinger Allee erfolgt. Das sieht auch Stellvertreter Karl Widmann (Parteilose Wählergruppierung) so. Für die Poschinger Allee sind im Murnauer Haushalt heuer 50 000 Euro Planungskosten enthalten. Wann die Straße samt Radweg tatsächlich realisiert werden kann, ist noch unklar. „Ob nächstes Jahr die Bagger rollen, weiß ich nicht“, sagt Probst. Denn es müssten sowohl vom Murnauer Tiefbauamt als auch von der Bundeswehr fertige Pläne vorliegen. Das Militär peilt bekanntlich eine neue Ausfahrt im Norden an. Je rascher die Poschinger Allee erneuert werde, desto besser, sagt Probst. Doch es „ist nicht lebensnotwendig, dass man es schnell durchdrückt“. Er wäre schon froh, wenn das Projekt überhaupt zustande käme.
Beratung hinter verschlossenen Türen
Unterdessen werden im Seehauser Gemeinderat Details zum Gewerbegebiet geklärt. Hinter verschlossenen Türen haben in letzter Zeit mehrere Sitzungen stattgefunden. „Und es werden noch welche kommen“, sagt Dr. Robert Roithmeier (Liste Bürgernah/ÖDP/Grüne). „Der Gemeinderat berät sehr intensiv und konstruktiv.“ Ist es nicht unbefriedigend, wenn ein Projekt so lange dauert? „Die Grundstücke sind gut da“, betont Roithmeier. „Es läuft einem nichts weg.“ Und die Finanzierung? „Seehausen steht nicht so schlecht da, wie kolportiert wird“, macht der Gemeinderat deutlich.
Vizebürgermeister Karl Widmann sagt: „Es wäre schön, wenn wir eine schnellere Lösung hätten.“ Aber im kommunalen Bereich brauche man einen langen Atem. „Es reden viele Leute mit.“ Am Ende sei das Ergebnis wichtig. „Da arbeiten wir dran.“
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