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Positive Signale nach Rückschlägen: 2022 ist besonderes Jahr für Uffinger Stiftung Plant-for-the-Planet

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Von: Roland Lory

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Blicken nach vorn: Dr. Thilo Pfletschinger (l.) und Felix Finkbeiner, hier am Uffinger Bahnhof.
Blicken nach vorn: Dr. Thilo Pfletschinger (l.) und Felix Finkbeiner, hier am Uffinger Bahnhof. © Lory

Für Plant-for-the-planet ist 2022 ein besonderes Jahr. Vor 15 Jahren pflanzte Felix Finkbeiner den ersten Baum. Und seit zehn Jahren ist im Supermarkt „Die gute Schokolade“ erhältlich. Grund genug für ein Treffen mit dem 24-jährigen Initiator und dem neuen hauptamtlichen Vorstand Dr. Thilo Pfletschinger im Uffinger Büro der Stiftung.

Uffing - Erst Corona, dann noch Krieg in der Ukraine: zwei einschneidende Ereignisse, die das Thema Klimaschutz etwas in den Hintergrund haben treten lassen. Doch Felix Finkbeiner, Vorstandsvorsitzender der in Uffing ansässigen Kinder- und Jugendstiftung Plant-for-the-Planet, relativiert. Er verweist auf die Finanzkrise ab 2008 und die Flüchtlingskrise 2015/2016. Damit meint der 24-Jährige: Krisen gab es in den vergangenen 15 Jahren immer wieder. „Das ist nichts ganz Neues“, sagt Finkbeiner im Rahmen eines Gesprächs im Uffinger Büro.

Die Organisation hatte, wie berichtet, Rückschläge in Form von kritischen Medienberichten hinnehmen müssen. „Die Artikel haben natürlich Schaden angerichtet“, räumt der hauptamtliche Vorstand Dr. Thilo Pfletschinger ein. Unterstützer gingen auf Distanz. Doch Pfletschinger sieht positive Signale. „Wir haben gemerkt, dass fast alle Kooperationspartner an Bord bleiben oder seit der Aufklärung der Vorwürfe, der verstärkten Transparenz und Restrukturierung wieder an Bord kommen.“

Unternehmensberater neu im Boot

Pfletschinger ist noch relativ neu im Boot. Seinen Einstieg verkaufte die Stiftung als „Aufbruch mit Signalwirkung“. Der 45-Jährige wechselte von der Unternehmensberatung 3DSE zu Plant-for-the-Planet und ist Experte für Organisations- und Prozessgestaltung. Plant-for-the-Planet war dem promovierten Risikomanager bereits ein Begriff, er war fünf Jahre lang ehrenamtlich für die Stiftung tätig. Das Ziel, das Pfletschinger in einem Video ausgibt, klingt ambitioniert: „Wir wollen Weltmarktführer im Bäumepflanzen werden.“

Für die Stiftung ist 2022 ein besonderes Jahr. Vor 15 Jahren pflanzte Felix Finkbeiner den ersten Baum. Und seit zehn Jahren ist im Supermarkt „Die gute Schokolade“ erhältlich. Kürzlich wurde allein auf der Yucatán-Halbinsel in Mexiko der achtmillionste Baum gepflanzt. Zudem eröffnete die Stiftung an selber Stelle gerade ein Forschungszentrum, den „Empowerment & Restoration Research Park“. „Mit führenden Forschern aus Europa und Mexiko setzen wir Studien zu neuen Wiederaufforstungs- und Renaturierungsmethoden um“, sagt Dr. Stefan Brunner, Leiter der Kommunikation. „In unserem größten Experiment testen wir beispielsweise aktuell mit etwa einer Million Baumsetzlingen die Effektivität unterschiedlicher Pflanzdichten.“

Bis 2030 will Plant-for-the-Planet in Mexiko 100 Millionen Bäume pflanzen. „Doch das ist immer noch ein Tropfen auf den heißen Stein“, betont Finkbeiner. Aus diesem Grund will die Stiftung weltweit andere Renaturierungsprojekte mit ihrer Forschung, Beratung und Qualitätskontrolle unterstützen. Aktuell weilt der 24-Jährige für sechs Wochen in Mexiko.

Pfletschinger sagt, Plant-for-the-Planet sei mittlerweile „so etwas wie ein Tech-Start-up geworden“. Er verweist dabei auf Instrumente wie die Plant-for-the-Planet-Plattform, ein kostenloses Software-Toolset zur Finanzierung, Verwaltung und Überwachung von Ökosystem-Renaturierungen. Oder auch auf den TreeMapper. Dies ist eine App, um die gepflanzten Bäume in Echtzeit mit Geodaten zu erfassen und die weltweite Ökosystem-Renaturierung transparenter zu machen.

Plant-for-the-Planet ist bekanntlich nicht die einzige Organisation, die sich den Klimaschutz auf die Fahnen geschrieben hat. In jüngster Zeit war die „Letzte Generation“ öfters in den Schlagzeilen, da Aktivisten Straßen blockierten, indem sie sich festklebten. „Wir haben keinen Kontakt“, sagt Finkbeiner. „Unser Ansatz ist ein anderer. Wir sehen unsere Rolle in der Umsetzung.“ Pfletschinger wird deutlicher: „Plant-for-the-Planet muss eine gewaltfreie Organisation sein, allein schon wegen der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.“

Feilen an der Doktorarbeit

Unterdessen feilt Finkbeiner, der an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH ) studiert, an seiner Doktorarbeit. „Ich habe sicher noch zwei Jahre vor mir“, erzählt der 24-Jährige. Sein Thema sind bestimmte Renaturierungsmethoden. Es geht darum, welchen Einfluss Mikroben im Waldboden auf das Wachstum der Bäume haben.

In Uffing ist er „privat ganz oft“, trifft in der Staffelseegemeinde etwa seine Geschwister. Das Büro im Bahnhofsgebäude ist zurzeit meist verwaist – wegen Corona. Viele Mitarbeiter sind im Homeoffice, manche arbeiten auch im Tutzinger Büro. Das Uffinger soll aber künftig durchaus wieder genutzt werden, für Workshops etwa.

Finkbeiner gilt als Gründer der Organisation. 2007, als er in der vierten Klasse war, hielt er ein Referat über den Klimawandel. Darin schlug er vor, dass Kinder in jedem Land der Welt eine Million Bäume pflanzen sollten. Heute, 15 Jahre später, ist der Doktorand immer noch motiviert. Ans Aufhören denkt er nicht. „Ich kann mir gut vorstellen, das noch viele Jahre zu machen.“ Das entscheide aber der Stiftungsrat.

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