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Am Kranzberg: Diese Falle kann Mountainbiker töten

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Kaum zu erkennen, deshalb besonders tückisch: Unbekannte haben eine Wurzel mit Nägeln präpariert. © fkn

Mittenwald - Der Kampf um die Berge scheint sich zu einem Krieg zu entwickeln: Ein Einheimischer hat am Kranzberg eine Falle für Mountainbiker entdeckt, die lebensgefährlich werden könnte.

„Da wird’s einem anders“, meint Hans Stemmer, wenn er an den vergangenen Winter zurückdenkt. Nur durch Zufall entdeckte der 45-jährige Schullehrer bei einer Skitour am Mittenwalder Kranzberg auf einem Pfad, den eigentlich nur Einheimische kennen, eine lebensbedrohliche Falle. In dieser war er mit den Steigfellen hängengeblieben.

Ein Unbekannter hatte eine Wurzel mit rostigen Nägeln präpariert, wobei deutlich zu erkennen ist, dass die Köpfe abgezwickt worden sind. Im Hinblick auf die bevorstehende Mountainbike-Saison wären die Folgen einer Unachtsamkeit verheerend, wie der ehemalige CSU-Gemeinderat und Sport-Referent Stemmer weiß. Im vergangenen Sommer hatte er nämlich „von einigen Bikern mit kaputten Reifen eben auf diesem Weg“ erfahren.

Die messerscharfen Spitzen ragen sehr versteckt aus dem Boden. Der Reifen wird während der Fahrt regelrecht aufgeschlitzt, was durchaus zu einem schweren Sturz des Bikers führen könnte. Unter Umständen würde das für den Sportler sogar tödlich enden. „Das ist der Wahnsinn“, meint Stemmer empört – auch im Hinblick auf Fußgänger und Tiere, die sich ebenfalls an den rostigen Nägeln verletzen könnten.

Steckt hinter der Falle der alte Krieg zwischen Wanderern und Bikern? 

Nun will der Mittenwalder, selbst leidenschaftlicher Mountainbiker, mehr Toleranz und Respekt einfordern. Sein Wunsch ist, „eine Lösung zu finden“. In anderen Bike-Regionen soll das bereits geschehen sein. Dort regeln Schilder wie beispielsweise „Nehmt Rücksicht aufeinander“ das Zusammenspiel zwischen Wanderern und Radfahrern. Verbote oder kriminelle Einzeltaten wie auf dem Kranzberg in diesen Bereichen – Fehlanzeige.

Gleichzeitig ruft Stemmer andere Mountainbiker zu Wachsamkeit und Rücksicht auf. Auch wenn dieser Steig, wie einige andere, keine ausgewiesene Fahrradstrecke ist, fährt Stemmer den Weg gerne – aber mit Bedacht. „Wir achten auf Wanderer und tun langsam“, versichert er. Doch auch wenn es schwarze Schafe unter den Bikern gibt, die rasend über die Fußgängerwege donnern, sei ein indiskutables Konstrukt wie die Nagelfalle „überhaupt keine Lösung“. Mehr noch: ein lebensgefährliches Handeln.

Glücklicherweise soll das aber ein Einzelfall sein, wie von Seiten der Polizei-Inspektion Mittenwald bestätigt wird. Einen ähnlichen Fall habe es in ihrem Dienstbereich noch nicht gegeben, versichert ein Sprecher. Auf die Frage, was dem Fallensteller bei einem Unglück blühen würde, konnte die PI jedoch keine Antwort geben, da jeder Fall individuell geklärt werden müsse.

Doch wohin in der Alpenwelt Karwendel mit den Radlern, die sich gerne mehr im Freeride-Bereich austoben würden? Zwar gibt es offiziell über 43 ausgewiesene Fahrrad- und Mountainbike-Touren im Oberen Isartal, die sich über viele Kilometer erstrecken. Von sehr leicht bis sehr schwer ist jeder Schwierigkeitsgrad geboten, wie Jürgen Wiesneth von der Alpenwelt Karwendel bestätigt. Doch richtige ausgewiesene und trail-lastige Strecken im Wald oder Gebirge sucht man in den Broschüren vergebens.

„Die Hauptzielgruppe sind Wanderer mit Familien“, weiß Wiesneth. Doch gibt es vielleicht die Möglichkeit, sogenannte Freeride-Trails zu schaffen? So wie beispielsweise in Südtirol, wo in den Dolomiten mittlerweile über viele hunderte Kilometer anspruchsvolle Strecken abseits der Sandstraßen realisiert wurden. Doch können in unserer empfindlichen und dichten Natur Mountainbiker überhaupt vermehrt im Wald und Gebirge integriert werden? „Ich glaube ja“, zeigt sich Stemmer überzeugt. „Das zeigen viele Beispiele im gesamten Alpenraum." 

Josef Hornsteiner

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