Vom Ausflugslokal zum Bergkiosk: Corona-geplagte Unternehmer gehen neue Wege - „Tropfen auf dem heißen Stein“

Trotz Lockdown muss irgendwann wieder Geld in die Kasse. Aus diesem Grund gehen corona-geplagte Unternehmer ganz neue Wege.
Oberes Isartal – Seit 1993 freut sich Hans Krüner (59) in seiner Maxhütte auf Kundschaft. „Vieles habe ich erlebt, aber so etwas wie jetzt noch nicht.“ Damit zielt der Wallgauer Wirt auf die Corona-Pandemie und ihre Folgen an – im Falle Krüner auf die Auswirkungen in der Gastronomie.
Corona im Landkreis Garmisch-Partenkirchen: Hütten-Wirte mit neuen Ideen
Seit knapp vier Monaten (26. Oktober) ist sein beliebtes Ausflugslokal auf 1022 Metern Höhe geschlossen. Doch am morgigen Samstag wird wieder geöffnet. „Ich mache einen Kiosk“, verrät der Maxhütten-Chef. Damit folgt Krüner dem Beispiel zahlreicher Kollegen, die ebenfalls versuchen, aus der Not eine Tugend zu machen.
„Ein Tropfen auf dem heißen Stein“, meint Klaus Wurmer. Dessen Liftanlagen am Lutten- und Wildensee stehen corona-bedingt schon den ganzen Winter – und das wird bis Saisonende so bleiben.
Ich würde auch lieber an der Schneekanone stehen oder mit der Pistenraupe fahren.
Wie groß der wirtschaftliche Schaden für die Wurmers ist, kann noch nicht abgeschätzt werden. Damit ein bisschen Bares fließt, hat die Familie im Pavillon einen Imbiss „to go“ eingerichtet, wie es Neudeutsch so schön heißt. Pommes, Hot Dogs, Kuchen, Leberkäse – alles gut verpackt – und neuerdings auch wieder Alkohol wird den Gästen angeboten – alles eben, was man im Vorbeigehen verzehren und trinken kann.
Corona im Oberen Isartal: Unternehmen suchen Alternativen - Liftbetreiber wird zu Würstl-Verkäufer
So ist aus dem Liftbetreiber in Pandemiezeiten ein Parkraum-Bewirtschafter und Würstl-Verkäufer geworden. Definitiv nicht Wurmers Traumberuf. „Ich würde auch lieber an der Schneekanone stehen oder mit der Pistenraupe fahren.“ Aber was soll’s.
Immerhin wird sein Imbiss, den er um die Weihnachtszeit öffnete, „gut angenommen“. Der Einsatz der Familie, die in Krisenzeiten noch enger zusammengerückt ist, hat sich zumindest beim Imbiss mit vergleichsweise bescheidenem Umsatz ein wenig gelohnt.
Das erhoffen sich auch die Krüners für ihren Maxhütten-Kiosk. Jeden Samstag und Sonntag bieten sie von 12 bis 16 Uhr wechselnde warme Gerichte sowie Brotzeiten zum Mitnehmen an. Für die Wirtsleute eine gangbare Alternative, solange der Normalbetrieb in der Berggaststätte nicht möglich ist.
Lockdown in der Gastronomie: Vom Ausflugslokal zum Berg-Kiosk
Stimmen die Wetterprognosen, droht an diesem Wochenende wieder reger Ausflugsverkehr. Mit anderen Worten: Im Kiosk hoch über Wallgau dürften viele Portionen über das Verkaufsfenster gehen.
Nach über einem Jahr Corona plagen auch Privatvermieter in Tourismus-Regionen pure Existenzängste. Wenn sie nicht bald wieder ihre Ferienwohnungen und Pensionen aufsperren können, gehen die Lichter endgültig aus. Eine Perspektive in der Corona-Pandemie - das fordern daher Garmischs Bürgermeisterin Elisabeth Koch und sechs weitere Bürgermeister für den Tourismus in einem offenen Brief an Ministerpräsident Markus Söder. Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem neuen, regelmäßigen GAP-Newsletter.
(Von Christof Schnürer)