Zugspitzferner: 42-Jähriger stirbt in Gletscherspalte

Grainau - Ein Bergsteiger aus Fürstenfeldbruck ist am Donnerstag in eine Gletscherspalte des Zugspitzferners abgestürzt. Er war vermutlich sofort tot. Die Rettungskräfte konnten ihn erst knapp 24 Stunden später bergen – aus 15 Metern Tiefe.
Die Route ist beliebt – aber anspruchsvoll. Ein Gletscherübergang, ein mittelschwerer Klettersteig. Etwa einmal pro Jahr muss die Bergwacht aus Grainau (Kreis Garmisch-Partenkirchen) ausrücken, weil ein Bergsteiger am Zugspitzferner in eine Gletscherspalte stürzt, sagt Bergwachtler Toni Vogg junior. Nicht immer gehen diese Unfälle tödlich aus. Einen 42-Jährigen aus Fürstenfeldbruck konnten die Rettungskräfte am Freitag jedoch nur noch tot bergen.
Er war am Donnerstag gegen 22 Uhr von der Höllentalangerhütte zur Zugspitze aufgebrochen und wollte dann weiter über den Jubiläumsgrat gehen. „Es war bereits stockdunkel und es hatte geregnet“, berichtet Vogg. Mehr als ungünstige Verhältnisse für den anspruchsvollen Aufstieg über den Gletscher. Alles deutet darauf hin, dass der Mann beim Übergang vom Gletscher in den oberen Klettersteig ausrutschte und in eine offene Gletscherspalte stürzte. „Es gab eine Rutschspur“, berichtet Vogg.
Als die Frau des Fürstenfeldbruckers ihn Freitagabend vermisst meldete, begann die Suchaktion. Sein

Auto wurde auf dem Parkplatz der Osterfelderbahn entdeckt. Zwei Hubschrauber von Bundeswehr und Polizei waren im Einsatz, um den Zugspitzferner abzusuchen. Acht Bergretter suchten alle offenen Gletscherspalten ab. Gegen 21 Uhr entdeckten sie in einer Spalte einen Rucksack. „Ohne den Rucksack hätte die Suchaktion wohl wesentlich länger gedauert“, berichtet Vogg. Ein Bergretter wurde in die Spalte abgeseilt. Von dort führte eine unterirdische Verbindung zur nächsttieferen Spalte. Dort unten, in 15 Metern Tiefe wurde der 42-Jährige im Eis eingeklemmt gefunden.
„Zu diesem Zeitpunkt konnten wir noch nicht abschätzen, ob der Mann noch am Leben ist“, berichtet Toni Vogg. Es war bereits stockdunkel. Ein zweiter Bergretter wurde abgeseilt, die Bergung gestaltete sich äußerst schwierig. „In den Gletscherspalten können wir nur mit Steigeisen arbeiten“, erklärt Vogg. „Wir können nirgendwo stehen.“ Dennoch gelang es den Rettern, den Mann aus dem Eis zu befreien. Doch die Notärztin konnte nichts mehr für ihn tun.
Toni Vogg junior geht davon aus, dass der Fürstenfeldbrucker ausgerutscht war, als er die Steigeisen ausziehen wollte. „Hundertprozentig können wir es zwar nicht klären, aber vieles deutet darauf hin.“ Es komme immer wieder vor, dass Bergsteiger dabei ausrutschten und abstürzten.
Für die Bergwacht Grainau blieb es am Wochenende nicht bei diesem einen Einsatz. Am

Samstagnachmittag mussten sie erneut auf den Höllentalferner ausrücken. Ein Bergsteiger traute sich weder vor noch zurück. Erneut wurde der SAR-Hubschrauber angefordert, um drei Bergretter nach oben und den Bergsteiger sicher ins Tal zu bringen. Die SAR-Hubschrauber sind für die Bergwacht ein wichtiger Partner – allerdings werden sie ihr ab 2017 nicht mehr zur Verfügung stehen. Denn im Zuge der Bundeswehr-Reform wird die SAR-Einheit vom Luftwaffenstandort Landsberg abgezogen und nach Baden-Württemberg verlegt. Der Anflugweg wird sich dadurch verdoppeln – was für die Bergwacht im Kreis Garmisch-Partenkirchen bedeutet, dass die Hubschrauber kaum noch für sie im Einsatz sein werden. „Uns fehlt damit eine wichtige Stütze in der Luftrettung“, sagt Toni Vogg junior. Die beiden Einsätze am Wochenende hätten einmal mehr gezeigt, wie wichtig die Unterstützung der SAR-Maschinen für die Bergwacht ist.