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Zugunglück: Spurensuche am Bahndamm - zur Sicherheit gibt es jetzt Tempolimits

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Von: Dirk Walter

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Nach dem Unglück konzentrieren sich die Ermittler nun auf die Beschaffenheit des Bahndamms.
Nach dem Unglück konzentrieren sich die Ermittler nun auf die Beschaffenheit des Bahndamms. © Network-pictures

Mehr als drei Wochen nach dem Unglück bei Garmisch-Partenkirchen verdichten sich die Hinweise, dass Mängel am Bahndamm den Zug zum Entgleisen gebracht haben. Aus Vorsicht hat die Bahn nun zahlreiche Langsamfahrstellen eingerichtet, allein fünf sind es bei der Werdenfelsbahn.

München – Wer regelmäßig mit dem Zug beispielsweise von Weilheim Richtung München fährt, der wird neuerdings ausgebremst. Gleich nach Verlassen des Bahnhofs Weilheim muss der Lokführer wieder abbremsen – auf einem 600 Meter langen Streckenabschnitt darf höchstens 40 km/h gefahren werden. Die Situation wiederholt sich wenige Kilometer weiter nördlich bei Wilzhofen, wo der Zug plötzlich nur noch 70 km/h fahren darf. Und ganz extrem wird es dann nach Passieren des Bahnhofs Starnberg auf einem 200-Meter-Stück zwischen Gauting und München-Pasing: Gerade mal 20 km/h sind hier neuerdings erlaubt – statt der üblichen 140 km/h.

Der Grund für diese Tempolimits ist der sogenannten Tages-La zu entnehmen, also dem Verzeichnis der vorübergehenden Langsamfahrstellen (La), das jeder Lokführer täglich aktualisiert erhält. Unserer Zeitung liegt die fast 150 Seiten umfassende Zusammenstellung für Süddeutschland (La-Bereich Süd) für diesen Montag vor. Demnach wurden an fünf Abschnitten im Werdenfelsnetz zwischen Oberau und München-Pasing nach dem Unglück Oberbaumängel identifiziert. Die erste wurde am 8. Juni eingerichtet, fünf Tage nach dem Bahnunglück bei Garmisch-Partenkirchen mit fünf Toten.

War ein Oberbaumangel auch die Ursache des Unglücks? Nach Informationen unserer Zeitung konzentrieren sich die Ermittlungen jetzt in der Tat auf die Infrastruktur an der Unglücksstelle. Zwar wurden auch die Drehgestelle der verunglückte Waggons beschlagnahmt, ein Schaden etwa an einem der Räder erscheint unwahrscheinlich. „Neben den Fahrzeugen ist insbesondere auch die Infrastruktur Gegenstand der Untersuchungen“, erklärt Moritz Metzler von der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU).

Strecke immer noch nicht für die Reparatur freigegeben

Immer noch ist die Strecke gesperrt, die Bahn kann noch nicht mit der Reparatur beginnen. Dabei müssen 500 Schwellen sowie 700 Meter Gleise verlegt, zudem die Oberleitung neu gezogen werden, wie ein Bahnsprecher erläutert. Die alten Schienen und Schwellen seien beschlagnahmt, erklärt die Staatsanwaltschaft München II.

Dementiert wird nicht, dass die Ermittler sich aber mittlerweile auf den Untergrund, also den Bahndamm, konzentrieren. „Der Bahndamm wird abgeklärt“, heißt es. Was im Detail vorgefallen ist, wird die Öffentlichkeit wohl erst erfahren, wenn die BEU einen Zwischenbericht zu dem Unglück vorlegt. Bei dem S-Bahn-Unglück von Schäftlarn war das nach etwa vier Monaten der Fall. Derweil kursieren in Bahnkreisen Gerüchte über mögliche Unglücksszenarien. Eine Theorie besagt, dass ein Messzug in den Tagen vor dem Unglück eine Abweichung der Gleislage festgestellt habe. Das könnte durch eine sogenannte Schlammstelle, so der Fachjargon, entstanden sein. Ist der Untergrund durchnässt, kann sich die Höhenlage der beiden Schienen verändern – solche Gleisverwindungen können zur Entgleisung führen.

Diese Vermutung kursiert auch bei DB Netz. Bei der Bahntochter geht man jetzt auf Nummer sicher. In den Tagen nach dem Unglück wurden beispielsweise auch auf anderen Strecken Langsamfahrstellen verordnet, beispielsweise auf der Strecke München-Rosenheim-Freilassing, wo bei Aßling (Kreis Ebersberg) seit dem 7. Juni sogar Tempo 20 gilt. Und es kommen fortwährend weitere Oberbaumangel hinzu, erst am Montag im Netz Oberland auf der eingleisigen Strecke Gmund-Tegernsee, die auf Geheiß der Tegernseebahn bis Donnerstag unbefahrbar ist.

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