Urbane Seilbahn: In der Gondel über die Isar schweben

Mit einer normalen Fahrkarte in Grünwald einsteigen und in sieben Minuten über die Isar nach Pullach schweben. Zwei urbane Seilbahnen und drei weitere Projekte könnten Bausteine für den künftigen ÖPNV im Landkreis München werden.
Landkreis – Fünf Projekte sollen nun gemeinsam mit den Kommunen noch weiter untersucht werden, das hat der Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur des Landkreises am Donnerstag beschlossen. Insgesamt haben die Gutachter vom Büro Intraplan Consult 23 Projekte auf Verkehrswirksamkeit und Rentabilität untersucht.
Die Pendelseilbahn von der Endstation der Tram am Derbolfinger Platz in Grünwald zum S-Bahnhof der S7 in Höllriegelskreuth schneidet in der Kosten-Nutzen-Analyse am besten ab und würde als einzige Verbindung vom Bund wohl auch bezuschusst. Zwei Gondeln könnten – über zwei Stützen geführt – die Isar überqueren und den Höhenunterschied zwischen Grünwald und Pullach überwinden. „Das ist nur eine reine Arbeitshypothese“, stellte Gutachter Bernd Kollberg klar, „es gibt auch andere Standorte für die Seilbahn-Stationen, aber es wäre die beste Verknüpfung von Tram und S-Bahn.“ Die Experten rechnen mit 2300 Fahrgästen pro Werktag. 30 Personen könnten in eine Gondel einsteigen. „Die Anbindung von Grünwald an die S-Bahn wäre die wesentliche Funktion“, betonte Kollberg.
Weniger rentabel schneidet diese Seilbahn-Variante ab
Nicht ganz so rentabel schneidet bei der Nutzen-Kosten-Analyse die Seilbahn-Variante auf 7,9 Kilometern von Fürstenried West nach Pasing ab. Die Fahrt über Neuried, Martinsried, Gräfelfing mit sechs Stationen dauert 25 Minuten. Angeschlossen sind die Gewerbegebiete, Kollberg erwartet hier 11 400 Fahrgäste pro Werktag. Die Baukosten liegen bei rund 55,9 Millionen Euro.

Auch die Verlängerung der U3 von Fürstenried West nach Neuried wird weiterverfolgt: Es geht um eine Strecke von 1,4 Kilometern, die Fahrzeit würde 1,55 Minuten dauern. Die Baukosten lägen bei rund 178,4 Millionen Euro.
Ernüchternde Kostenberechnungen
Die Kreisräte ließen sich von den ernüchternden Kostenberechnungen nicht abschrecken. Sie beschlossen, dass auch im Norden und Osten zwei Projekte näher untersucht werden. Dazu zählt die Tram auf 15,3 Kilometern von Lohhof über Unterschleißheim und Hochbrück nach Ismaning mit einer Fahrzeit von 31 Minuten.
U2-Verlängerung schneidet gut ab in puncto Verkehrswirksamkeit
Im Osten zeigte die U2-Verlängerung von der Messestadt über Feldkirchen nach Kirchheim-Heimstetten eine gute Verkehrswirksamkeit. Hier gibt der Landkreis eine neue Berechnung in Auftrag: Geprüft wird diesmal, ob die hohen Fahrgastzahlen auch erreicht werden, wenn die U2 oberirdisch in die Gewerbegebiete von Feldkirchen und Heimstetten verlängert wird. Die unterirdische Variante zu den S-Bahnhöfen in Feldkirchen und Heimstetten hatte sich mit 536,9 Millionen Euro als sehr kostspielig erwiesen.
Vielleicht Zuschüsse für weitere Projekte
Man habe bei 23 Projekten „die Spreu vom Weizen“ getrennt, resümierte Gutachter Kollberg. Zwar würde derzeit nur die Seilbahn im Isartal vom Bund gefördert, allerdings sollen im nächsten Jahr die Förderrichtlinien gelockert werden, dann könnte der Landkreis für weitere Projekte Zuschüsse erhalten.
Landtagsabgeordneter Markus Büchler (Grüne) appellierte, „lassen Sie uns auf den hohen Nutzen schauen“, es wäre töricht, sich gleich von den Kosten abschrecken zu lassen.