Waldramer Badehaus-Verein wird für sein Eintreten gegen Rassismus ausgezeichnet

Das Badehaus in Waldram setzt immer wieder Zeichen im Kampf gegen Vorurteile, Antisemitismus und Rassismus. Dafür wird der Trägerverein nun am 25. Januar in Berlin gerehrt.
Wolfratshausen – Das Badehaus Waldram ist diesjähriger Preisträger der Obermayer Awards. Zusammen mit fünf anderen Preisträgern aus ganz Deutschland wird das Badehaus für seinen Kampf gegen Vorurteile und Rassismus prämiert. Das Badehaus ist die einzige bayerische Initiative, der diese Ehre zuteilwird. „Wir sind sehr dankbar und stolz über diese Auszeichnung und Würdigung unserer jahrelangen Arbeit“, heißt es auf der Homepage des Vereins.
Seit dem Jahr 2000 werden die Obermayer Awards verliehen. Laut Pressemitteilung würdigen sie Bürger und Organisationen, die sich für die Erinnerung an die wichtige Rolle, die die jüdische Bevölkerung vor der Zeit des Nationalsozialismus über Hunderte von Jahren für die deutsche Gesellschaft spielte, einsetzen. Ausgezeichnet werden darüber hinaus Menschen, die sich – ausgehend von den Lehren aus der Geschichte – der Bekämpfung von Vorurteilen und Rassismus einschließlich Antisemitismus widmen und die Aussöhnung und Verständigung zwischen verschiedenen Gruppen fördern.
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Joel Obermayer, Geschäftsführer der Organisation Widen the Circle, die die Awards verwaltet, erklärt: „Die innovativen engagierten Preisträger der Obermayer Awards 2022 sind Vorbilder, nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern, in denen man sich bemüht, ein Vermächtnis von brutalem Rassismus und Diskriminierung zu überwinden.“ Vor allem die Tatsache, dass wie in Waldram das Engagement einer neuen Generation gefördert werde, sei wichtig, um eine bessere Zukunft zu schaffen.
Dennis Buchner, Präsident des Abgeordnetenhauses Berlin, schlägt den Bogen in die Gegenwart: „Die gegenwärtige Zeit der Corona-Pandemie zeigt, wie schnell wieder Sündenböcke für gesellschaftliche Konflikte gesucht werden. Auch antisemitische Ausfälle und Straftaten häufen sich leider. Ich bin froh, dass wir mit der Verleihung der Obermayer Awards ein Zeichen setzen können für Toleranz, Verständnis und Respekt.“
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Wie es in der Pressemitteilung heißt, „vermittelt das Museum die komplexe Geschichte des Lagers „Föhrenwald“. Die ursprünglich für Beschäftigte und Zwangsarbeiter errichtete Siedlung wurde nach dem Krieg als Lager für jüdische Holocaust-Überlebende (Displaced Persons) und später als Zufluchtsort für Heimatvertriebene genutzt. Der Verein „Bürger fürs Badehaus“ wurde vor zehn Jahren gegründet. Seitdem haben die inzwischen über 540 Mitglieder knapp 40 000 Ehrenamtsstunden in die Renovierung des Gebäudes und die Gestaltung innovativer Ausstellungen investiert, die unter anderem Filme mit Zeitzeugeninterviews umfassen. Während der Pandemie entstand im Rahmen eines Projekts ein Film, in dem junge Deutsche Interviews mit drei Generationen ehemaliger Bewohner des Lagers Föhrenwald in Israel führen.
Die Obermayer Awards wurden von Arthur S. Obermayer (1931 - 2016), einem amerikanischen Unternehmer und Philantropen, und seiner Frau Judith H. Obermayer ins Leben gerufen. Die virtuelle Feierstunde im Berliner Abgeordnetenhaus anlässlich des Holocaust-Gedenktags wird am 25. Januar ab 18 Uh auf den Websites des Berliner Abgeordnetenhauses als Live-Stream übertragen. Ab 20 Uhr steht eine Wiederholung (nur englisch) zur Verfügung. Das Preisgeld der Awards beträgt 1000 Euro.
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