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Teures Update für Theresienbad Greifenberg

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Von: Dieter Roettig

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Thomas Söldner, Leiter der Kreisseniorenheime, freut sich, dass der schmucke Innenhof in Greifenberg bei den Neu- und Umbaumaßnahmen erhalten bleibt.
Thomas Söldner, Leiter der Kreisseniorenheime, freut sich, dass der schmucke Innenhof in Greifenberg bei den Neu- und Umbaumaßnahmen erhalten bleibt. © Roettig

Greifenberg – Ein neues Kapitel in der bewegten Geschichte des Theresienbads Greifenberg steht an. Nach einer lebhaften Vorberatung des Senioren- und Sozialpolitischen Ausschusses soll der Kreistag in seiner Dezember-Sitzung final über die Rundum-Erneuerung des Kreisseniorenheimes entscheiden, in dem aktuell rund 115 betagte Menschen leben und betreut werden. Dabei geht es um eine Gesamtsumme von rund 35 Millionen Euro.

Bei mehreren Untersuchungen wurden in dem Greifenberger Heim gravierende Mängel beim Brandschutz festgestellt, deren Beseitigung oberste Priorität genießt. Auch in Sachen Energiebilanz, Barrierefreiheit und Raumaufteilung kamen Defizite zutage. Um aussagekräftige Konzepte für Sanierung, Umgestaltung und Teilneubau bis hin zu Abriss und komplettem Neubau zu erhalten, hat der Landkreis das Münchner Architekturbüro Tronsberg engagiert, das bereits mehrere ähnliche Projekte als Referenz anbieten kann.

Markus Tronsberg stellte drei konkret ausgearbeitete Varianten und eine nur angedachte vor. Alle mit Plus- und Minus-Punkten, wobei eine vom Architekten selbst sowie von Kreisbaumeister Christian Kusch und Heimleiter Thomas Söldner als empfehlenswert und am besten praktikabel favorisiert wurde.

Dem konnten sich allerdings nicht alle Ausschuss-Mitglieder anschließen. Trotz detaillierter Ausführungen und Abwägungen der Varianten durch den Architekten wollten sie die favorisierte nicht ad hoc dem Kreistag vorschlagen. Dr. Hans-Peter Schlierf (ÖDP), Hannelore Baur (SPD) und Daniela Groß (Grüne) erbaten sich mehr Bedenkzeit und die Zurverfügungstellung der Präsentation im internen Ratssystem, um sie nochmals in Ruhe studieren zu können. Das sagte Margit Horner-Spindler zu, die als Stellvertreterin des Landrats die Sitzung leitete. Die Abstimmung zur Vertagung auf den nächsten Termin fiel allerdings zu Ungunsten der Antragsteller aus, so dass letztendlich die favorisierte Variante mit 7:3-Stimmen als Empfehlung an den Kreistag abgesegnet wurde.

Daniela Groß fühlte sich durch den „Schnelldurchlauf“ und Termindruck als „Missachtung des Gremiums überrumpelt“ und verließ nach der Abstimmung den Sitzungssaal des Landratsamtes.

Bei der dem Kreistag empfohlenen Variante bleiben der ursprüngliche Bau an der Ostseite sowie der Verbindungsbau mit dem Haupteingang erhalten. Die übrigen Gebäude werden nach und nach abgerissen. Dafür entstehen bei laufendem Betrieb in mehreren Bauabschnitten drei Neubauten mit 120 Pflegeplätzen in einer zeitgemäßen Wohngruppenaufteilung, die man später durch Dachaufstockung um 46 Plätze erweitern kann. Mit diesem Konzept bleibe laut Architekt Tronsberg die Ensemble-Struktur sowie der Innenhof mit dem Baumbestand erhalten. Darauf legte Helga Gall (Grüne) besonderen Wert. Ein Minuspunkt ist die lange Bauzeit von circa 2023 bis mindestens 2026 sowie die Brandschutzmaßnahmen beim Altbestand, die trotz späterem Umzug durchgeführt werden müssen. Denn auch über eine sinnvolle Nachnutzung des Altbestands hat man sich bereits Gedanken gemacht. Die Ideen gehen von Büros und einer Kindertagesstätte bis zu Wohnraum für Pflegekräfte.

Wechselvolle Geschichte

Warum das Kreisseniorenheim in Greifenberg „Theresienbad“ heißt, wissen selbst die meisten Bewohner nicht. Im Jahr 1833 entdeckte hier ein Landarzt namens Dr. Josef Hasinger eine Heilquelle mit Eisen, Kohlensäure und Schwefelwasserstoff. Er eröffnete einen Kurbetrieb „zur Behandlung passender Krankheiten“. Als Bayern-König Ludwig I. und seine Gemahlin Theresia am 15. Oktober 1835 zum Kaffee im Greifenberger Schloss bei Baron von Perfall weilten, kamen sie auf dem Rückweg am Mineralbad „in lieblicher Lage“ vorbei. Theresia war entzückt, verbrachte hier eine „Sommerfrische“ und der König verlieh dem Bad daraufhin per Ministerial-Rescript den Namen „Theresien-Heilbad“.

Jahrzehntelang zählte Greifenberg laut dem Augsburger Stadtgerichtsrat Dr. Koller „zu den bedeutendsten Heilbädern unseres bayerischen Vaterlandes“. Mangels eines Gleisanschlusses direkt vor der Haustüre hat man den Betrieb 1907 trotzdem eingestellt. Aus dem Komplex wurde später eine BdM-Führerinnenschule und nach dem Ende des zweiten Weltkriegs ein Lazarett. Im Februar 1948 vernichtete ein Brand das Bad fast vollständig. Nur der südliche Anbau und der Pavillon mit dem Zwiebeltürmchen blieben erhalten.

1948 kaufte der Landkreis Landsberg das Gelände und baute den Haupttrakt zur Betreuung alter und hilfsbedürftiger Mitbürger wieder auf. Nach zahlreichen weiteren Neu- und Umbauten bietet das „Kreisseniorenheim Theresienbad“ heute Platz für bis zu 115 pflegebedürftige Menschen. Zum Portfolio gehören neben der vollstationären- auch die Kurzzeit- und Tagespflege. Betriebsleiter von Greifenberg und auch vom Seniorenheim Vilgertshofen ist seit über zehn Jahren Diplom-Gerontologe Thomas Söldner. Er ist mit seinem Erfahrungsschatz voll involviert in die Planungen für die Umgestaltung.

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