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KlangZeit mit Callas und Caruso

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Von: Susanne Greiner

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Weihnachtsbrettl 2022 Landsberg
‚Callas‘ (Monika Calla, rechts) und ‚Caruso‘ (Matthias Bartels, 2.v.r.) steuerten Bittersüßes zum Weihnachtsbrettl der Kleinkunstbühne bei. Für Musik aus aller Welt sorgte das Duo „KlangZeit“ mit Johann Zeller am Akkordeon und Marie-Josefin Melchior an der Geige. © Greiner

Landsberg – Weihnachten ist selten so, wie man es gerne hätte. Stress, ein kaputter Fernseher und auch das allgemeine Unwohlbefinden – sei‘s nun wegen zu vielen Knödeln oder zu wenig Gas – sorgen für Magen- und Seelenschwere. Auflockern lässt sich das mit einer liebgewonnenen Tradition: dem Weihnachtsbrettl der Landsberger Kleinkunstbühne s‘Maximilianeum. Das durfte heuer nach jahrelanger Pause wieder Ohren, Kopf und Magen versüßen – mit der Callas, dem Caruso, dem Duo „KlangZeit“ sowie Orangenpunsch und Plätzchen.

Nein, beim Weihnachtsbrettl tönen keine Zimbeln und Engels­chöre. Das machen die Musiker Marie-Josefin Melchior und Johann Zeller gleich am Anfang klar: ein Tanz, bei dem Zellers Akkordeon zur Beatbox wird, entführt in die Welt – die auch zur Filmwelt werden kann, wenn Geige und Akkordeon das Thema aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ schmelzen. Dazu gibt es Tango und Sitz-Boarischen, Brahms‘ „Ungarischer Tanz Nr. 5“ oder auch ein aramäisches Friedenslied – Musik mit so viel Leidenschaft und Können gespielt, dass Kerzen und Co. für Herzenswärme überflüssig werden.

Die Callas und der Caruso alias Monica Calla und Matthias Bartels lesen Eigenes und Fremdes. Einem etwas holprigen, da abgelesenen Kabaretteinstieg um den Klassiker „Wie stelle ich den Christbaum auf“ folgen humorvoll-zynische Texte und Gedichte: das aktualisierte Weihnachtslied mit der Krippe als klimaneutralem Tiny-House mit Hausgeburt, eine dramatische Knödelballade, Loriots „Fernsehabend“ sowie sein Gedicht „Advent“ samt mordlüsterner Förstersfrau. Aber auch eine Live-Schalte zum Nürnberger Christkindlmarkt, von dem Calla im besten Fränkisch über „Zwetschgenmännle“ in Form von Scholz, FDP, Grünen oder auch in Form eines Landrats politisiert, der unterm Baum gar die „wundersame Vermehrung von sich selbst“ auf fünf Stellvertreter erfährt. Nicht nur Politik und Humor deklamieren ‚Callas und Caruso‘. Bartels liest auch Wolfgang Borcherts „Die drei dunklen Könige“, eine nüchtern-düstere Weihnachtsgeschichte aus der Nachkriegszeit.

Natürlich darf am Tag des WM-Endspiels der Fußball nicht fehlen. Die ‚Live-Schalte‘ wird aber unterbrochen – und wechselt zum 24. Dezember 1914, nach Armentière. Der Heiligabend, an dem Briten und Deutsche gemeinsam „Stille Nacht“ sangen und am nächsten Tag auf dem gefrorenen Kohlacker im Niemandsland Fußball spielten. In diesem Sinne „stille, friedliche Weihnachten“ wünschen Calla und Bartels, begleitet vom aramäischen Friedenslied, das „Friede diesem Haus“ wünscht. Und dessen Refrain das Publikum sanft ausklingen lässt. Ein gelungener Start in die hoffentlich ‚Staade Zeit‘.

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