Die Callas und der Caruso alias Monica Calla und Matthias Bartels lesen Eigenes und Fremdes. Einem etwas holprigen, da abgelesenen Kabaretteinstieg um den Klassiker „Wie stelle ich den Christbaum auf“ folgen humorvoll-zynische Texte und Gedichte: das aktualisierte Weihnachtslied mit der Krippe als klimaneutralem Tiny-House mit Hausgeburt, eine dramatische Knödelballade, Loriots „Fernsehabend“ sowie sein Gedicht „Advent“ samt mordlüsterner Förstersfrau. Aber auch eine Live-Schalte zum Nürnberger Christkindlmarkt, von dem Calla im besten Fränkisch über „Zwetschgenmännle“ in Form von Scholz, FDP, Grünen oder auch in Form eines Landrats politisiert, der unterm Baum gar die „wundersame Vermehrung von sich selbst“ auf fünf Stellvertreter erfährt. Nicht nur Politik und Humor deklamieren ‚Callas und Caruso‘. Bartels liest auch Wolfgang Borcherts „Die drei dunklen Könige“, eine nüchtern-düstere Weihnachtsgeschichte aus der Nachkriegszeit.
Natürlich darf am Tag des WM-Endspiels der Fußball nicht fehlen. Die ‚Live-Schalte‘ wird aber unterbrochen – und wechselt zum 24. Dezember 1914, nach Armentière. Der Heiligabend, an dem Briten und Deutsche gemeinsam „Stille Nacht“ sangen und am nächsten Tag auf dem gefrorenen Kohlacker im Niemandsland Fußball spielten. In diesem Sinne „stille, friedliche Weihnachten“ wünschen Calla und Bartels, begleitet vom aramäischen Friedenslied, das „Friede diesem Haus“ wünscht. Und dessen Refrain das Publikum sanft ausklingen lässt. Ein gelungener Start in die hoffentlich ‚Staade Zeit‘.