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»See-U« als Lobby für die Schondorfer

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Von: Dieter Roettig

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Tobias Heigl (links) und Achim Deboeser von der Initiative See-U  Schondorf
Enttäuscht von der Resonanz des Dorfentwicklungsausschusses zeigten sich Tobias Heigl (links) und Achim Deboeser von der Initiative See-U nach der Sitzung im Schondorfer Rathaus. © Roettig

Schondorf – Tobias Heigl, der mit seiner „See-U Initiative“ beim Schondorfer BürgerBudget 2019 mit 101 Stimmen als klarer Sieger hervorging, fühlt sich von der Gemeinde zu wenig unterstützt. Während die nächstplatzierten Projekte mit weniger als der Hälfte seiner Stimmen längst realisiert wurden, geht es bei See-U und ihrem Ideenpaket so gut wie gar nicht voran. Jetzt durften Heigl und sein Kollege Achim Deboeser wenigstens vor dem Ausschuss für Dorfentwicklung ihren Maßnahmenkatalog vorstellen. 

Laut Heigl hätten ihnen die Schondorfer „in dieser demokratischen Abstimmung das Mandat gegeben, dieses Projekt entsprechend der Ankündigung durchzuführen“. Leider sehe Bürgermeister Alexander Herrmann die Annahme von See-U beim BürgerBudget im Nachhinein als Fehler an. Denn laut den Statuten dürften nur Projekte in die Auswahl kommen, die innerhalb eines Jahres realisiert werden können. Und bei See-U würde das, wenn überhaupt und dann nur teilweise, eine unendliche Geschichte werden.

Der Grundgedanke von See-U, den Achim Deboeser dem Ausschuss nochmals vorstellte: Schondorf verfügt über ein ausgedehntes und malerisches Seeufer. Das sind auf einer Länge von ca. zwei Kilometern rund 40.000 Quadratmeter, die sich im öffentlichem Eigentum befinden. Im Kontrast dazu hätten die Schondorfer Bürger, die nicht in der ersten Reihe wohnen, nur einen äußerst eingeschränkten direkten Zugang zu „ihrem See“. Nämlich am Badegelände auf einer Länge von ca. 20 Metern und einer Fläche von 400 Quadratmetern, also nur einem Hundertstel des eigentlich vorhandenen Seeufers im öffentlichen Eigentum.

See-U möchte das „öffentliche Staatseigentum Ufer“ für die Schondorfer wieder erlebbar machen. Indem man zum Beispiel Biotope neu erfasst, den Uferweg verbreitert, die Sicht auf den See wieder herstellt und zusätzliche Bademöglichkeiten schafft. Achim Deboeser: „Unser Ziel ist es, die aktuelle Schieflage von ca. 99 Prozent Seeufernutzung durch Naturschutz, Privatanlieger oder dem für Augsburger vorbehaltenen Badeplatz im Verhältnis von nur einem Prozent Nutzungsmöglichkeit durch die Allgemeinheit in ein besseres Gleichgewicht zu bringen.“

In der Verfassung des Freistaates heiße es schließlich klipp und klar: „Staat und Gemeinde sind berechtigt und verpflichtet, der Allgemeinheit die Zugänge zu Bergen, Seen, Flüssen und sonstigen landschaftlichen Schönheiten freizuhalten und allenfalls durch Einschränkungen des Eigentumsrechts freizumachen sowie Wanderwege und Erholungsparks anzulegen“. Das Wort „Enteignung“ wollen Heigl und Mitstreiter in ihren Ausführungen ausdrücklich vermeiden, betonten sie.

Aber sie würden vor einem Bürgerentscheid nicht zurückschrecken mit der Forderung, einen „unanständigen Bebauungsplan“ zugunsten weniger Privatanlieger in eine „anständige Überplanung des Schondorfer Seeufers“ umzuwandeln. Der Bebauungsplan Seestraße-Ost, der angeblich auf die Initiative eines Seeufer-Anwohners zurückgehe, „betoniert die ganze Fehlentwicklung“. Er sehe keine öffentlichen Zuwegungen zum Ufer, keinen Uferweg sowie keine öffentliche Nutzung des Seeufers für die Bevölkerung vor. Er definiere die Grünflächen zu privaten Freizeitflächen, die damit für die Gemeinde für immer unerschwinglich würden. Heigl: „Wieso sollte eine Gemeinde einen Bebauungsplan aufstellen, der ausschließlich ein paar wenigen Privatpersonen dient? Und sich damit für immer die Möglichkeit zu nehmen, auf Gemeindegrund am See gestalterisch tätig zu werden?“

Tobias Heigl und seine rund 20 Mitstreiter haben einzelne Abschnitte des Seeufers mit Elektrobooten befahren und dokumentiert, wie Braunes Haus, ehemalige Segelschule, Strandbad Forster, Seeuferpromenade, Augsburger Badeplatz oder Dritter Orden. Dieser Abschnitt sei besonders interessant, weil er sich bestens für den Beginn eines Uferwegs Richtung Süden eigne.

Bizarre Fehlentwicklung

Laut See-U hätte sich in den letzten Jahrzehnten eine „zum Teil bizarre Fehlentwicklung eingeschlichen“, da die Schlösser- und Seenverwaltung Uferstreifen nur an Bürger vermiete, die über einen Zugang zum Seeufer verfügen. Heigl: „Wenn es Anwohnern gelingt, durch eine Liegenschaft - und sei es nur eine Hecke oder ein Zaun - das Seeufer abzuriegeln, bekommen sie den Uferstreifen bis zum See für ca. einen Euro pro Quadratmeter und Jahr als Freizeitfläche dazu.“ Diese Fehlentwicklung müsse im Bebauungsplan Seestraße-Ost korrigiert werden. See-U möchte die privaten Pachtverhältnisse bei einem Eigentümerwechsel in kommunale Pachtverhältnisse umwandeln.

Bei der Diskussion widersprach CSU-Gemeinderat Andreas Ernst vom Strandbad Forster den Berechnungen von See-U. Man brauche nicht mehr öffentliche Zugänge zum See. Es gebe zum Beispiel am Weingartenweg zahlreiche frei zugängliche Badebuchten. Falsch, konterte Heigl in einer schriftlichen Stellungnahme an den KREISBOTEN: „Weder die Gemeinde noch die Schlösser- und Seenverwaltung stellen diese Badebuchten zur Verfügung“. Man verlange von der Gemeinde sogar, sie mit Zweigabschnitten zu versperren. Auch die von Ernst angeführte Seeanlage mit Dampfersteg und der Gemeindesteg beim Segelverein seien nicht zum Baden geeignet. Heigl: „Wir haben schon Verständnis, dass Herr Ernst keine weiteren attraktiven Zugänge zum See in Form einer zusätzlichen öffentlichen Badewiese wünscht. Als einziger Anbieter eines Zugangs zum See gegen Eintritt ist das nicht anders zu erwarten“.

Tobias Heigl und Achim Deboeser betonten nochmals, die Schondorfer Seeufer-Initiative sei keine Lobby für persönliche wirtschaftliche Einzelinteressen, sondern eine Lobby für die breite Schondorfer Öffentlichkeit. Den Vortrag vor dem Dorfentwicklungsausschuss nahmen Bürgermeister und Gemeinderäte zur Kenntnis, fassten aber zur Enttäuschung der Initiative keinen Beschluss. Scheinbar wolle man den direkten Anliegern am See nicht auf die Zehen treten.

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