Die hohen Energiepreise sowie die allgemeinen Preissteigerungen machten Menschen quer durch die Gesellschaft zu schaffen – „Jungen, Alten, Familien, Rentnern“, so Dietl. Auch viele Mieten würden steigen, sofern sie durch Indexverträge an die Preisentwicklung gekoppelt seien. „Die Verunsicherung unter den Bürgern ist groß“, berichtete der Caritas-Geschäftsführer. Der Ton werde rauer, der Sozialneid größer. Die Missstimmung gegenüber Geflüchteten nehme zu. Die Politik auf allen Ebenen müsse sich Gedanken machen, wie der soziale Friede zu erhalten sei, forderte Dietl.
Ein Problem seien schwer verständliche, kompliziert auszufüllende Anträge. Neben einer ohnehin großen Scham halte dies Menschen davon ab, Unterstützungsleistungen zu beantragen, auf die sie Anspruch hätten. „Das betrifft auch Leistungen für Kinder und Jugendliche“, betonte Dietl.
Manches sei auch zu wenig bekannt – etwa, dass Menschen mit niedrigem Einkommen die Möglichkeit haben, für einzelne Monate Hartz IV beziehungsweise Bürgergeld zu beantragen, zum Beispiel, wenn Nachzahlungen für Strom oder Heizung fällig würden.
Hilfe gibt es auch von nicht-staatlichen Einrichtungen. So bietet die Landsberger Energie-Agentur (LENA) ehrenamtlich für ALG-II- und Wohngeldempfänger in der Stadt und im Landkreis Landsberg einen Stromspar-Check an. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, einen Zuschuss für die Anschaffung eines energieeffizienten Kühlschranks zu bekommen.
Dietl sprach auch von einem „Ansturm auf die Tafeln“, was Marlies Klocker nur bestätigen konnte. Bis Ende März habe die Landsberger Tafel etwa 130 Haushalte versorgt, inzwischen seien es über 200, so die Vorsitzende des Vereins Landsberger Tafel.
Der Zuwachs sei vor allem durch Geflüchtete aus der Ukraine entstanden. Inzwischen teile man die Kunden in zwei Gruppen auf, die sich wochenweise abwechseln. So ließen sich auch Konflikte zwischen „Alt-Kunden“ und neu Hinzugekommenen vermeiden. Klocker betonte, das Angebot der Tafel könne immer nur ein Zubrot sein. „Man kann nicht nur von der Tafel leben.“