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Sozialausschuss Landsberg: Den sozialen Frieden erhalten

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Von: Ulrike Osman

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Flachdach anbau Schlossbergschule Landsberg
Immer mittwochs können sich Menschen, die nicht genug Geld haben, um sich zu versorgen, bei der Landsberger Tafel Essen abholen. Aufgrund der aktuellen Lage suchen dort inzwischen über 200 Personen Hilfe. © Greiner

Landsberg – Die Sozialberatungsstellen in der Stadt rechnen in den nächsten Wochen und Monaten mit wachsendem Zulauf. Bei der Landsberger Tafel ist er schon da – sie versorgt mittlerweile über 200 Haushalte. Im Sozialausschuss des Stadtrats gaben Markus Dietl, Geschäftsführer des Caritas-Verbands im Landkreis, und Tafel-Vorsitzende Marlies Klocker einen Überblick über die aktuelle Situation. 

Dietl berichtete von einem Netzwerktreffen, das kürzlich mit Vertretern von Politik, sozialen Einrichtungen, der Sozialverwaltung des Landkreises und des Jobcenters stattgefunden hat. Eingeladen waren auch die regionalen Energieversorger, doch ausgerechnet sie glänzten durch Abwesenheit. Dabei hätte man von ihnen gern erfahren, welche Möglichkeiten es für die Ratenzahlung von Strom- und Gasrechnungen gebe, um dies an Ratsuchende weiterzugeben.

Die hohen Energiepreise sowie die allgemeinen Preissteigerungen machten Menschen quer durch die Gesellschaft zu schaffen – „Jungen, Alten, Familien, Rentnern“, so Dietl. Auch viele Mieten würden steigen, sofern sie durch Indexverträge an die Preisentwicklung gekoppelt seien. „Die Verunsicherung unter den Bürgern ist groß“, berichtete der Caritas-Geschäftsführer. Der Ton werde rauer, der Sozialneid größer. Die Missstimmung gegenüber Geflüchteten nehme zu. Die Politik auf allen Ebenen müsse sich Gedanken machen, wie der soziale Friede zu erhalten sei, forderte Dietl.

Ein Problem seien schwer verständliche, kompliziert auszufüllende Anträge. Neben einer ohnehin großen Scham halte dies Menschen davon ab, Unterstützungsleistungen zu beantragen, auf die sie Anspruch hätten. „Das betrifft auch Leistungen für Kinder und Jugendliche“, betonte Dietl.

Manches sei auch zu wenig bekannt – etwa, dass Menschen mit niedrigem Einkommen die Möglichkeit haben, für einzelne Monate Hartz IV beziehungsweise Bürgergeld zu beantragen, zum Beispiel, wenn Nachzahlungen für Strom oder Heizung fällig würden.

Ansturm auf Tafeln

Hilfe gibt es auch von nicht-staatlichen Einrichtungen. So bietet die Landsberger Energie-Agentur (LENA) ehrenamtlich für ALG-II- und Wohngeldempfänger in der Stadt und im Landkreis Landsberg einen Stromspar-Check an. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, einen Zuschuss für die Anschaffung eines energieeffizienten Kühlschranks zu bekommen.

Dietl sprach auch von einem „Ansturm auf die Tafeln“, was Marlies Klocker nur bestätigen konnte. Bis Ende März habe die Landsberger Tafel etwa 130 Haushalte versorgt, inzwischen seien es über 200, so die Vorsitzende des Vereins Landsberger Tafel.

Der Zuwachs sei vor allem durch Geflüchtete aus der Ukraine entstanden. Inzwischen teile man die Kunden in zwei Gruppen auf, die sich wochenweise abwechseln. So ließen sich auch Konflikte zwischen „Alt-Kunden“ und neu Hinzugekommenen vermeiden. Klocker betonte, das Angebot der Tafel könne immer nur ein Zubrot sein. „Man kann nicht nur von der Tafel leben.“

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