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Panzerfaust-Granate: Nervengas kann zu Atemlähmung führen

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Abgesperrt: Nach der Explosion einer Handgranate ist der Bereich hinter der alten Papierfabrik in Müller am Baum Sperrgebiet. © Thomas Plettenberg

Miesbach - Eine weiße Rauchsäule stand am Mittwochnachmittag über der Mangfall bei Müller am Baum. Zwei Arbeiter der angrenzenden Firma wollten der Sache auf den Grund gehen, als es gegen 16 Uhr plötzlich einen lauten Knall gab.

Dabei handelte es sich um die Phospor-Verpuffung einer Panzerfaust-Granate aus dem Zweiten Weltkrieg.

Laut Josef Lang, Dienststellenleiter der Polizei Holzkirchen, haben die beiden Männer die Garante auf der Kiesbank wohl bewegt, was die Verpuffung auslöste. Lang hatte die Einsatzleitung inne, da die Mangfall in diesem Bereich zur Gemeinde Warngau gehört – und somit in den Zuständigkeitsbereich der Holzkirchner Polizei.

Äußerlich wurden die Arbeiter nicht verletzt, aber vorsorglich zur Untersuchung in das Krankenhaus Agatharied gebracht, berichtet Lang. Denn bei der Verpuffung wurde das Nervengas Phosgen freigesetzt. „Gase sind immer gefährlich, vor allem, wenn’s schon so lang rumliegen“, betont Martin Hauder, Leiter des Rettungsdienst beim BRK Miesbach. Atemlähmung, die Bildung von Ödemen und Leberversagen können die Folgen sein. „Der leitende Notartz Dr. Dombrowski hat nach Rücksprache mit der Toxikologie in München Maßnahmen getroffen“, erklärt Erich Schröck, der für die Abteilung Katastrophenschutz am Landratsamt vor Ort war.

Diese sahen so aus, dass neben den beiden Männern noch 33 weitere Menschen in das Krankenhaus gebracht wurden. Dabei handelte es sich ebenfalls um Mitarbeiter der Firmen in Müller am Baum, die das Treiben vor ihrer Haustüre beobachtet hatten. „Wir wollten die nicht einfach heimgehen lassen“, sagt Hauder. „Nicht, dass die dann zwei Tage später ein Ödem haben. Momentan merkt man das nämlich gar nicht.“ Dafür mussten die 15 Einsatzkräfte des BRK allerdings erst die Firmen abklappern. Denn die Beamten sperrten den Bereich um die alte Papierfabrik großräumig ab, und die meisten Zuschauer kehrten an ihren Arbeitsplatz zurück. Nach Auskunft von Michael Kelbel, Geschäftsführer des Krankenhaus Agatharied, musste jedoch niemand stationär aufgenommen werden. Alle konnten die Klinik nach den Untersuchungen wieder verlassen.

Unterdessen verständigten die Einsatzkräfte den Kampfmittelräumdienst. „Das Sprengkommando wurde in Polizei-Begleitung von Garching nach Miesbach eskortiert“, berichtet Schröck vom Katastrophenschutz. Der Spezialist identifizierte das Geschoss eindeutig als Panzerfaust-Granate aus dem Zweiten Weltkrieg, betont Einsatzleiter Lang. Von dem Sprengsatz ging keine Gefahr aus. „Der hat’s eingepackt und ist wieder gefahren“, ergänzt Lang. Gegen 19.30 Uhr war der Einsatz beendet.

Wie die Granate auf die Kiesbank gelangte, ist unklar. „Die Vermutung liegt nahe, dass sie durch das Hochwasser zu Tage kam“, meint Schröck. Ob sie vom Tegernsee angeschwemmt wurde oder aus der Mangfall stammt kann er nicht sagen.

Julia Pawlovsky

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