Garching - Zum Thema „Antisemitismus in Europa - neue Erscheinungsformen der alten Feindschaft gegen Juden" sprach Professor Wolfgang Benz anlässlich des Holocaust-Gedenktages in der Stadtbücherei.
Wolfgang Benz, ehemaliger Leiter für Antisemitismus-Forschung in Berlin und Autor zahlreicher Bücher zum Thema, referierte unter anderem über die vielschichtigen Ursachen des Antisemitismus, woher der traditionelle und die neueren Formen des Antisemitismus kommen und welche Konzepte es für den Umgang damit gibt.
Zunächst klärte er darüber auf, dass der Begriff „Antisemitismus“ eigentlich falsch sei, weil „semitisch“ eigentlich eine afroasiatische Sprachgruppe bezeichne, die mit dem Judentum als Religion nichts zu tun habe. Dennoch habe sich der Begriff im 19. Jahrhundert für Judenfeindlichkeit eingebürgert.
Weiter erklärte Benz die völkischen, rassistischen und pseudowissenschaftliche Ansätze des Antisemitismus und warnte vor den Gefahren gerade auf angeblich rationaler Basis.
Bei der anschließenden lebhaften Diskussion beantwortete Wolfgang Benz auch Zuschauerfragen über den Ursprung diverser Verschwörungstheorien - „Die Weisen von Zion“ - und verschiedener Geschichtsfälschungen zur Verleumdung der Juden. Die aktuelle Politik Israels wurde ebenso gestreift wie die Frage, ob man Israels Politik kritisieren dürfe.
Sein Fazit: Antisemitismus ist zwar weltweit verbreitet, in westlichen Staaten aber nicht staatstragend. Hier sei der politische Wille, gegen den Antisemitismus anzukämpfen, stark vertreten.
Professor Benz ist Träger des Geschwister-Scholl-Preises. Er arbeitet öfter mit der Bundeszentrale für politische Bildung zusammen und ist einer der Herausgeber der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft sowie Mitbegründer der „Dachauer Hefte“. mm