„Die Bahnstrecke ist überlastet“: Darum kann die S7 nicht überall halten

Mit dem neuen Fahrplan hält nicht jede S-Bahn mehr in Dürrnhaar und Peiß. Ein Ärgernis für die Fahrgäste. Sogar Unterschriften wurden gesammelt. BEG-Geschäftsführerin Bärbel Fuchs erklärte jetzt im Ayinger Gemeinderat, warum es auch in Zukunft kaum Hoffnung auf mehr Zughalte gibt.
Aying – Nein, Geschenke hatte Bärbel Fuchs nicht dabei. Die Geschäftsführerin der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) stand dem Ayinger Gemeinderat Rede und Antwort. Machte aber kaum Hoffnung, dass Verspätungen auf der Bahnstrecke schnell hinfällig sein werden. Und mehr Halte, wie gewünscht, in Dürrnhaar und Peiß seien auch nicht so einfach. Zuvor überreichte die Initiative S7Ostplus rund 510 Unterschriften an Bärbel Fuchs. Damit fordert die Initiative Verbesserungen auf der S-Bahnstrecke
Pünktlichkeit und Verspätungen sind das Problem
Mit dem neuen Fahrplan, der seit Dezember gilt, gibt es durchaus Verbesserungen im Ayinger Gemeindegebiet. Oftmals fährt die S7 im 20-Minutentakt. Doch mehrmals rauscht sie ohne Stopp am Dürrnhaarer und Peißer S-Bahnhof durch. Warum? „Die Bahnstrecke ist ehrlich gesagt überlastet. Die Grenzen sind erreicht. Mehr kann die S7 nicht leisten“, so Bärbel Fuchs. Die Themen Pünktlichkeit und Verspätungen sind das Problem. „Wir haben auf dieser Bahnstrecke ein ganz enges Korsett. Es geht dabei um jede Minute.“ Jeder Halt auf der Strecke kostet Zeit. Manchmal sind es schon Kleinigkeiten, die zu Verspätungen führen. Und dann summieren sich schnell Sekunden und Minuten: „Die S7 Ost fällt durch viele Folgeverspätungen auf“, erklärte Fuchs. Der normale Durchschnitt seien 66 Prozent, hier jedoch 85,4 Prozent. Im Jahr 2022 hatte im Durchschnitt jeder Zug auf dieser Bahnstrecke 2,44 Minuten Verspätung. Fuchs: „Das ist das Dilemma.“

Nur kurze Zeitfenster
Der Fahrplan sei jetzt schon sehr angespannt. Züge würden mit der maximal erlaubten Geschwindigkeit fahren, um in der Zeit zu bleiben. Verspätungen übertragen sich auf Folgezüge. Und zusätzliche Halte gehen am Schluss auch zu Lasten der Wendezeit in Kreuzstraße. Dort stünde der S-Bahn nur das Gleis 1 zur Verfügung. Sprich, der Zug fährt ein, der Zugführer muss in die andere Fahrkabine gehen. Sechs Minuten sind die Mindestzeit in Kreuzstraße, damit die Fahrt wieder nach München angetreten werden kann. Auch das sei ein kurzes Zeitfenster.
Eingleisige Strecke mit alten Schienen
Schuld an den Problemen seien die Schienen: „Die sind sehr alt, gefühlt über 100 oder 150 Jahre alt.“ Und dann die Eingleisigkeit. Nur in Neubiberg, Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Aying stehen zwei Bahngleise am Bahnhof zur Verfügung. In Hohenbrunn gibt’s dann noch eine Ausweichmöglichkeit. Aber dann war’s das auch schon. Fuchs hätte gerne Hoffnung gemacht, dass doch noch der eine oder andere Halt möglich wäre: „Aber bei starker Nachfrage sinkt natürlich die Pünktlichkeit auf der Strecke drastisch. Jeder Halt macht mindestens eine Minute aus.“ Das Nonplusultra wäre freilich die Zweigleisigkeit. Hierfür habe die BEG bereits eine so genannte „verkehrliche Aufgabenstellung“ ausgearbeitet. Sprich, da tut sich was. Fuchs merkte aber an, dass sie die Zweigleisigkeit in ihrer beruflichen Laufbahn vermutlich nicht mehr erleben werde. Das heißt? Fuchs: „Ich habe noch 15 Jahre.“ Es kann also dauern.
Bahnübergänge weg- oder umgebaut
Noch heuer soll die Strecke in ein Schnellbahnnetz umgewandelt werden. Denn bisher wäre sie auch für Gütervekehr nutzbar. Einhergehen wird damit eine andere Signalisierung: „Das bringt dem System eine klitzekleine Zeitersparnis.“ Zudem werden Bahnübergänge weg- oder umgebaut. Zum Ende des Jahrzehnts soll München ein digitaler Knoten werden, sodass insgesamt weitere Sekunden an Zeitersparnis denkbar seien.
Vorschläge aus dem Gemeinderat
Im Gemeinderat gab es diverse Vorschläge, wie vielleicht doch noch Dürrnhaar und Peiß mehr Halte bekommen könnten. Christine Squarra (Grüne) warb dafür, einfach in einer Testphase mehr Halte zuzulassen. „Dann müssen Sie aber auch mit allen Gemeinden sprechen, die davon betroffen sind“, erwiderte Fuchs. „Ich garantiere Ihnen, dass darunter die Pünktlichkeit leiden wird.“ Andreas Wolf (Grüne) plädierte dafür, den Ost-Ast der S7 entweder am Ostbahnhof enden zu lassen oder in eine andere Richtung fahren zu lassen. Luzia Schwaz (PWH) brachte den Halt Wächterhof ins Gespräch. Doch dort steigen tatsächlich mehr Pendler ein, wie in Dürrnhaar. Dann stand noch zur Debatte, wer wichtiger ist. In Dürrnhaar sind es mehr Personen, die ein- oder aussteigen. „Zur Not könnten Peißer auch nach Aying zu Fuß gehen, wenn es sein muss“, so Bürgermeister Peter Wagner (CSU), um dann aber gleich noch festzustellen: „Wir geben Peiß nicht auf!“