Pacini: So ist es aber nicht in der Gesellschaft angekommen.
Squarra: Ja, es gibt ein Problem der Kommunikation bei der Letzten Generation. Pacini: Ich denke, man wäre auch in die Tagesthemen gekommen, wenn man sich nackt ins Museum gestellt hätte. Dafür muss ich nicht Kartoffelbrei auf einen van Gogh schmeißen.
In der BMW-Welt in München hatten sich Wissenschaftler an ein Auto geklebt. Ist der Protest so besser adressiert?
Pacini: Ich bin gegen jede Form der Zerstörung als Protest. Ich bin ein Fan des Miteinanders. Und wir erreichen die Menschen nur, wenn man sie mit Positivität umgibt. Mit noch mehr Negativität kommt im Kopf nichts mehr an, da ist tote Hose. Auf der Bühne kann ich als Künstlerin zeigen, was ich schon selbst für den Klimaschutz gemacht habe.
Squarra: Da muss ich jetzt einhaken. Das Mantra, ‚Jeder kann was tun’, ist nicht immer von Vorteil. Das Ziel sind die großen Hebel, die Politik. Es geht um den Druck, der am Ende in der Politik ankommen muss.
Pacini: Wir haben ja gemerkt, dass wir die Politik mit radikalen Aktionen nicht erreichen. Ist die Antwort jetzt noch radikalere Aktionen?
Squarra: Naja, zumindest reden wir wieder über den Klimaschutz. Während Corona haben wir nicht über das Thema Klima gesprochen.
Pacini: Die Proteste treffen die Menschen gerade auf den falschen Fuß. Viele Menschen machen sich Sorgen um ihre finanzielle Zukunft und um ihre Arbeit. Immer nur draufzuhauen, damit erreicht man vielleicht auch nur den gegenteiligen Effekt.
Sie denken, dass man die Menschen im Augenblick nicht erreichen kann – egal mit welchem Protest?
Pacini: Ich befürchte, dass im Moment so viele Probleme zusammenkommen, dass die Umwelt leider ins Hintertreffen geraten ist, und dass wir mit noch mehr Aufmerksamkeit auf das Thema, das genaue Gegenteil erreichen.
Squarra: Aber Klimaschutz ist immer noch das oberste Thema.
Pacini: Ja, aber man muss auch verstehen, wann der Zeitpunkt für Proteste richtig ist, um etwas zu erreichen. Die Bereitschaft ist jetzt nicht da.
Squarra: Das sehe ich anders. Wegen der Letzten Generation ist das Thema wieder auf dem Tisch. Später können wir in Deutschland vielleicht auch inhaltlich reden.
Was wäre der ideale Protest für mehr Klimaschutz?
Squarra: Vielleicht, wenn sich die Kunst mit der „Letzten Generation“ zusammentut.
Pacini: Ja, man kann als Künstlerin vor der Zugabe über den Klimawandel sprechen. Wir müssen unser Publikum – und in Ihrem Fall Wähler – mobilisieren. Aber wir müssen uns damit abfinden, dass die Klimaziele nicht so schnell zu erreichen sind, wir haben auch den Krieg an der Backe. Man darf keine Zielsetzungen haben, die irrational sind.