Wirt verliert Hand - und sein Gasthaus: Jetzt sprechen die Verpächter und räumen mit Gerüchten auf

Ganz Baierbrunn redet über den Wirt des Gasthofs Zur Post, der nach seiner Hand nun auch sein Gasthaus verliert. Jetzt melden sich seine Pächter zu Wort.
Update vom 22. Juni: Was zuviel ist, ist zuviel: Martina Nißl, Inhaberin des Gasthofes zur Post und des Hotels Strobl in Baierbrunn, und ihr Mann Norbert haben sich lange genug zurück gehalten, haben Gerüchte nicht kommentiert. Gerüchte, dass beispielsweise das Hotel Strobl, das das Ehepaar seit Jahren betreibt, schließt. Oder dass die Kündigung, die sie Post-Pächterin Martina Kurucová und ihrem Lebensgefährten Roman Schmoll ausgesprochen haben, einer Sanierungsmaßnahme geschuldet sei. „Ganz konkret: Das Hotel Strobl schließt nicht“, nimmt Martina Nißl Stellung. „Im Gegenteil: Wir freuen uns auf weitere Gäste.“
Und die Kündigung? Hier gibt es eine längere Vorgeschichte, denn eigentlich sollte diese bereits Anfang 2018 ausgesprochen werden. Der Grund: Pachtschulden. „Dann kam die Anfrage zur Dreherlaubnis von Frank Rosin“, erinnert sich Norbert Nißl. „Er wollte dem Wirtspaar helfen, wieder auf die Beine zu kommen, wollte sehen, woran es lag, dass die Gäste ausbleiben. Aber logischerweise wollte das Produktionsteam nur dann Geld reinstecken, wenn der Wirt bleiben kann.“
Apropos Frank Rosin: Es gab eine Explosion in einem Restaurant auf Mallorca: Das TV-Team von Frank Rosin war unter den Gästen – Frau in Flammen.
Wirt verliert Hand und jetzt Gasthaus: Ehepaar gab aufgrund der Dreharbeiten dem Wirtspaar noch mal eine Chance
Das Ehepaar entschloss sich, Kurucová und Schmoll noch mal eine Chance zu geben. Ende Mai 2018 kam der Fernsehkoch nach Baierbrunn, erarbeitete ein Konzept für die Gastwirtschaft, und bestand auf einer Lösung, wie das Betreiberpaar von seinen Schulden herunter kommen, beziehungsweise diese begleichen könne. „Allein die Pachtschulden beliefen sich zu diesem Zeitpunkt auf 30.000 Euro“, sagt Norbert Nißl. „Nur leider hielten sich Frau Kurucová und Herr Schmoll nicht an diesen Plan. Sie sind den Verpflichtungen nicht nachgekommen, sondern haben alle Fristen verstreichen lassen.“
Daher legte die Verpächterin Ende 2018 dem Wirtspaar nahe, von sich aus aufzuhören. „Wir wollten einen Schlussstrich ziehen.“ Im Februar erfolgte dann die fristlose Kündigung. „Es ist also nicht so, dass wir wegen Sanierungsmaßnahmen oder ähnlichem die Kündigung ausgesprochen hatten.“ Und: „Wir wollen die Post sanieren, wobei der Traditionsgasthof erhalten bleiben soll und wird.“
„Rosins Restaurants“-Gasthaus Zur Post: Neuer Wohnraum für künftigen Wirt und seine Mitarbeiter geplant
Das Gebäude stammt ursprünglich aus dem 18. Jahrhundert, und steht unter Denkmalschutz. Durch eine Nutzungsänderung für den ersten und zweiten Stock soll erreicht werden, Wohnraum zu schaffen. „Und zwar günstiger Wohnraum für den neuen Wirt und seine Mitarbeiter“, betonen Nißls.
Bisher wurden ein paar der einfachen Zimmer von Monteuren genutzt, die aber mittlerweile allein wegen des Komforts und schönen Ambientes lieber direkt im Hotel Strobl wohnen wollten. „Die Post als Hotel aufrecht zu erhalten, ist wirtschaftlich nicht rentabel“, da ist sich das Ehepaar einig. „Aber wir wollen alles daran setzten, die Gastwirtschaft wieder zum Dorfmittelpunkt zu machen.“
Ex-Wirt Roman Schmoll bestätigt die Vorwürfe der Verpächter
Schmoll selbst bestätigt die Vorwürfe der Verpächter. „Ja, wir haben im Februar eine Kündigung erhalten, ein Anwalt wurde von uns eingeschaltet.“ Auch, dass er seinen finanziellen Verpflichtungen nicht nachgekommen ist, räumt der gelernte Koch ein. „Es gab Vereinbarungen, aber es ist einfach nicht gegangen.“
Erstmeldung: Nach Verlust seiner Hand: Nächster Rückschlag für Wirt von „Rosins Restaurants“
Ursprungsmeldung vom 20. Juni: Baierbrunn –Die Tage sind gezählt: Am 31. Juli gehen im „Gasthaus zur Post“ die Lichter aus. Eine Entscheidung, die aber nicht von den Wirtsleuten Roman Schmoll und seine Lebensgefährtin Martina Kurucová gefällt worden ist. Sie waren erst einmal richtig geschockt, als die Kündigung des Pachtvertrages ins Haus flatterte. „Wir hätten uns gewünscht, hier zu bleiben.“ Nun sucht das Wirtspaar ein neues Lokal.
Nach ersten Informationen soll der Gasthof saniert und in Wohnungen oder Apartments umgebaut werden, ein weiteres Haus soll sich anschließen. „Eine erste Voranfrage hatten wir in der vergangenen Sitzung des Bauausschusses“, bestätigt Bürgermeister Wolfgang Jirschik (ÜWG). Details dazu gäbe es allerdings noch nicht. Der Antrag auf Vorbescheid zum „Neubau eines Mehrfamilienhauses mit Tiefgarage sowie eine Nutzungsänderung von Hotel zu Wohnungen“ steht jedenfalls auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung des Gemeinderats am Dienstag, 25. Juni.
Bauarbeiten und Hotelschließung bedrohen die Existenz der Wirtschaft

Vor drei Jahren hatte Roman Schmoll gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin den Gasthof mit dem gemütlichen Biergarten übernommen – und erst einmal kräftig investiert. „Rund 70 000 Euro“, sagt der 58-Jährige. Der Löwenanteil floss in eine neue Küche. „Die war rund 40 Jahre alt, nix hat mehr richtig funktioniert.“ Böhmische, bayerische und österreichische Gerichte bot der gebürtige Karlsbader seinen Gästen, die auch aus dem dazugehörigen Hotel kamen, an. Doch dann schloss dieses vor rund zwei Jahren – „und da fehlten mir halt auch ein großer Teil der Kunden.“
Ebenso nicht geschäftsfördernd war die sechsmonatige Vollsperrung der B 11 in Hohenschäftlarn 2016. „Viele Gäste kamen aus Wolfratshausen oder Geretsried. Da überlegt man es sich zweimal, ob man einen kilometerlangen Umweg machen will.“
Gasthaus in Baierbrunn bekommt Hilfe von Fernsehkoch Frank Rosin
Schmoll und Kurucová holten sich Fernsehstarkoch Frank Rosin, um mit seiner Hilfe wieder auf die Beine zu kommen. „Nur noch böhmisch-bayerische Küche, keine Pizza oder Gyros mehr“, lautete dessen Plan für die Zukunft. Und alles übersichtlicher.
Böller explodiert in der Hand von Roman Schmoll
Doch dann kam der 18. August 2018. Schmolls Sohn Raphael feierte seinen sechsten Geburtstag. Die Stimmung im Biergarten war ausgelassen, Schmoll stand am Grill. Das Geburtstagskind fand eine alte Rakete und bat den Vater, diese anzuzünden. Der Böller explodierte und riss Schmoll die rechte Hand weg. Es war ein Schock für die ganze Familie.
Video: Roman Schmoll verliert Unterarm - jetzt meldet er sich zurück
Wirt muss Gasthof aufgeben: Die Liebe gibt ihm Kraft
Aber aufgeben kam nicht in Frage: Kaum aus dem Krankenhaus zurück, stand der 58-Jährige wieder bei Gemüse und Fleisch in der Küche, am Armstumpf eine Prothese mit integriertem Messer- und Hackebeil-Aufsatz. Seinen Optimismus und seine Lebensfreude wollte er sich durch den Unfall auf keinen fall nehmen lassen. Woher nur nimmt der Baierbrunner die Kraft, immer vorwärts zu schauen, nie aufzugeben? Die Antwort steht neben ihm. Martina Kurucová, 43 Jahre, gelernte Köchin und Betreiberin einer Fahrschule in Tschechien – und seit vier Jahren die Frau an seiner Seite. Kennengelernt hat sich das Paar bereits vor über 20 Jahren, damals, als Schmoll noch den Gasthof zur Linde in Wolfratshausen betrieb. „Er hat immer gesagt, ,Warte, eines Tages krieg ich dich’“, erzählt die Wirtin und lacht. Dieses ,eines Tages´ sollte 15 Jahre später sein, nämlich, als Schmolls ältester Sohn bei ihr den Führerschein machte. Knapp sechs Monate später packte Kurucová ihre Koffer und die beiden Kinder und zog für ihre große Liebe nach Baierbrunn, gemeinsam machten sie den Traum einer Wirtschaft wahr. „Ich denke, ich hatte eine Brille mit 12 rosa Dioptrien auf“, sagt sie rückblickend. Doch auch sie ist eine Kämpferin. „Wir schaffen das.“
Nach Rückschlägen: Suche nach einem neuen Lokal
Trotz aller Rückschläge möchten beide unbedingt im Gastronomiebereich bleiben, dafür hängen sie mit zuviel Herzblut an ihrem Beruf. Jetzt suchen sie „eine kleinere Wirtschaft, so mit 50 Innenplätzen und Biergarten, die man auch zu zweit betreiben kann.“ Die Küche würden sie mitbringen, ebenso das Konzept. „Wir bleiben bei den Gerichten aus der Heimat.“ Schmoll hält kurz inne und lacht. „Und, weil wir ja flexibel sind: Sollte jemand doch Gyros wollen – Vorbestellung genügt.“
Dass Dreharbeiten ernste Konsequenzen haben können, musste nun auch ein TV-Star am eigenen Leib erfahren: Stephen Dürr droht jetzt sogar eine Amputation.
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