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Seltene Einblicke: So sieht's beim BND aus

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Von: Dirk Walter

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BND
Ein Kontrollraum mit dem Namen "Signal Intelligence" (SIGINT). Darin: High Tech. Standort: Nicht in Pullach, mehr ist nicht bekannt. © Martin Schlüter/Sieveking Verlag

Pullach - Geheimsache BND? Von wegen! Für eine Fotodokumentation hat der Geheimdienst sein Hauptquartier in Pullach geöffnet. Die Bilder gehören zu einer neuen Transparenz-Offensive des verschwiegenen Dienstes.

Chemische Formeln an der Tafel, ein abenteuerlicher Verhau aus Chemiefachzeitschriften und Papierkram auf dem Schreibtisch, mittendrin thront eine angebissene Wurstsemmel in Zellophan – so sieht er also aus, der Alltag in den Büros des Bundesnachrichtendienstes. Der Fotograf Martin Schlüter hat im Auftrag des BND die Dienststelle Pullach im Landkreis München durchleuchtet. Dass er dies ausschließlich nachts tat, hatte ästhetische Gründe, aber für den BND auch den Vorteil, dass dann die meisten Spione in den Feierabend gegangen sind (nicht alle, wie die Wurstsemmel belegt). Denn Menschen durfte Schlüter nicht fotografieren – sie muss man sich bei den Fotos mitdenken. Die Anonymität der Agenten musste unbedingt gewahrt bleiben. Das lässt viel Spielraum für Phantasie. Wie sieht er wohl aus, der Chemiker mit der Wurstsemmel? Und die BND-Mitarbeiterin mit den vielen Elvis-Postern im Büro oder der BND-Mann mit den Faschingsorden im Büro – wer verbirgt sich da wohl hinter?

Die Fotos, zu sehen in einem opulenten Bildband und noch bis 5. Oktober im Kunstfoyer der Versicherungskammer Bayern (Maximilianstraße 53) in München, gehören zur Öffentlichkeits-Offensive, die der BND seit Jahren verfolgt. Erst kürzlich wurden Behördenschilder mit Tarnbezeichnungen abgeschraubt. Und eine zwölfköpfige Historikerkommission erforscht die Geschichte des BND bis 1968 – damals ging der erste Präsident Reinhard Gehlen in Pension. „Wir wollen rekonstruieren, was dem BND gelungen ist und was nicht – welchen Nutzen hatte er eigentlich“, sagt Forschungsleiter Klaus-Dietmar Henke. Er stuft die Öffnung des BND als „ziemlich einzigartig“ ein. Nur Geheimdienste in den USA hätten ihre Geschichte ähnlich transparent gemacht.

Hier finden Sie die aktuellen Bilder

Im Fokus steht, ob der BND zentrale Umbrüche wie den Juniaufstand 1953, den Mauerbau 1961 oder den Prager Frühling 1968 rechtzeitig erkannte. Einzelstudien sind in Arbeit. Dem BND geht es aber um mehr, nämlich um einen „souveränen Umgang mit der Vergangenheit“, wie die Pressestelle erklärt. Dass der BND sogar Holocaust-Täter wie den „Erfinder“ der Gaswagen, Walther Raulff, beschäftigte, haben die BND-Historiker schon publik gemacht. Soeben erschien, kostenlos abrufbar auf der Homepage der Kommission (www.uhk-bnd.de), eine Studie über „Adenauers Geheimarmee“ – BND-Leute bauten schon vor der Gründung der Bundeswehr eine Vorläuferstruktur auf. 2016, zum 60. Geburtstag des BND, sollen alle Studien fertig vorliegen. Mal schauen, welche Überraschungen da noch folgen.

Dirk Walter

Schon vor zwei Jahren erlaubte der BND einen Blick hinter die Kulissen

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