Grüner, lauter, frecher

Bei der Aufstellungsversammlung für die Bezirkstags- und Landtagskandidaten werden vier Kandidaten gekürt.
Landkreis – Toni Hofreiter hat die grüne Basis geschockt – mit einem Geständnis. Der Fraktionschef der Grünen im Bundestag ist schon lange mit CSU-Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt per Du. Klar, als Oberbayern – Hofreiter aus Unterhaching, Dobrindt aus Peißenberg – kennt man sich in Berlin. Als Hofreiter das aber bei der Aufstellungsversammlung für die Bezirkstags- und Landtagskandidaten (siehe Kästen) im Landkreis München erzählt, geht ein Raunen durch den Raum im Eine-Welt-Haus in München, „Buh“-Rufe folgen. Per Du? Mit einem der obersten CSUler? „Das hat mich schon geschockt“, sagt eine Besucherin offen.
Ausgerechnet mit der in Bayern übermächtigen Konkurrenz. Die Partei, die der frisch gekürte Grünen-Landtagskandidat Markus Büchler gerne „raus aus der Regierung und rein in die Opposition“ zwingen würde, damit „mobil sein in München so viel Spaß macht“. Günstige Tickets, ein gutes Streckennetz.
Büchler zeigt bei seiner Kandidatur Kante und Profil, beweist Überzeugungskraft und die Fähigkeit zur Selbstkritik. „Wir müssen raus aus der grünen Blase“, fordert er. Er will im Landtag zur Erneuerung der Partei beitragen, die in der nächsten Legislaturperiode altgediente Größen wie Christian Magerl verlieren wird. Er will, dass „wir lauter und frecher sind, klare Kante zeigen, Humor beweisen“ und das Gesicht im Maximilianeum sein, „das die Probleme des Ballungsraums München grün beleuchtet“. Sein Wahlkampfmotto: „Söder Markus quälen, Büchler Markus wählen.“
Büchler kandidiert für den Süden auf Platz vier der Grünen-Liste, Claudia Köhler aus Unterhaching für den Norden auf Platz sieben. Die beiden machen gemeinsamen Wahlkampf, teilen sich aber die Themen: Büchler Infrastruktur und als „studierter Naturschützer“ das Kernfeld der Grünen; die stark im Ehrenamt verwurzelte Köhler beackert die Themen Sozial-, Asyl- und Bildungspolitik. Bislang schaffte es nur Pullachs Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund für die Landkreis-Grünen über die Liste in den Landtag. Büchler ist optimistisch: Zehn Oberbayern im Maximilianeum seien das Ziel, „es sieht gut aus“.
Auch Bezirkstagskandidat Martin Wagner hat so seine Probleme mit der CSU. Der gebürtige Tölzer, der „echte Oberbayer“, der „kein typischer“ ist ohne Lederhose im Schrank. Er will im Bezirk – „dem CSU-Kernland“ – zeigen, „dass wir Grüne auch was zu sagen haben“.
Hofreiter hat viel zu sagen: Zu behaupten, er sei ein Freund Merkels sei „Schmarrn“ – Duz-Freund Dobrindt hin oder her. Im Fokus seiner Kritik steht die FDP. Ihr gibt er die Schuld an den geplatzten Jamaika-Gesprächen. Und auch wenn er hofft, dass die Grünen irgendwann „so stark werden, dass es egal ist, wer mit uns regiert.“