„Sind in großer Sorge“: Elternbeirat schreibt offenen Brief an Kultusminister Piazolo

In einem offenen Brief hat sich der Elternbeirat des Werner-Heisenberg-Gymnasiums an das Kultusministerium gewandt. Er fordert eine „vernünftige und tatkräftige Strategie“.
Garching – „Klare und verlässliche Aussagen müssen her!“ Das fordert der Elternbeirat des Werner-Heisenberg-Gymnasiums (WHG) in Garching in einem offenen Brief an das Kultusministerium. Eine „vernünftige und tatkräftige Strategie“ müsse das bloße Reagieren auf das Infektionsgeschehen endlich ablösen.
„Wir sind in großer Sorge“, erklärt der Elternbeiratsvorsitzende des WHG, Hans Hofmann. Absichtsbekundungen aus dem Ministerium müssten auch verlässliche Taten folgen. „Es ist unbestritten, dass die Corona-Pandemie Maßnahmen im Bildungsbereich erfordert“, sagt Hofmann, „aber wir hangeln uns von Woche zu Woche.“ Das Ministerium hätte Monate Zeit gehabt, sich vorzubereiten, um auf unterschiedliche Szenarien reagieren zu können. Das Kultusministerium habe weder eine ausreichende Ausstattung der Schulen gesorgt, noch habe es digitale Lernkonzepte erarbeitet. Auch die Lehrer seien nicht verbindlich geschult worden. Man habe sich zu auf die Eigeninitiative des jeweiligen Kollegiums verlassen. „Unser Lob“, sagt Hofmann, „gilt unserer Schulleitung am WHG, die hier Unmögliches durch ihr enormes Engagement dennoch in kürzester Zeit möglich gemacht hat.“
Direktor im Austausch mit Kultusministerium
Der Elternbrief enthält einen detailliert aufgelisteten Forderungskatalog: die Benennung aller gestrichenen Inhalte der Lehrpläne, vor allem für gymnasiale Oberstufe und Abschlussklassen, eine Reduzierung der Maximalpunktzahlen im Abitur sowie weniger Schulaufgaben und Exen. Ferner sollen Übertritte nicht mehr durch Noten, sondern durch eine Empfehlung der Lehrer ermöglicht werden, Prüfungen und Noten auch digital möglich sein, Schüler auf Probe vorrücken können.
WHG-Rektor Armin Eifertinger steht in regelmäßigem Austausch mit Mitarbeitern des Ministeriums. Der Leiter der dortigen Gymnasialabteilung, Ministerialdirigent Adolf Präbst, wisse als ehemaliger Schulleiter sehr gut, „was hier in den Schulen läuft“, so Eifertinger. Einige Punkte und Forderungen des Elternbriefes könne er durchaus verstehen oder unterstützen. „Werden weniger Prüfungen geschrieben, hat dies auch Einfluss auf die Maximalpunktzahl des Abschlusses“, sagt der Schulleiter. Das jedoch in einem laufenden Schuljahr zu fordern sei sehr schwierig – „und gehe nicht“.
Einen schlechteren Lernstand, wie im Elternbrief prognostiziert, könne er nicht feststellen, dieser sei auch nicht pauschalierbar. „Jedes Kinder hat etwas anderes gelernt“, sagt Eifertinger. Fähigkeiten beziehen sich demnach auch nicht nur auf Inhalte, sondern andere, weitere Kompetenzen. Etwa Gruppenarbeiten im digitalen Raum oder der Umgang in und mit Videokonferenzen. Sinnvoll wäre hingegen eine Änderung des Prüfungsformats in eine zentrale Prüfung mit Wahlelementen. Große Sorge bereitet dem Rektor die Distanz zwischen Schülern und Lehrern, es sei schwer einzuschätzen, ob sich ein Kind wohlfühle oder nicht. Er suche aktuell einen engen Kontakt zu seinem Kollegium. „Sie leiden nämlich ebenfalls darunter, dass sie weder ihre Kollegen noch ihre Kinder sehen.“ Denn Distanzunterricht ist am WHG nicht machbar, hierfür fehlt das W-LAN.
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