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Strahlungsaustritt am FRM II: Grüne kritisieren „Bagatellisierung“ und fordern Stilllegung

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Von: Sabina Brosch

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Forschungsreaktor München II (FRM II)
Radioaktive Strahlung ist im vorigen Mai aus dem Forschungsreaktor ausgetreten. © dpa / Peter Kneffel

Im Mai 2020 ist radioaktive Strahlung aus dem FRM II ausgetreten. Der Vorfall wurde nun als „Störung“ klassifiziert. Die Grünen kritisieren, dass die TUM die Reaktor-Panne herunterspiele.

Garching – Der Austritt von radioaktiver Strahlung aus dem Garchinger Forschungsreaktor im vorigen Mai hat Konsequenzen: Der Vorfall wurde jüngst von einer Abweichung zu einer Störung hochgestuft. Die Grünen kritisieren, dass die TUM die Reaktor-Panne nach wie vor herunterspiele. Nach ihren Recherche handelte es sich um die größte Störung an einem Forschungsreaktor seit 20 Jahren. Die Landtags-Grünen fordern daher erneut die Stilllegung des FRM II. 

Am 14. Mai 2020 trat über den Kamin des Garchinger FRM II radioaktives C-14 aus. Die Überschreitung eines Grenzwertes wurde der zuständigen Aufsichtsbehörde gemeldet und nach der atomrechtlichen Meldeverordnung in die Kategorie E eingestuft. Die Bewertung der siebenstufen internationalen Bewertungsskala (INES) erfolgte zunächst auf die Stufe 0. Dieses Ergebnis wurde nun acht Monate später auf die Stufe 1 korrigiert.

Grünen-Landtagsabgeordnete monieren Kommunikation

Stichwort INES

INES ist eine Bewertungsskala mit acht Stufen, jede Stufe bezeichnet ein Ereignis, dessen Auswirkungen zehnmal größer sind als die der darunterliegenden : 0 (Abweichung), 1 (Störung), 2 (Störfall), 3 (ernster Störfall; Strahlenschäden beim Personal), 4, (Unfall; Todesfälle innerhalb des Reaktors), 5 (ernster Unfall), 6 (schwerer Unfall) und 7 (katastrophaler Unfall oder GAU wie Tschernobyl).

Die entsprechende Pressemitteilung der Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz (FRM II) umfasst nur wenige Zeilen, hat es aber in sich, finden die beiden Grünen-Landtagsabgeordneten Claudia Köhler und Markus Büchler. Es tut sich für Köhler „ein großes Loch auf“, wieder einmal werde nur die Hälfte gesagt und öffentlich gemacht. Zum einen fehlen immer noch konkrete Daten über die realen Ableitungen und somit eine konkrete Begründung der Höherstufung anhand valider Daten. Ein für Köhler unakzeptabler Umstand, dass hier keine transparente Kommunikation stattfindet. Die von der TU gelieferte Begründung, die Höherstufung sei nach „intensiven Diskussionen mit internen und externen Stellen“ aufgrund einer formalen Anforderung erfolgt, reicht den beiden Grünen nicht aus. Die Versicherung, dass das Ergebnis weiterhin keinerlei Auswirkungen auf Mensch und Gesundheit habe, sei lediglich ein Versuch der Verharmlosung. Stufe 0 bescheinigt keine oder sehr geringe sicherheitstechnische Bedeutung, Stufe 1 stellt eine Abweichung von den zulässigen Bereichen für den sicheren Betrieb fest.

„Hier verspielt man das Vertrauen in Forschung“

Köhler und Büchler haben unterdessen selbst recherchiert. Die Aussage der TU, dass so eine Störung alle zwei oder drei Jahre passiere, stimme nicht. „Da müsste man alle Atomkraftwerke einbeziehen. Bei Forschungsreaktoren wie eben dem FRM II gab es seit dem Jahr 2000 kein einziges meldepflichtiges Ergebnis, das in Stufe 1 eingeordnet wurde“, sagt Köhler. Mit anderen Worten sei es die größte Störung an einem Forschungsreaktor in Deutschland seit mindestens 20 Jahren. „Hier verspielt man das Vertrauen in Forschung und staatliche Stellen“, moniert Büchler. „Das schadet letztlich allen.“

Auch die Garchinger Grünen sehen sich in ihrer skeptischen Haltung gegenüber den Aussagen bestätigt. Dass es „nur“ Stufe 1 sein soll, „beschwichtigt oder beruhigt mich keineswegs“, sagt Daniela Rieth. Selbst wenn sie und ihre Fraktionskollegen als Querulanten tituliert und kleingeredet werden, ist diese Bagatellisierung für Rieth nicht akzeptabel. „Wir werden hier weiterhin dranbleiben. Wir sind hart im Nehmen, aber es geht um das Wohl und die Gesundheit der Bürger.“

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