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Grüne pokern mit den Zweitstimmen

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Von: Martin Becker

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Da wollen sie hin: Über möglichst viele Zweitstimmen und die komplizierte Wahl-Arithmetik hoffen Markus Büchler und Claudia Köhler, 2018 für die Grünen in den Bayerischen Landtag einzuziehen. © dpa

Mit einer interessanten Strategie sowie einem bekannten und einem neuen Gesicht ziehen die Landkreis-Grünen in die Landtagswahl 2018.

Landkreis – Der Bezirksvorsitzende der Grünen in Oberbayern, Markus Büchler (44) aus Oberschleißheim, kandidiert nach 2008 und 2013 zum dritten Mal. Erstmals auf Landesebene ins Rennen geht Claudia Köhler (51), Fraktionsvorsitzende im Unterhachinger Gemeinderat. Bemerkenswert: Beide treten nicht in ihrer geografischen Stamm-Region an, sondern Köhler im Stimmkreis 123 (München-Land Nord) und Büchler im Stimmkreis 124 (München-Land Süd). Das letzte Wort hat natürlich die Parteibasis bei der Aufstellungsversammlung am 6. Dezember.

Warum die vertauschten Rollen? „Das liegt an der Wahl-Arithmetik bei der Landtagswahl“, erläutert Büchler im Gespräch mit dem

Münchner Merkur. Die Aussicht, das Direktmandat zu gewinnen, gilt für beide als unwahrscheinlich. Weil aber Erst- und Zweitstimmen addiert werden und auf diese Weise Listenkandidaten vorgehäufelt werden können, glaubt Büchler, „dass wir mit diesem Experiment für die Partei insgesamt das beste Ergebnis erzielen werden und in der Summe deutlich mehr Stimmen holen“. Das Kalkül beruht darauf, dass Büchler ohnehin landkreisweit bekannt ist und er deshalb auch im südlichen Stimmkreis, der rund 60 000 Wähler mehr zählt als der Norden, ordentlich punkten wird. Auch Köhler, die sich überörtlich engagiert im Vorstand der Alzheimer Gesellschaft München Land sowie mit dem Projekt, Flüchtlingen schnell Arbeit zu vermitteln, hofft sehr auf die Zweitstimmen.

„Das Wahlgesetz ist sehr komplex“, sagt Büchler. „Dieser Tausch erhöht die Chancen für beide Kandidaten.“

Außerdem gehe es „um mehr“, über 2018 hinaus. Büchler nennt als Beispiel Anton Hofreiter – der Sauerlacher sitzt seit 2005 im Bundestag, ist dort sogar zum Fraktionsvorsitzenden der Grünen gereift. „Ihn haben wir in jungen Jahren aufgebaut für die große politische Bühne.“ Gleiches gelte für den Taufkirchner Christoph Nadler „als Gesicht der Kreistags-Grünen“ und Susanna Tausendfreund, die erst Landtagsabgeordnete war und jetzt Bürgermeisterin von Pullach ist. „Jetzt geht es darum, eine neue Generation grüner Politiker im ganzen Landkreis in der Bekanntheit zu heben“, sagt Büchler. Claudia Köhler und er selbst, ebenso die Bezirkstagskandidaten in spe, Martin Wagner, aus Unterschleißheim und Frauke Schwaiblmair aus Gräfelfing, sollen als Spitzenquartett für Aufbruchstimmung bei den Grünen sorgen.

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Claudia Köhler (51), Betriebswirtin aus Unterhaching. © fkn

Was die Landtagswahl angeht, kommt ein weiterer Aspekt hinzu. Büchler steht sehr stark für ökologische Themen, Köhler richtet ihren Fokus vor allem auf soziale Belange. „Wir beide ergänzen uns prächtig“, schwärmt der Oberschleißheimer über die inhaltlich ausgewogene Doppelspitze mit der Unterhachingerin.

Kirche, Schule, Kinderbetreuung, Seniorenarbeit, Flüchtlinge: Dort liegen Köhlers Kerninteressen. „Wenn man sich in diesen Bereichen engagiert, stößt man immer dann an Grenzen, wenn der Staat seine Hausaufgaben nicht macht. Da will ich mich einbringen“, beschreibt Köhler die Motivation

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Markus Büchler (44), Webdesigner aus Oberschleißheim. © Archiv bro

für ihre Kandidatur und nennt als Paradebeispiel die Kinderbetreuung: „Der Staat schafft einen Rechtsanspruch, lässt aber die Kommunen mit ihrer Verantwortung dafür allein.“ Büchler wiederum, auch Gemeinderat und stellvertretender Fraktionschef im Kreistag, setzt thematisch auf Verkehr und Mobilität („Ich habe viele Ideen, dies für die Menschen hierzulande erträglicher zu gestalten“) sowie beim bezahlbaren Wohnraum darauf, langfristig lebenswerte Orte zu schaffen: „Das ist mir ein Herzensanliegen.“

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