Noch viele Fragen offen

Dankesworte für die Studie der TU, aber viele Vorbehalte zur Bogenbrücke zwischen den Isartalgemeinden hatte eine Mehrzahl der Grünwalder Gemeinderäte. Das Gremium stimmte einstimmig dafür, eine Bedarfsanalyse zu beauftragen und die eigenen Bürger und ihre Wünsche zu Standort, Ausgestaltung und Optik ins Boot zu holen.
Grünwald – Zwar folgte das Gremium weitgehend der Einschätzung des Uni-Teams, wonach einzig eine Bogenbrücke technisch sinnvoll sei und eine Situierung zwischen der Dr.-Engelsperger-Straße auf Grünwalder Flur und dem Kriegerdenkmal auf Pullacher Seite unter den vier geprüften Routen wohl am besten. Doch die Räte wünschten sich weitere Querungsvarianten mit besserer Anbindung an die Schulen, S-Bahn und Trambahn oder an den Freizeitpark und das Grünwalder Zentrum.
„Viel Charme“ attestierte man einer „Zusatzüberlegung“ der Expertise. Eine Querung beim Isarkraftwerk sei für eine Million Euro weit kostengünstiger, schneller realisierbar und technisch mit nur 50 Metern Länge auch weniger gravierend fürs Landschaftsbild. In die Bedarfsanalyse soll dieser Aspekt mit rein, befand der Gemeinderat. Zum Zeithorizont gab es keine Informationen. Zu viele Fragen sind offen.
Warum nicht weiter nördlich oder südlich situieren, näher am Zentrum und auf Höhe der S-Bahn-Station Höllriegelskreuth drüben in Pullach? Fragte Grünwalds Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU). Warum die Dr.-Englsperger_Straße als südlichste der vier von der TU untersuchten Querungsvarianten alternativlos sein solle, bezweifelte nicht nur der Rathauschef. „Schwierig“ sei der Expertisen-Standort, attestierte Matthias Schröder (FDP). Da entstehe eine Brücke „von der Diaspora Grünwalds in die Diaspora Pullachs“. Zur Südverlagerung konnte er sich gut auch einen Brückenstandort weiter nördlich an der Ebertstraße, nahe zum Freizeitpark vorstellen. Aber auch bei der SPD wurde Standort-Kritik laut. „Ich habe ein Problem mit diesem Standort“, gestand Joachim Zeppenfeld. „Mir fehlt hier eine genaue Nutzenanalyse“. Ein argumentativer Brückenschluss schien sich auch zwischen SPD und CSU zu vollziehen. SPD-Mann Zeppenfeld wollte wissen, warum man nicht die heutige Isar-Brücke unter der Grünwalder Burg und hinüber zum Brückenwirt nach unten durch eine eigene Fahrrad- und Fußgängerbrücke ergänzen könne? „Technisch möglich, aber schwierig und für die Optik im Isartal nicht förderlich“, gab TU-Professor Oliver Fischer zurück.
„Wäre durch die neue Bogenbrücke nicht gleich die ganze heutige KFZ-Brücke ersetzbar?“ gestaltete sich Thomas Bühlers (CSU) Ansatz revolutionär. „Dann müssten Sie das in die Südringdebatte gleich mit aufnehmen“, zweifelte der Professor. Auch bei einer möglichen Süd- oder Nordverlagerung hatte er Bauchschmerzen. Insgesamt „wenig realistisch“ sei das Projekt nach dem Vorbild der Studie, bilanzierte Alexander Steininger (CSU). Zu viele „No gos“ habe diese Planung, betonte Fraktionskollege Thomas Lindbüchl.
Ingrid Reinhart-Maier (Grüne) war mit ihrer Einschätzung, die Dr.-Engelsperger-Straße sei ein „guter Grünwalder Ausgangspunkt“, relativ alleine. Die Grünen hatten 2015 den Denkprozess angestoßen. Es gelte, der „Popularität des Fahrradverkehrs Rechnung zu tragen und den Autoverkehr auf Sicht einzudämmen. Oliver Schmidt (PBG) verlangte eine „enge Abstimmung“ mit Pullach. „Eine Bedarfsanalyse ist unumgänglich“, so Bürgermeister Neusiedl. Es gelte, alle Bedenken auch des Naturschutzes mit einzubinden. Die Brücke braucht offenbar noch viel Vorlaufzeit.