Vorstoß in einen erlauchten Kreis: Das hat Haar heuer alles vor

Die Gemeinde Haar bereitet sich heuer auf die Stadterhebung und ihre 950-Jahr-Feier vor. Was sonst noch ansteht, erfahrt ihr hier.
Haar – Haar drohen magere Jahre – aber dank einer unerwarteten Gewerbesteuer-Nachzahlung des Pharmaunternehmens MSD in Höhe von 38 Millionen Euro steht die Gemeinde heuer noch einmal gut da. Allerdings ist MSD vor einem guten Jahr nach München gezogen, womit diese Quelle endgültig erschöpft ist und Kämmerer Günter Rudolf vorsichtig nur noch mit elf Millionen Euro Gewerbesteuer fürs ganze Jahr 2023 rechnet. Wovon sich Haar die Festlaune nicht verderben lässt. Die Gemeinde feiert groß ihr 950-jähriges Bestehen und möchte die Festwochen im Idealfall mit der Stadterhebung krönen, zu der bestimmt auch das neue „Lied für Haar“ angestimmt wird.
Ein Lied für Haar
Hymne wäre zu hoch gegriffen, aber Ende Januar wird die Gemeinde ein eigenes „Lied für Haar“ haben. Elf Vorschläge von musikalischen Bürgerinnen und Bürgern sind auf den Aufruf aus dem Rathaus eingegangen, vom Rap-Song über eine mittelalterlich angehauchte Weise bis zum beschwingten Song im Stil der Spider Murphy Gang. Eine Jury aus Profimusikern wird alle Lieder vorstellen und das Siegerlied küren, das professionell im Studio produziert wird. „Haar träumt von einem Lied, aus dem man den Ort herausfühlen kann, das irgendwie ein ,Haarer Gfui’ transportiert. Die ,Melodie von Haar’ soll am Ende jeder gerne mitsummen, pfeifen oder lauthals singen“, hatte es in der Ausschreibung geheißen.
950 Jahre Haar
Ihr Jubiläum feiert die Gemeinde den ganzen Sommer lang. Offizieller Festakt und Eröffnung ist am 11. Mai, der Festreigen endet erst Mitte September zum Wiesn-Start. Vereine, Institutionen, Schulen und Kitas planen derzeit über 40 Veranstaltungen, ähnlich dem ZAMMA-Festival im Jahr 2017. Ein kleiner Auszug: Opernfestspiele im Kleinen Theater; White Dinner; „Haarwaii“ vom 8. bis 11. Juni mit Beachparty am 10. Juni; SOMMA-Festival vom 26. Juni bis 2. Juli; Nationenfest am 23. Juli. Ein italienischer Liederabend des Kulturvereins mit Christa Maria Hell am 17. September beendet, die 950-Jahr-Feierlichkeiten.

Stadterhebung
Mit 22:8 Stimmen, gegen Teile von SPD und Grünen, hat der Gemeinderat beschlossen, beim Innenministerium einen Antrag auf Stadterhebung zu stellen. Haar wäre nach Garching (Stadterhebung 1990) und Unterschleißheim (2000) die dritte Stadt unter den 29 Kommunen des Landkreises. Praktische Auswirkungen hätte es kaum, eine Ehre wäre es halt, was die Garchinger und Unterschleißheimer sicher mehrheitlich bestätigen würden. Die SPD hat bei Bürgergesprächen dagegen eher Sorgen vor weiter wachsenden Mieten, mehr Wachstum und Anonymität gehört. Entscheiden muss das Innenministerium.
Gasthof zur Post
Nach aufwendigen Sanierungsarbeiten soll der ortsprägende Gasthof zur Post im Herzen Haars, der das ganze vergangene Jahr geschlossen war, im Juli wieder eröffnen. Gut sechs Millionen Euro steckt die Gemeinde in das Gebäude. Dann folgt der zweite Bauabschnitt, die Sanierung des an den Gasthof angeschlossenen Bürgerhauses. Wenn alles glatt läuft, soll es Ende 20223 fertig sein, Kosten noch ungewiss.
Jugendzentrum Dino
Haar leistet sich einen Neubau für das Jugendzentrum „Dino“ am Wieselweg. Das Gebäude aus Betonbausteinen ist nicht nur von der Energiebilanz her ein Dinosaurier. Dafür soll das neue Dino für das Bauen in der Gemeinde völlig neue Impulse setzen. Die Jugendfreizeitstätte soll als erster Bau in Haar nach den Prinzipien des nachhaltig ökologischen „Cradle-to-Cradle-Konzepts“ errichtet werden. Wörtlich heißt das „von der Wiege in die Wiege“, ein System der Kreislaufwirtschaft, bei dem im Idealfall keine Abfälle entstehen. „Das ist ein Traum, wir wären ein Pilotprojekt“, hatte Dino-Leiterin Tanja Probst auf Anfrage des Münchner Merkur schon vor einem Jahr gesagt. Jetzt hoffen alle im Dino, dass der Traum realisiert wird.
Sportplatz Vockestraße

Für 1,45 Millionen Euro (Gemeindeanteil: rund 950 000 Euro) wird die Sportanlage saniert, modernisiert – und für die Bürger geöffnet. Ein Calisthenics-Park, eine Kletteranlage und ein Mini-Soccerplatz werden ganz neue Möglichkeiten bieten.
ISEK
Haar soll sich entwickeln – und das mit Plan. Deshalb arbeitet die Gemeinde bereits seit Monaten an einem sogenannten Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK). In einem Workshop und online haben Bürger sich mit Vorschlägen beteiligt. Sieben Vertiefungsbereiche sieht das ISEK für Haar vor, darunter die Südseite des Bahnhofs und die Leibstraße. Der Gemeinderat wird sich in einer der nächsten Sitzungen mit den Beiträgen befassen und das ISEK mit der „Vorbereitenden Untersuchung“ (VU) verabschieden. Dann kann Haar städtebauliche Förderanträge stellen und Projekte angehen. Erster Schritt: Die Toilette am Bahnhof und der Kiosk werden umgebaut.
Gewerbestandort
Haar muss seine Einnahmen steigern. Die Ansiedlung von attraktivem Gewerbe bleibt deshalb eine zentrale Aufgabe. Haar steht dabei in hartem Wettbewerb mit der Stadt München – dorthin ist der größte Gewerbesteuerzahler MSD abgewandert – und Nachbarkommunen. Elf Millionen Euro Gewerbesteuer reichen nicht aus für eine Gemeinde mit 23 000 Einwohnern – die heuer vielleicht zur Stadt erhoben wird.