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Arm im Alter: Immer mehr Senioren beziehen Grundsicherung

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Von: Charlotte Borst

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Altersarmut ist leider auch im wohlhabenden Landkreis ein zunehmendes Problem. Da müssen  wir erheblich mehr machen. Nicola Gerhardt (CSU) fordert Erleichterungen, damit sich Migranten besser zu Fachkräften entwickeln können.
Altersarmut ist leider auch im wohlhabenden Landkreis ein zunehmendes Problem. Da müssen  wir erheblich mehr machen. Nicola Gerhardt (CSU) fordert Erleichterungen, damit sich Migranten besser zu Fachkräften entwickeln können. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Der Sozialbericht für den Landkreis offenbart: Die Zahl der Senioren, die Grundsicherung beziehen, ist gestiegen. Auch Sozialleistungen werden im reichen Landkreis München vermehrt abgerufen.

Landkreis – Der Sozialbericht für den Landkreis München zieht eine positive Bilanz. Der Landkreis hat im bayerischen und deutschlandweiten Vergleich eine überdurchschnittlich junge Bevölkerung und eine überdurchschnittlich starke Wirtschaftskraft.

Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie waren zwar im ersten Jahr deutlich zu spüren: Die Zahlen der Arbeitslosen und der Sozialleistungsempfänger stiegen an. Aber 2021 ist im Landkreis schon eine Erholung der Wirtschaft und ein Rückgang der Fallzahlen zu sehen, berichtete Sozialplanerin Isabel Gruber, die den Sozialbericht 2021, in dem viele statistische Daten ausgewertet wurden, im Sozialausschuss vorstellte. Viele Corona-Auswirkungen würden sich jedoch erst zeitverzögert zeigen, schränkte sie ein. So könnte die Schuldnerquote noch deutlich steigen.

„Hohen Handlungsbedarf sehen wir in...“

Doch auf den zweiten Blick werden im Landkreis auch Probleme deutlich. Den vielen Gutverdienern, die aufgrund hoher Qualifikation überdurchschnittlich viel verdienen, steht eine nicht zu unterschätzende Zahl an Personen mit niedrigem Einkommen gegenüber: 12 000 Personen erhielten 2019 Sozialleistungen, das sind 3,4 Prozent der Landkreisbevölkerung, wobei man von einer hohen Dunkelziffer ausgeht. Besonders betroffen sind Alleinerziehende, kinderreiche Familien und Ausländer.

Der Anteil derjenigen in der Kommune, die Hilfe zum Lebensunterhalt beziehen, pro 1000 Einwohner.
Der Anteil derjenigen in der Kommune, die Hilfe zum Lebensunterhalt beziehen, pro 1000 Einwohner. © Landratsamt, Sozialbericht 2021

25 000 bis 30 000 Menschen fallen unter die definierte Armutsgrenze. „Das Thema Armut bleibt daher von großer sozialpolitischer Relevanz“, sagte Isabel Gruber. In Taufkirchen und Haar leben mehr Menschen in sozialen Problemlagen, wie Alters- und Kinderarmut, erläuterte Gruber. „Hohen Handlungsbedarf sehen wir in Taufkirchen, obwohl sich die Gemeinde in allen Bereichen positiv entwickelt hat.“

Die Zahl der Empfänger von Grundsicherung im Alter ist seit 2009 von 932 Personen stetig gestiegen auf 1565 Personen im Jahr 2020. Das sind 2,2 Prozent der Altersgruppe über 65 Jahre (Bayern: 2,7, Deutschland: 3,2 Prozent). Den höchsten Anteil an Sozialleistungsempfängern findet man in Haar, Oberschleißheim und Taufkirchen. Auffallend hoch ist der Wert h in den wohlhabenden Gemeinden Gräfelfing und Grünwald.

Verwunderung bei den Kreisräten

Das sorgte bei den Kreisräten für Verwunderung. Landrat Christoph Göbel (CSU) erklärte dies mit der hohen Anzahl kommunaler und genossenschaftlicher Wohnungen sowie zahlreicher Seniorenheimplätzen in Gräfelfing und Grünwald.

„Deutlich mehr Männer als Frauen beziehen Grundsicherung im Alter“, informierte Isabel Gruber. Die schlechtere Einkommenssituation durch unterbrochene Erwerbsbiografien, wie Schwangerschaften, Pausen zur Kindererziehung und Pflegetätigkeiten, ließen die eigenen Rentenbezüge häufig geringer ausfallen. Der Großteil der Empfänger sei deutscher Nationalität.

„Da müssen wir erheblich mehr machen.“

Landrat Göbel sieht die entscheidenden Handlungsfelder bei Mobilität und Wohnen: „Wir erwarten eine Potenzierung des Problems Wohnen, wenn die Babyboomer alt werden und barrierefreie bezahlbare Wohnungen brauchen.“ Der Landkreis, der nicht selbst bauen dürfe, könne die Kommunen nur unterstützen.

Nicola Gerhardt (CSU) forderte, dass der Einstieg in Ausbildung und Beruf für Geflüchtete verbessert wird: „Da müssen wir erheblich mehr machen.“ Schließlich brauche die Region dringend Fachkräfte.

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