Paar lebt seit Wochen ohne Heizung – Schuld ist das niedrige Grundwasser

Das niedrige Grundwasser setzt die Wärmepumpe eines Neubiberger Ehepaars außer Gefecht. Seit sechs Wochen leben sie deshalb ohne richtige Heizung.
Neubiberg – An den Weihnachtstagen ist es für Leen De Geest und ihren Mann Peter Gorcica auch schon mal gemütlicher gewesen. Die Grundwasserwärmepumpe, mit der das Paar seit 20 Jahren sein Haus in Neubiberg wohnlich wärmt, war am 12. November komplett ausgefallen. Die Heizung blieb ab sofort kalt, Warmwasser gab es auch nicht. Und an der betagten Wärmepumpe lag es nicht: Vielmehr ist der Grundwasserpegel in der Region mittlerweile dermaßen stark gefallen, dass ein entsprechender Heizungsbetrieb nicht mehr möglich war.
Fachfirma zu Fall aus Neubiberg: So etwas noch nie erlebt
„Kaum noch Grundwasser hatte das Unternehmen Brunnenbau Huber dann bei einer Kontrolle festgestellt – so etwas hätten sie noch nie erlebt“, erzählt Leen De Geest. In der Tat zeigt der Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern des Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) seit Monaten ständig sinkende Pegelstände für den Bereich Unterbiberg an, zuletzt einen neuen Niedrigstwert am 22. Dezember. „Wir haben uns dann zwei Radiatoren angeschafft, mit denen wir zumindest das Wohnzimmer heizen“, so die 63-Jährige. Doch das kommt teuer: „Da kostet uns der Strom täglich 35 Euro“, nach Aussage von De Geest. Die Wärmepumpe verbrauche gerade mal für 170 Euro Strom im Monat. Und inzwischen haben auch die Strom-Anbieter der Neubiberger die Preise erhöht, ab Februar dürften die Stromkosten somit auf monatlich bis zu 1400 Euro steigen. Was also tun?
Behörden können nicht helfen
Leen De Geest und Peter Gorcica wendeten sich an das Landratsamt München. Hier zeigte man sich verständnisvoll, wenn auch ein wenig hilflos: „Das Landratsamt hat keine Handlungsoptionen in der Angelegenheit, da der Rückgang des Grundwassers natürlichen Ursprungs ist. Eine wasserrechtliche Erlaubnis kann keinen Anspruch auf Zufluss von Wasser in einer bestimmten Menge und Beschaffenheit geben“, heißt es in einer Antwort-Mail vom 9. Dezember. Der Rat: Das Ehepaar sollte sich doch an die Gemeinde Neubiberg wenden.
Auch hier kam man über tröstende Worte nicht hinaus und verwies auf „die neu eingerichteten Wärmestuben“. Im Seniorenzentrum (Hauptstraße 12) könnten sich ältere Menschen treffen „und bei einer heißen Tasse Tee oder Kaffee aufwärmen“. Eine zweite Wärmestube „finden Sie in der Gemeindebibliothek am Rathausplatz 8“.
Paar aus Neubiberg: Nur im Wohnzimmer wird geheizt
Leen De Geest und Peter Gorcica versuchen indes ihren Optimismus nicht zu verlieren: „Irgendwie schaffen wir es schon, damit zu leben, wir sind Weltreise erprobte Boomer und machen das Beste aus der Situation“, sagen sie. Und sie haben notgedrungen Maßnahmen ergriffen: „Das offene Wohnzimmer haben wir abgeschottet mit einem dicken Thermovorhang.“ Das Wohnzimmer fungiert als „warme Stube“, sie wird elektrisch beheizt auf 17 bis 19 Grad. „Im Rest des Hauses herrschen ansonsten Temperaturen von maximal 11 Grad.“ Eine neue Heizung, die über eine Luftwärmepumpe betrieben wird, soll mittelfristig angeschafft werden, Eine nicht ganz günstige Umrüstung, die Kosten dürften hierfür im fünfstelligen Bereich liegen. Leen De Geest: „Zudem ist eine Luftwärmepumpe wohl erst im Herbst lieferbar.“
So funktioniert die Pumpe
Eine Grundwasserwärmepumpe funktioniert wie folgt: Über einen Saugbrunnen, auch Förderbrunnen genannt, wird Grundwasser aus dem Boden entnommen, die Wärmepumpe entzieht dem Wasser dann die Wärme. Das abgekühlte Wasser wird danach zurückgeleitet. Um eine Grundwasserwärmepumpe in Betrieb zu nehmen, muss allerdings Grundwasser in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung stehen. So darf das Grundwasser nicht zu viel Eisen oder Mangan enthalten, sonst besteht die Gefahr von Ablagerungen im Wärmetauscher.
Nachrichten aus dem Landkreis München finden Sie stets aktuell unter https://www.merkur.de/lokales/muenchen-lk/.