„Deutschland muss moderner werden!“: Axel Schmidt (FDP) will Schwung in die Bundespolitik bringen

Die Wahl zum Bundestag findet am 26. September statt. Aus dem Landkreis München treten acht Direktkandidaten von CSU, SPD, Grüne, FDP, die Linke, ÖDP, Freie Wähler und AfD an, die wir in loser Reihenfolge vorstellen. Heute: Axel Schmidt von der FDP.
Oberhaching – Hildegard Hamm-Brücher war es, die Axel Schmidt überzeugte. Bei einer Veranstaltung zu Beginn seines Studiums an der LMU – BWL und politische Wissenschaften – lernte er sie kennen und war begeistert von ihrem Auftritt. Als sie danach noch mit einigen Teilnehmern auf ein Bier gingen und an einer Ampel standen, sagte sie: „Sind wir mal liberal und gehen über die rote Ampel.“ Das gefiel dem 19-jährigen Axel Schmidt dann so richtig gut – und er trat in die FDP ein.
Zahlreiche Ämter hat er seitdem durchlaufen: vom Landesvorsitzenden der Jungen Liberalen bis zum Bezirksvorsitzenden, was er – nach Unterbrechung – heute wieder ist. „Das höchste Ehrenamt bei der FDP Bayern“, erklärt der 53-Jährige. „Politik sollte viel mehr aus dem Ehrenamt herauskommen“, findet er. Zu abhängig seien viele finanziell von ihren Ämtern und „haben deshalb Angst vor neuen Wegen“. Es mangle oft an Idealismus.
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Viel Zeit im Ausland
Es ist ein heißer Sommertag und Schmidt sitzt bei seinem Lieblingsitaliener am Oberhachinger Kirchplatz unterm Sonnenschirm. Hier trifft er sich gerne mit Freunden. Einmal die Woche muss das sein, das ist ihm wichtig. Heute reicht die Zeit nur für eine kurze Mittagspause, bevor er zurück ins Homeoffice fährt. Seine Brötchen verdient er seit 26 Jahren bei Wacker Chemie. Viel ist er rumgekommen in dieser Zeit. Hat Tochtergesellschaften geleitet und Start-Ups, ganze Standorte gegründet. „Zu spannenden Aufgaben habe ich nie Nein gesagt.“

Positive Einstellung
Zuletzt verbrachte er nochmals vier Jahre in Amerika. Natürlich sei dort nicht alles besser – aber er mag die Mentalität der Leute da, „viel positiver als bei uns“. Und wenn jemand scheitere, „steht er auf und macht weiter“ – ohne das Stigma des Scheiterns aufgedrückt zu bekommen, wie das in Deutschland oft der Fall sei. Ein bisschen amerikanisch kommt Axel Schmidt selbst daher. Nicht nur, weil er sich auf seiner Homepage einfach kurz vorstellt mit „Mein Name ist Axel“ und vor seinem Haus in Deisenhofen während der Wahlen die Amerikafahne flatterte. Freundlich und offen tritt er auf. „Ich bin jemand, der grundsätzlich erst mal das Positive in jedem Menschen sieht.“ Er ist keiner, der auf politische Gegner draufhaut.
Er will mit Argumenten überzeugen. Nicht immer gelingt das. Bei der Wahl zur Landesliste landete er auf Platz 21, statt 13 oder 14. Unter anderem, weil er anderen Platz machte. „Vielleicht hätte ich mehr Kante zeigen müssen“, sagt er. Egal, weiter geht’s – „ich kämpfe ja nicht für mich, sondern für die Sache“. Bis zu 20 Stunden seiner Woche vereinnahmt die Politik.
Digitalisierung wichtig
Sein Leib- und Magenthema: die Digitalisierung. „Deutschland muss wesentlich moderner werden!“ Es regt ihn auf, dass er „in Island auf einem Vulkan oder in Thailand im Busch“ besseren Handyempfang hat als vielerorts in Deutschland. Wie schlecht viele Schulen ausgestattet sind, habe die Pandemie schonungslos offengelegt. Und auch die Bildung an sich – da müsse Deutschland besser werden. Schmidt kennt die Missstände: Seine Mutter war Lehrerin, seine Tochter, 24, wird es gerade. Innovation ist nicht nur für seine Arbeit ein wichtiges Thema. „Wir haben in Deutschland keine Rohstoffe, deshalb müssen wir innovativ vorne mit dabeibleiben – und das auch entsprechend fördern.“
Dass jeder die Chance haben sollte, sich mit eigener Leistung etwas aufzubauen, ist eine Grundüberzeugung des FDPlers. Auch er selbst hat das geschafft. Aufgewachsen ist er in einer Kellerwohnung mit seiner alleinerziehenden Mutter. Sein Studium hat er sich selbst finanziert, seinen Lebensstandard heute aus eigener Kraft erarbeitet. Deshalb will er Faule nicht unterstützen, sondern die, „die es wirklich brauchen“.
Was er nicht mag, sind Verbote. „Die bedeuten nur eine Einschränkung der Wahlmöglichkeit.“ Er setzt mehr auf Lenkung. Beispiel: Klimaschutz. Da dürfe man sich – auch wenn es derzeit das drängendste Problem sei – nicht nur auf CO2 fokussieren. „Jedes Produkt hat einen ökologischen Rucksack und je nachdem, wie dieser ausfällt, muss der Preis höher oder niedriger sein“, erklärt Schmidt. So könne man das Verhalten der Konsumenten in die richtige Richtung lenken – ohne Verbote.

Auch er selbst achtet auf seinen ökologischen Fußabdruck, ohne dabei dogmatisch zu sein. „Klar versuche ich, keine Alufolie zu benutzen und nehme zum Einkaufen eigene Taschen mit“, sagt er. Aufs Radel steigt er indes höchstens in der Freizeit. „Beruflich sind die Strecken dafür zu lang.“ Dafür fährt sein Auto elektrisch.
Die Familie als Basis
Unterwegs ist Axel Schmidt gerne. Am liebsten zusammen mit seiner Frau. Früher auch mit Tochter und Sohn. Überhaupt – die Familie – „das Wichtigste für mich, meine Basis“. 71 Länder hat er schon bereist, war dabei nie länger als drei Tage in einem Hotel. Immer unterwegs, Neues entdecken, neue Menschen kennenlernen – das ist sein Ding. Genauso wichtig ist ihm seine Heimat. Oder anders ausgedrückt – wie er in seinen zahlreichen Beiträgen in den sozialen Medien gerne schreibt: strong roots – no limits, starke Wurzeln, keine Grenzen.
Die Wahl zum Bundestag
findet am 26. September statt. Aus dem Landkreis München treten acht Direktkandidaten von CSU, SPD, Grüne, FDP, die Linke, ÖDP, Freie Wähler und AfD an, die wir in loser Reihenfolge vorstellen.