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Die Gewinner und Verlierer der Wahl im Landkreis und warum es für Florian Hahn keine Pause gibt

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Von: Charlotte Borst, Doris Richter

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Florian Hahn Christoph Göbel
Landrat Christoph Göbel (r.) überreichte Florian Hahn vor der Sitzung des Kreistags ein Glückwunsch-Lebkuchenherz. © URSULA BAUMGART

Am Tag nach der Bundestagswahl zeigt sich nun klar, wer gewonnen und wer verloren hat, welche Parteien wo die meisten Stimmen bekommen haben, wer am schönsten gefeiert hat und wie die Politiker den Ausgang der Wahl bewerten.

Fleißigste Wähler

Die engagiertesten Wähler kommen aus Baierbrunn. Schon bei der Bundestagswahl 2017 war die Gemeinde der „Deutsche Meister in der Wahlbeteiligung in den größeren Gemeinden“, freut sich Bürgermeister Patrick Ott. Da lag die Wahlbeteiligung bei 89,9 Prozent. Dieses Ergebnis, haben die Baierbrunner jetzt mit 90,8 Prozent getoppt. Landkreisweit lag die Wahlbeteiligung bei 84,8 Prozent.

Deutlicher Sieger

Angesichts mancher Prognosen hatte Florian Hahn (CSU) schon Angst bekommen, sein Direktmandat an Toni Hofreiter (Grüne) zu verlieren. Doch so knapp wie angenommen ging es am Ende doch nicht aus. Mit 77 521 Erststimmen holte Hahn so viel wie Anton Hofreiter (40 468 Stimmen) und Korbinian Rüger (30 237) zusammen. Allerdings hat auch Hahn, ähnlich wie die gesamte Union, Stimmen eingebüßt (2013: 52,3 Prozent; 2017: 43,5 Prozent; 2021: 39,1 Prozent). Sein bestes Ergebnis bekam Hahn in Grünwald (52,2 Prozent), sein schwächstes in Neubiberg (33,2).

Keine Auszeit für Hahn

Nach einer ersten Wahlanalyse in der Landesleitung stellt Hahn fest, „dass die CSU mit einem blauen Auge davongekommen ist. Wir haben Verluste erlitten, ja, aber nichtsdestotrotz sind wir bundesweit auf fünf Prozent und in Bayern auf über 30 Prozent gekommen.“ Eine Pause ist für Hahn erst mal nicht drin. Am Nachmittag stehen Gremiensitzungen in der Landesleitung an, am Abend trifft sich der CSU Kreisverband in Taufkirchen. „Morgen nehme ich den ersten Flieger nach Berlin, dann folgen Vorbesprechungen in der CSU und der CDU/CSU Bundestagsfraktion.“ Und wenigstens ein Tag Auszeit? „Ist im Moment nicht absehbar. Es hört ja nicht auf, und ich bin froh darüber, dass es für mich nicht aufhört.“

Erstunterlegener

Von Anton Hofreiter, dem Erstunterlegenen – wie es im Amtsdeutschen heißt – , war am Wahlabend im Landkreis wenig zu hören und zu sehen. Als Fraktionsvorsitzender der Grünen tourte er während des Wahlkampfs durch ganz Deutschland. Zum Endspurt war er Freitag noch beim Haustürwahlkampf unterwegs, samstags suchte er an zahlreichen Infoständen den Kontakt zu Bürgern. Beim Haustürwahlkampf in Ismaning habe es viele perplexe Gesichter gegeben, als der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag plötzlich vor der Tür stand, berichtet Volker Leib, Wahlkampfleiter der Grünen. „Die Leute haben sich gefreut und das als sehr bürgernah empfunden.“

Die Partei-Hochburgen

Grünwald hat Schwarz gewählt, doch neben der CSU hat auch die FDP hier ihre meisten Wähler. 14,5 Prozent hat Axel Schmidt hier bekommen, die FDP 23,1 Prozent. Die Grünen haben ihre meisten Stimmen in den Isartalgemeinden abgesahnt: In Baierbrunn kam Hofreiter auf 24,9 Prozent, seine Partei auf 22,3. Ähnlich gut schnitten sie in Schäftlarn ab (24,9 und 21,2).

Die Verlierer

Im Schnitt um die drei Prozentpunkte haben die AfD und ihr Kandidat Gerald Otten in allen Gemeinden verloren, teilweise hat die Partei im Vergleich zur letzten Bundestagswahl die Hälfte der Stimmen eingebüßt. Otten ist sein Sitz im Bundestag dennoch sicher. Frustriert ist Yannick Rouault von der ÖDP. Nur 1,1 Prozent wählten ihn, 0,7 Prozent bekam seine Partei. Auch bei der Linken ist die Feier abgesagt: Direktkandidatin Katinka Burz und ihre Partei kamen im Schnitt auf etwa zwei Prozent, verloren in fast allen Gemeinden mehr als die Hälfte der Wähler.

Im Bundestag

Nach der letzten Wahl zum Bundestag war der Landkreis dort mit sechs Abgeordneten vertreten: Florian Hahn (CSU), Anton Hofreiter (Grüne), Bela Bach (SPD), Jimmy Schulz (FDP), Gerald Otten (AfD) und Eva Schreiber (Die Linke). In den neuen haben es nur Hahn, Hofreiter und Otten geschafft.

Zähe Auszählung

Mal gibt es mehr Stimmen auszuzählen als in anderen Gemeinden, mal schleicht sich ein Fehler ein: Trudelten die ersten Ergebnisse aus den Gemeinden schon nach knapp zwei Stunden ein, dauerte es bei anderen bis kurz vor Mitternacht. Als Erstes ausgezählt waren die Stimmen in Straßlach-Dingharting. Am längsten dauerte es in Grasbrunn, Grünwald, Unterhaching und in Haar, wo es in drei Wahllokalen Probleme mit der Stimmenauszählung gab und ein Fehler gesucht werden musste.

Partystimmung

Am meisten gejubelt wurde am Sonntag bei der FDP im Hofbräukeller, die ihr zweistelliges Ergebnis feierte, und bei der SPD am Nockherberg. Ramona Greiner, stellvertretende Vorsitzende der SPD München-Land, hatte sich voll in den Wahlkampf für Rüger reingehängt. Am Sonntagabend sang sie, nachdem die ersten Ergebnisse da waren, ausgelassen „Wir wollen den Kanzler sehen, wir wollen den Kanzler sehen“ – als Olaf Scholz auf dem Fernsehbildschirm auftauchte. Stolz war auch die Mutter von Korbinian Rüger auf das Abschneiden ihres Sohnes: „Ich hätte nie gedacht, dass er so gute Chancen hat.“

Stimmen im Kreistag

Vor der Sitzung des Kreistags am Dienstag war die Wahl nochmal Gesprächsthema Nummer eins. Landrat Christoph Göbel beglückwünschte Florian Hahn mit einem großen Lebkuchenherz. „Als klar war, dass es für Rot-Rot-Grün nicht reicht, ging es mir besser“, erzählt Ernst Weidenbusch (CSU). „Als ich sah, dass Florian Hahn so weit vorne lag, ging es mir gleich noch einmal besser.“ Unterschleißheims Bürgermeister Christoph Böck (SPD) bescheinigt Korbinian Rüger einen souveränen Wahlkampf. „Er ist ein sehr lockerer, sympathischer junger Mann und wird seinen Weg machen.“ Christoph Nadler, Kreisfraktionssprecher der Grünen, hätte sich bei den Zweitstimmen das ein oder andere Prozent mehr gewünscht, ist aber mit dem Wahlkampf zufrieden. „Toni Hofreiter spielt in einer ganz anderen Liga als Florian Hahn und musste in ganz Deutschland unterwegs sein. Hahn kann es sich erlauben, im Landkreis herumzutingeln.“

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