Oberhaching: Debatte um Schulcampus nimmt Fahrt auf

Obwohl der Baubeginn noch in weiter Ferne liegt, machen sich viele Bürger in Oberhaching große Sorgen, was den geplanten Schulcampus am S-Bahnhof angeht.
Oberhaching – Eigentlich liegt für den geplanten Schulcampus in Oberhaching mit Realschule und FOS derzeit nur die Genehmigung durch den Freistaat Bayern vor, die Planungen werden erst in den nächsten Monaten starten. Das Thema treibt die Bürger aber schon jetzt um. So kamen am Donnerstagabend über 100 Oberhachinger zu einer Infoveranstaltung der Gemeinde in den Bürgersaal Forstner, um sich detailliert zu informieren und auch ihre Bedenken zu äußern.
Wie Bürgermeister Stefan Schelle im Vorfeld berichtete, steigen die Schülerzahlen für weiterführende Schulen in der Region stetig an. Zwar gibt es Prognosen, doch bisher zeigte sich jedes Jahr in der Realität, dass die Zahlen zu kurz gegriffen waren. Daher laufen im Landkreis Bestrebungen für den Neubau von Schulen. „Natürlich wäre es einfach, nichts zu tun, doch man sollte die Zukunft aktiv gestalten und der Verantwortung für die Ausbildung unserer Kinder gerecht werden“, sagte er.
Auch in Oberhaching steigen die Schülerzahlen, was nicht nur an der generell boomenden Region liegt, sondern auch am Zuzug vieler junger Familien in die Gemeinde. Ein Schulcampus würde ermöglichen, dass die Oberhachinger Kinder dann alle Schularten direkt in ihrem Ort besuchen könnten und keine größeren Wege auf sich nehmen müssten.
Standort
Anton Sewald, der ein Bürgerbegehren gegen den in der Diskussion stehenden Standort auf dem Feld beim S-Bahnhof Deisenhofen plant, monierte, dass dieser Platz eine „Verschwendung von Vermögen“ darstellen würde. Schelle betonte, dass der Standort für die Schulen noch gar nicht festgelegt sei, sondern erst durch ein Projektsteuerungsbüro geprüft werden wird. Der Idee von Sewald, den Campus am S-Bahnhof Furth zu errichten, hielt er entgegen, dass dort zu wenig Grund der Gemeinde gehört und der Rest in privaten Händen sei, die bisher kein Interesse an einem Verkauf zeigen.
Zudem sei auch die verkehrliche Anbindung dort zu beachten, da zwar die S-Bahn fährt, aber die Busverbindungen schlecht seien. „Das Grundstück in Deisenhofen ist verfügbar und Wohnbebauung dort würde wesentlich mehr Verkehr bedeuten.“ Schelle versprach, dass alle Alternativen ordentlich geprüft würden. „Wenn das nicht geschieht, reicht ein Brief an das Verwaltungsgericht und die Pläne fliegen uns um die Ohren.“

Axel Schmidt, Bürgermeisterkandidat der FDP, war „von beiden Standorten nicht überzeugt“. Er kritisierte, dass die Gemeinde am S-Bahnhof Deisenhofen ein „Filetstück“ einsetzen würde. Dazu sagte der Bürgermeister, dass er „diese Investition für die Oberhachinger Kinder für die beste Lösung halte“.
Gerhard Jobst schlug vor, beide Schulen zu trennen, und sah den Bau der FOS im Gewerbegebiet nahe der M11 fast in Höhe Kugler Alm, jedoch auf der gegenüber liegenden Seite, als Möglichkeit. Dazu meinte Schelle, dass dort die ÖPNV-Anbindung „grottenschlecht“ sei.
Der Oberbiberger Heinz Durner, Beauftragter für weiterführende Schulen und langjähriger früherer Rektor des Gymnasiums Unterhaching, prognostizierte, dass ein Schulcampus im Zentrum ein lebendiger Kulturraum für die Gemeinde werden könnte. „Das ist eine Bereicherung und zudem sind die Synergieeffekte von Vorteil wie gemeinsame Sporthalle oder Außenanlagen.“
Verkehrsstudie: Oberhaching ist selber schuld
Finanzierung
Auch die Finanzierung des Projekts hielt Sewald für problematisch. Dazu erklärte der Bürgermeister, dass die Kosten für den Bau der Realschule je nach Schülerzahlen der einzelnen Gemeinden unter den Mitgliedern von Zweckverband, Landkreis und Freistaat aufgeteilt würden. „Wir werden also auch beim Bau an einem anderen Ort die gleichen Kosten haben, aber die Kinder müssen dann jeden Morgen unterwegs sein.“
Verkehr
Sorge galt auch der Entwicklung des Verkehrs. Sewald befürchtet, dass bereits durch die MVV-Tarifreform wesentlich mehr Verkehr an den S-Bahnhof kommen würde und mit dem Bau der Schulen eine Überlastung, vor allem der Sauerlacher Straße, stattfindet. Nach derzeitigen Schätzungen würden knapp 700 Kinder die Realschule besuchen, wobei diese noch keinen Führerschein haben, ebenso viele werden für die FOS geschätzt, wobei auch hier die meisten noch keinen Führerschein haben. „Entscheidend ist eine gute ÖPNV-Anbindung“, meinte Schelle. Die anstehende Sanierung und Verbreiterung der Sauerlacher Straße könnte zu einem stärkeren Verkehrsaufkommen schon vor dem Bau der Schulen führen. „Das müssen wir abwarten, da die Entwicklung nicht abzusehen ist, und dann entsprechend reagieren.“
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