Kommunalwahl 2020: Schleißheimer Amtsinhaber muss in die Stichwahl gegen einen Senkrechtstarter

Platzhirsch gegen Senkrechtstarter, FW gegen CSU, Christian Kuchlbauer gegen Markus Böck: Am 29. März muss der Amtsinhaber in die Stichwahl. SPD und FDP unterstützen den Herausforderer.
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Oberschleißheim – Bürgermeister Christian Kuchlbauer (FW) steht ein schwerer Gang bevor. SPD und FDP stellen sich für die Stichwahl am 29. März hinter den Kandidaten der CSU, Markus Böck. Sie wollen einen personellen Wechsel im Schleißheimer Rathaus. Die jeweils eigenen Kandidaten, Harald Müller (SPD) und Casimir Katz (FDP), hatten sich im ersten Wahlgang nicht durchgesetzt.
Kuchlbauer selbst vertraut auf sein Charisma und an das Erinnerungsvermögen der 8244 wahlberechtigten Schleißheimer: „Ich habe einige Krisen gemeistert“, erinnert er. Erfahrung und persönliche Kontakte seien gerade in Zeiten von Corona nicht mit Gold aufzuwiegen.
Vom Notnagel zum ernsthaften Herausforderer
Markus Böck, den die CSU, nachdem sie eigentlich keinen Kandidaten hatte aufstellen wollen, doch noch aus dem Hut zauberte, mischt die Schleißheimer Polit-Szene gerade auf. Ihm trauen sowohl SPD als auch FDP zu, die Corona-Krise zu handeln, die großen Probleme der Gemeinde – Verkehr, Wohnen, Gewerbe – dabei nicht hintenan zu stellen.
Die Grünen haben sich inzwischen entscheiden, für keinen der beiden Kandidaten eine Wahlempfehlung abzugeben. Ingrid Lindbüchl war mit 17 Prozent unerwartet deutlich unterlegen. Nicht wenige – auch Kuchlbauer selbst – hatten die grüne Kandidatin Kopf an Kopf mit dem Amtsinhaber gesehen.
Liberale und Sozialdemokraten wollen Wechsel im Rathaus
Weniger Stimmen als Lindbüchl holte bloß Casimir Katz (FDP). 6,9 Prozent gelten der FDP aber nicht als Niederlage. Flagge zu zeigen, darum ging es. Auch die FDP will den Wechsel im Rathaus. Kuchlbauer habe zwar 29,1 Prozent auf sich vereinen können. „Das bedeutet aber doch, dass ihn 70 Prozent nicht wollen“, sagt Katz.
Besonders der SPD dürfte eine Empfehlung nicht leicht gefallen sein. FW oder CSU? Klingt für Sozialdemokraten wie die Wahl zwischen Pest oder Cholera, hatte Harald Müller im Vorfeld anklingen lassen. Das „jugendliche, motiviert wirkende Auftreten Böcks“ überzeugte. „Sicher, wir sind nicht die dicksten Freunde“, dem 43-Jährigen traut man aber zu, für „frischen Wind zu sorgen“.
„Die Stichwahl wird eng, das ist klar.“
Auch wenn er es ungern zugeben mag; die neueste Entwicklung dürfte Böck am ehesten überraschen. Als Notnagel gestartet, überzeugte der Polizist durch couragierte Wahlkampfauftritte. Er versichert, um die Probleme der Gemeinde zu wissen. Was Corona betrifft, sei er in Sachen Krisenmanagement als Polizist geübt. Ehrgeizig ist er obendrein: „Ich hab‘s in die Stichwahl geschafft, jetzt will ich ins Rathaus.“
Dort sitzt einer, der darauf vertraut, dass die vergangenen sechs Jahre von den Schleißheimern gewürdigt werden. Amtsinhaber Kuchlbauer weiß um seine Beliebtheit. Auch darauf baut er und darauf, dass der Wähler ausreichend mündig ist, sich von den Verbalattacken der zurückliegenden Monate nicht irritieren zu lassen. „Die Stichwahl wird eng, das ist klar.“ Gerade in Krisenzeiten aber bräuchte es einen mit Erfahrung, sagt Kuchlbauer: „Und wenn es brennt, greif’ ich schnell zum Telefon.“ Ein Neuer müsste sich erst einarbeiten. „Das dauert locker ein Jahr.“
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