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Laptops für abgehängte Kinder: SPD und AWO mit gemeinsamer Spenden-Aktion

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Von: Andreas Sachse

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Technik-Spende: IT-Spezialist Dawin Schmidt, Bürgermeister Markus Böck (CSU), Bela Bach ( SPD), Schulleiterin Heike Frenzel, Stefanie Sonntag von der AWO (von links). © Dieter Michalek

In einer gemeinsamen Spendenaktion haben Arbeiterwohlfahrt (AWO) und SPD 35 Laptops an Schüler im Landkreis München verteilt.

Oberschleißheim – Vergangenen Montag nahm Schulrektorin Heike Frenzel vier Geräte für die Grundschule in der Parksiedlung entgegen. Die Initiatoren der Aktion kündigten an, den bisher vornehmlich an Privatleute gerichteten Spendenaufruf auf Firmen auszudehnen.

Mit der von der SPD-Bundestagsabgeordneten Bela Bach im April angestoßene Spendenaktion „LäpCollect“ rennen die Initiatoren offene Türen ein. SPD und AWO tun damit etwas gegen eine Sache, die sie ungerecht finden: Während die Politik den bundesweiten Ausbau des schnellen Internets beschwört, bleibe einer dreistellige Zahl von Kindern der Zugang zu digitalen Geräten selbst im wohlhabenden Landkreis München versperrt.

Viele Kinder haben nur das Smartphone der Eltern zum Lernen - wenn überhaupt

„Es ist kaum zu glauben, wie viele Kinder bei uns über kein Internet verfügen“, stellte Stefanie Sonntag, Fachbereichsleiterin Soziale Dienste beim AWO-Kreisverband, fest. Im Verlauf der Spendenaktion sei ihr von verschiedenen Schulen ein Bedarf über landkreisweit 170 fehlende Laptops gemeldet worden. Hierbei seien jedoch nur Schulen berücksichtigt worden, für die die AWO die Jugendsozialarbeit übernimmt. Andernorts sind Kreisjugendring oder Jugendhilfe Träger von Schulsozialarbeit. Wie viele Laptops dort fehlen, weiß niemand.

Allein an der Grundschule Parksiedlung fehlten bis Montag 15 Geräte. Schüler hätten allenfalls die Möglichkeit gehabt, das Smartphone der Eltern – falls vorhanden – zu nutzen, um etwa Texte oder Bücher zum Lesen herunterzuladen. „Das funktioniert natürlich nicht“, sagte Sonntag: Auf Displays kleiner Handys seien Texte schwer zu lesen. Wenig förderlich sei zudem, dass die Geräte ausgerechnet den vier Ganztagsklassen abgingen. „Dabei ist es wichtig, gerade die Jüngsten digital zu schulen.“

Laut Sonntag sollen die Laptops demnächst in den Grundschul-Klassen 1a und 2a verteilt werden. Die 35 bisher gesammelten Geräte stammen ausschließlich aus privater Hand. Der AWO-Kreisverband will die Spendenaktion baldmöglichst auf Firmen ausdehnen. Bundestagsabgeordnete und Kreisrätin Bach denkt daran, auch Herausgeber von Computerzeitschriften für ihre Sache zu gewinnen. Bach, die sich von österreichischen Genossen, der SPÖ in der Steiermark, zu der Aktion hatte inspirieren lassen, teilte mit, 20 weitere Laptops an der Hand zu haben.

Stiehlt sich der Staat aus der Verantwortung

Laut Schulrektorin Frenzel sollen die neuen Geräte als Leihgabe an ihre Schüler und deren Eltern ausgegeben werden. „Ausschlaggebend ist der jeweilige Bedarf!“ Die Laptops sollen den Grundschülern Home-Schooling ermöglichen, nach dem Ende der Corona-Krise an die Schule zurückgehen. Corona und die Schwierigkeiten, Schüler für Home-Schooling zu begeistern, war Anlass zu der Spendenaktion. Oberschleißheims Bürgermeister Markus Böck (CSU) will Geräte aus dem Rathaus beisteuern, „um zu helfen, den nach wie vor drängenden Bedarf zu decken.“ Dass viel zu viele Grundschulkinder im reichen Freistaat nicht im digitalen Zeitalter angekommen sind, hinterlässt bei den Aktiven der Spendenaktion einen bitteren Nachgeschmack. Besonders sauer stößt den Initiatoren auf, dass sich der Staat ihrer Ansicht nach aus der Verantwortung stehle – im Vertrauen darauf, dass engagierte Bürger selbst die Kohlen aus dem Feuer holen. „Dabei ist das ganz klar Aufgabe des Staates“, konstatierte Sonntag. AWO und SPD-Kreistagsfraktion sehen sich in der Pflicht, das Projekt auch weiterhin fördern. 

Ministerium blockiert Samstags-Unterricht

Corona zwingt Schulen zu Unterricht im Schichtbetrieb. Wie Schulrektorin Heike Frenzel mitteilt, halten sich gegenwärtig zwei von vier Klassen der Grundschule in der Parksiedlung daheim mit Home-Schooling fit. Die mit maximal 24 Schülern ohnehin nicht übermäßig großen Klassen teilen sich in je zwei Gruppen auf. Während die 2. und 3. Klasse Home-Schooling genießen, büffeln die jeweils beiden Gruppen der 1. und 4. Klasse im wöchentlichen Wechsel in der Schule: Eine Gruppe ist Montag, Mittwoch und Freitag dran, die zweite Gruppe dienstags und donnerstags. Nach einer Woche wird getauscht.

Frenzel zufolge sollen die 2. und 3. Klasse nach den Pfingstferien ebenfalls in den Schulbetrieb aufgenommen werden. Wie die 1. und 4. unterteilen sich 2. und 3. Klasse in jeweils zwei Gruppen. Unterrichtet wird ab Pfingsten im täglichen Wechsel. Corona-Regeln gelten auch an Schulen: Mindestabstand in Klassenräumen, Mund- und Nasenschutz, häufiges Desinfizieren. Unterricht findet nur in halber Klassenstärke statt. Für die Zeit des Übergangs, bis das Virus irgendwann wieder weg ist, hätte Rektorin Frenzel gern den Samstag zum Unterrichtstag erhoben: „Der Aufwand ist bei halber Klassenstärke und dem täglichen bzw wöchentlichen Unterrichts-Wechsel deutlich höher.“ Der Elternbeirat sei informiert worden. Das Kultusministerium zog jedoch nicht mit.

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