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Sparkasse: Geldautomat schluckt fast 500 Euro - Videokameras geben Rätsel auf

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Von: Josef Ametsbichler, Florian Prommer

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Futsch sind die 480 Euro in Scheinen, die Roland Blöchl versehentlich im Münzeinzahl-Automaten der Sparkasse in Oberschleißheim versenkt hat.
Futsch sind die 480 Euro in Scheinen, die Roland Blöchl versehentlich im Münzeinzahl-Automaten der Sparkasse in Oberschleißheim versenkt hat. © Dieter Michalek

480 Euro wollte Roland Blöchl bei der Sparkasse am Automaten einzahlen. Das Geld ist futsch. Die Bank sieht die Schuld bei ihm. Die Videokameras werfen derweil Fragen auf.

+++ Update vom 2. August:

Oberschleißheim – Der Ärger um die verschwundenen 480 Euro von Roland Blöchl geht weiter. Denn die Kameras im Schalterraum der Sparkassen-Filiale in Oberschleißheim, die eigentlich des Rätsels Lösung hätten sein sollen, geben selbst Rätsel auf.

 Die Polizei, bei der Blöchl Anzeige wegen Unterschlagung gestellt hat, berichtete im Gespräch mit dem Münchner Merkur, dass die Kameras defekt seien. Das hat die Bank gegenüber den Ermittlern angegeben. 

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Das kann nicht sein, sagt Blöchl. Ihm habe eine Mitarbeiterin der Oberschleißheimer Filiale in den Tagen, nachdem er die Geldscheine versehentlich ins Münzfach des Einzahlungsautomaten gelegt hatte, versichert, dass es Aufzeichnungen gebe und man diese sogar bereits „gesichtet habe“. Deswegen, so sagt der Oberschleißheimer, habe er überhaupt erst Anzeige erstattet, sodass die Ermittler an die Bänder kommen. „Aus datenschutzrechtlichen Gründen“, erfuhr er bei der Bank, könne man ihm die Videos nämlich nicht einfach zeigen. Eine ARD-Doku will kürzlich aufgedeckt haben, dass Sparkassen systematisch mit miesen Tricks ihre Kunden betrügen.

Was nun? Waren die Kameras defekt? Oder liegen Aufnahmen vor? Die Kreissparkasse schweigt. Auf Anfrage teilt eine Sprecherin mit, dass „wir hierzu keine Stellung nehmen“. Die Sicherung und Überwachung der Geschäftsräume sei ein „sehr sensibles Thema“, welches das Institut nicht näher in den Medien erörtern könne. 

Roland Blöchl kann darüber nur den Kopf schütteln. Er fühlt sich abgewiegelt von der Sparkasse. „So kann ich mit einem Kunden einfach nicht umgehen“, schimpft der 53-Jährige. „Das hat mit Ernstnehmen oder Kundenorientierung nichts zu tun.“ Die Hoffnung, sein Geld erstattet zu bekommen, hat der Oberschleißheimer aufgegeben. Zumindest „auf normalem Wege“, wie er sagt. Ein an Blöchl adressiertes Schreiben der Sparkasse, das der Redaktion vorliegt, zementiert den Verdacht. Der Tenor: Fall geprüft, Geld weg. 

„Wir haben von unserer Seite alle Möglichkeiten ausgeschöpft, ihm bei der Wiederbeschaffung des Geldbetrages zur Seite zu stehen“, verdeutlicht die Sparkassen-Sprecherin auf Nachfrage. 

Was mit den 480 Euro passiert ist, weiß keiner. Ob sie die Maschine verschluckt oder ein andere Kunde sie aus dem Ausgabefach entwendet hat. Blöchl flüchtet sich in Galgenhumor: „Es muss wohl ein Zauberstück im Automaten passiert sein.“

Der ursprüngliche Artikel:

Oberschleißheim – Wer schon einmal Benzin statt Diesel getankt hat oder mit dem vergessenen Portemonnaie auf dem Autodach losgefahren ist, der weiß, wie es Roland Blöchl geht. Dem Oberschleißheimer ist auch eine solche gedankenversunkene Eselei passiert, über die er sich schon Sekunden später die Stoppelhaare raufte: 480 Euro Bargeld in Scheinen wollte er bei der Sparkasse an der Haselsbergerstraße einzahlen. Und legte die Banknoten ins Eingabefach des Münzeinzahl-Automaten.

Der betreffende Automat. Dass er nur für Münzen geeignet ist, hat Roland Blöchl übersehen. Der Aufkleber links direkt am Münzfach ist aber neu, sagt der Kunde.
Der betreffende Automat. Dass er nur für Münzen geeignet ist, hat Roland Blöchl übersehen. Der Aufkleber links direkt am Münzfach ist aber neu, sagt der Kunde. © mm

In dem Moment, als sich die Klappe schloss, erzählt der 53-jährige Versicherungskaufmann, ist ihm sein Fehler aufgefallen. Zu spät. „Pfrrt – und weg war die Geschichte“, sagt Blöchl. Doch der Ärger fing damit erst an. „Keine Einzahlung“, habe auf dem Münzautomaten aufgeleuchtet, der gerade die Geldscheine verschluckt hatte. Das Gerät spuckte die eingeschobene EC-Karte wieder aus – und schaltete nonchalant auf Standby.

Sparkasse: Geld verschwindet in Automat - Kunde gesteht Fehler ein

„Es war mein Fehler, ganz klar“, sagt Roland Blöchl darüber, dass er trotz der aufgedruckten Warnung den falschen Automaten erwischt hatte. Doch noch mehr als über sich selbst ärgert er sich über die Reaktion der Sparkasse. Denn passiert ist das Missgeschick bereits Ende Juni. Sein Geld hat der Oberschleißheimer bis heute nicht wieder. In einem dreiseitigen Brief, der der Redaktion vorliegt, beschwerte er sich bei der Bank über den Umgang mit dem Fall.

Obwohl Blöchl sofort die Notfallrufnummer der Sparkasse wählte, habe die Filiale offenbar erst eine Woche später den Automaten überprüft – um dem Oberschleißheimer dann mitzuteilen, dass in dem Gerät keine Geldscheine zu finden gewesen seien. Als Blöchl mehrere fruchtlose Telefonate später vor Ort vorspricht, habe ihm der Filialleiter geraten, zur Polizei zu gehen – um die Sichtung der Überwachungsaufnahmen zu ermöglichen. Am 4. Juli erstattet Roland Blöchl bei der Oberschleißheimer Inspektion Anzeige wegen Unterschlagung. Passiert ist: nichts.

Geld verschwindet in Sparkassen-Automat: Filialleiter verweigert Gespräch

Der Sparkassen-Filialleiter in Oberschleißheim verweigert gänzlich das Gespräch mit dem Münchner Merkur und lässt auf die Pressestelle verweisen. Auch dort schweigt man sich zu Details aus. „Nicht als Münzen erkannte Gegenstände werden üblicherweise im Ausgabefach zurückgegeben“, heißt es nur. Es sei denkbar, dass sich die Scheine auf dem Weg dorthin verhakt hätten und es erst später, angeschoben von schwereren Gegenständen, nach draußen geschafft hätten. „Es ist nicht auszuschließen, dass ein anderer Benutzer des Geräts die Scheine im Ausgabefach vorgefunden und an sich genommen hat“, erklärt eine Sprecherin. Man stehe mit den Behörden in Kontakt, die wegen Fundunterschlagung ermitteln.

Video: Automat dreht durch - Geldsegen für Bankkunden

Geld verschwindet in Sparkassen-Automat: Videokameras waren offenbar kaputt

Die Sprecherin erwähnt nicht, dass die Polizei die Ermittlungen für aussichtslos hält. Denn die Bank hat die angekündigten Überwachungsbilder gar nicht bereitgestellt. Die Kamera-Anlage im Schalterraum war zur fraglichen Zeit defekt, behauptet das Institut gegenüber den Ermittlern. Das erfuhr der Münchner Merkur aus Polizeikreisen. „Wir müssen das so hinnehmen“, heißt es bei den Beamten angesäuert.

Auch über einen Zeugen des Malheurs, der Blöchl zwar nicht seinen Namen, aber seine Kontonummer hinterlassen hat, schweigt sich die Bank aus. Der hilfsbereite Unbekannte hatte noch erfolglos versucht, erzählt Blöchl, mit einer Münz-Einzahlung den Automaten zum Ausspucken der Scheine zu bewegen. Für die Sparkasse spielt der Zeuge augenscheinlich keine Rolle.

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Roland Blöchl, der ja an jenem Freitag noch im Schalterraum seine Bank per Not-Telefon verständigt hatte, ist gefrustet von dem Theater. Die Frau am Telefon habe ihn beruhigt, am Montag bringe man die Erstattung auf den Weg. Er hat sich nun auch bei der Bankenaufsicht Bafin beschwert und überlegt, ob er sein Sparkassen-Konto auflöst. „Wenn wir unsere Kunden so behandeln würden, würden uns die auch davonlaufen“, sagt der 53-Jährige, der für einen großen Versicherer arbeitet. „Es war mein Fehler“, sagt er noch einmal. Doch die 480 Euro, die seine Frau zusammengespart hat, um einen Urlaub am Gardasee mitzufinanzieren, sind ihm als Lehrgeld zu viel: „Darf so ein Fehler diese Konsequenz haben?“

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