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Geerbtes Haus steht seit über einem Jahr leer: Jetzt hat die Gemeinde entschieden – Rathauschef enttäuscht

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Von: Bert Brosch

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Dieses Haus an der Hohenbrunner Straße hat die Gemeinde geerbt. Viele Ideen zur Nutzung gab es – von Großtagespflege bis hin zur Rathaus-Nebenstelle. Doch weil man sich nicht einigen konnte, entschied der Gemeinderat, es privat zu vermieten.
Dieses Haus an der Hohenbrunner Straße hat die Gemeinde geerbt. Viele Ideen zur Nutzung gab es – von Großtagespflege bis hin zur Rathaus-Nebenstelle. Doch weil man sich nicht einigen konnte, entschied der Gemeinderat, es privat zu vermieten. © bb

Seit über einem Jahr steht das Haus in Putzbrunn, das die Gemeinde von einem Ehepaar geerbt hat, bereits leer. Nun wurde entschieden, was damit passieren soll.

Putzbrunn – Direkt gegenüber vom Rathaus hat die Gemeinde Putzbrunn von einem Ehepaar ein Haus aus den 1980er-Jahren geerbt. Seit weit über einem Jahr steht es leer. Die Gemeinde wollte es für eine Großtagespflege nutzen, nun entschied der Gemeinderat aber mit 9:8 Stimmen, das Haus privat zu vermieten.

Geerbtes Haus wird privat vermietet: Rathauschef enttäuscht

Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD) war über diese Entscheidung enttäuscht. „Wir hätten dringenden Bedarf für die Unterbringung von Kindern, da wir zu wenig Personal in unseren Einrichtungen für lange Öffnungszeiten haben und auch keine Leute finden.“

Er plädierte daher bereits vor einem Jahr dafür, das Haus herzurichten und für einige Jahre an eine Privatfirma für eine Großtagespflege zu vermieten, bis die Gemeinde eine sinnvolle Nutzung für dieses Haus gemeinsam mit dem gesamten Quartier in der Kurve von Glonner und Hohenbrunner Straße gefunden hat. Die Gemeinderäte sahen das anders.

Viele Vorschläge – von Flüchtlingen bis zur Großtagespflege

Es gab viele Wortmeldungen mit unterschiedlichen Vorschlägen, was mit dem Haus geschehen sollte. Martina Heckl (GPP) sagte, für sie sei ein Workshop sinnvoll, um Ideen zu sammeln, was die Gemeinde mit dem Haus und dem gesamten Areal vorhat.

Sybille Martinschledde (Grüne) plädierte dafür, das Haus an Flüchtlinge oder Menschen in Not zu vermieten. Ihre Fraktionskollegin Doris Böhm regte an, das Haus an die Großtagespflege zu vermieten, aber maximal für drei Jahre, so könne man auch die notwendigen Sanierungskosten begrenzen.

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„Das Bad sieht doch aus wie ein Schlachthaus“: Sanierung wäre teuer

Die Sanierungskosten werden von der Verwaltung auf mindestens 50 000 Euro angesetzt, diese Zahl stammt allerdings vom Jahresbeginn 2022. „Das hat sich seither deutlich erhöht“, sagt Eduard Boger (CSU). Hinzu käme für die Großtagespflege noch mindestens 18 000 Euro für die Ausstattung. „Also ich gehe da von mindestens 100 000 Euro aus“, meinte Robert Böck (GPP). Er habe das Haus besichtigt, „das Bad sieht doch aus wie ein Schlachthaus – das muss komplett neu gemacht werden, da sind wir schnell bei 30 000 Euro.“

Es gab immer wieder Anfragen, weil das Haus schon lange leer steht.
Es gab immer wieder Anfragen, weil das Haus schon lange leer steht. © bb

Hinzu kämen laut Böck neue Elektrizität und Wasserleitungen, einige Wände müssten raus, alles neu streichen, „das wäre dann ein kleiner Kindergarten für 100.000 Euro, das ist doch ganz schön viel Geld“. Böck ist sich auch nicht sicher, ob es wirklich viel Nachfrage nach einer teuren Großtagespflege gibt. „Die kostet je Kind im Monat doch 300 bis 400 Euro, unsere Kindergärten kosten nichts.“

Nach Vermietung der Abriss? Knappe Mehrheit für Bogers Antrag

Boger ist der Ansicht, es gebe schon jetzt oder in naher Zukunft durch zahlreiche Bauvorhaben bezahlbare Wohnungen in Putzbrunn, die Schule habe genügend Platz und auch das Rathaus. Klostermeier hatte nämlich neben der Großtagespflege auch die Möglichkeit angesprochen, einige Abteilungen oder zumindest Lager und Registratur in das Haus auszulagern. „Im Rathaus ist es extrem eng, da bräuchten wir Entlastung.“

Nach langer Diskussion fand Bogers Antrag auf private Vermietung eine 9:8-Mehrheit. „Da wir ja keinerlei Pläne haben, was wir mit dem Haus anfangen wollen, sehe ich keinen Grund, da jetzt viel Geld reinzustecken. Ich gehe fest davon aus, dass die Vermietung auf zwei oder drei Jahre befristet und das Haus dann abgerissen wird“, sagte Boger.

Sanierung würde rund 2,1 Millionen Euro kosten

Das Haus ist über 40 Jahre alt. Innen haben die Besitzer viel selbst umgebaut und gebastelt. Mehrere Gemeinderäte, die das Haus von innen gesehen haben, schildern es als extrem verwinkelt, Strom-Leitungen hängen kreuz und quer, vor einer Vermietung – egal an wen – muss die Elektrik komplett neu gemacht werden, darin sind sich alle einig. Trotz der großen Wohn- und Nutzfläche von 400 Quadratmetern, kann das Haus nicht an mehrere Parteien vermietet werden, weil es nur einen Eingang gibt und alles so verwinkelt ist. Berechnungen eines Ingenieur-Büros ergaben, eine Sanierung des Gebäudes würde rund 2,1 Millionen Euro kosten, eine Sanierung und Vergrößerung auf 580 Quadratmeter 3,2 Millionen Euro, ein Neubau mit 632 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche gut 4,9 Millionen Euro. 

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