Richard-Strauss-Festival 2021: Neues Konzept liegt auf dem Tisch

Wie geht es 2021 mit dem krisengeplagten Richard-Strauss-Festival in Garmisch-Partenkirchen weiter? Diese heikle Frage dürfte in der Gemeinderatssitzung am morgigen Donnerstag für reichlich Diskussionsstoff sorgen.
Garmisch-Partenkirchen – Das Stichwort Richard-Strauss-Festival treibt im Kreisort vielen Kommunalpolitikern die Sorgenfalten auf die Stirn. Die renommierten Festspiele zu Ehren des Jahrhundertkomponisten, der in Garmisch-Partenkirchen lebte und hier viele seiner berühmten Werke schuf, kamen zuletzt aus den Negativ-Schlagzeilen nicht heraus: Wegen der Corona-Pandemie fiel die Veranstaltung der Hochkultur in diesem Jahr aus – und versank in den roten Zahlen. Schließlich zog sich auch noch der Künstlerische Leiter Alexander Liebreich zurück.
Es verwundert nicht, dass sich im Ort die Stimmen mehren, die für einen Neuanfang plädieren – und für eine strengere Kostenkontrolle. Mit dem heißen Eisen befasst sich der Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstag. Auf der Tagesordnung stehen gleich zwei Anträge dazu – zum einen von der neugegründeten GaPa Kultur gGmbH und zum anderen von FDP-Einzelkämpfer Martin Schröter.
Fokus auf Musiker der Region und auf die Jugend
Die gemeinnützige Gemeinde-Tochter GaPa Kultur hat nach Tagblatt-Recherchen ein Konzept mit dem Arbeitstitel „Musiksommer Garmisch-Partenkirchen“ erarbeitet. Nächstes Jahr könnte es damit bereits losgehen. Entscheidend: Richard Strauss bleibt zwar weiterhin ein Schwerpunkt, findet sich aber unter dem Dach eines wesentlich breiter aufgestellten Kulturprogramms wieder. Angedacht ist eine Rückkehr zum kleineren Format der Richard-Strauss-Tage, die an einem (verlängerten) Wochenende im Juni stattfinden könnten. Ein neuer Fokus soll auf Musiker der Region, auf die Jugend und Studierende, auf Akademien und Musikcamps sowie auf Kooperationen gelegt werden.
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Doch Strauss ist nicht das einzige Highlight: Vorgeschlagen wird neben Hermann-Levi-Tagen (Juni oder Juli) auch ein Wochenende für den italienischen Komponisten Gioachino Rossini (Mitte September). Gerade dieser biete die Chance, so wird argumentiert, lokale Musiker einzubinden und die Einheimischen, denen Strauss zu schwer ist, für klassische Musik sowie für die Oper zu begeistern. Hinzu kommen soll eine Vielzahl kleinerer Events – nicht nur in Konzertsälen, sondern in der gesamten Gemeinde, ob nun in Wirtshäusern, in Hinterhöfen oder auf Balkonen. Bei der Finanzierung des Kulturprogramms ist Sparen angesagt: Der Eigenanteil des Marktes soll höchstens 110.000 Euro betragen.
Förderkreis Richard Strauss setzt auf einen Neustart
Einen Vorstoß in eine andere Richtung unternimmt FDP-Mann Schröter. Er schlägt für 2021 eine Art Lightversion des Richard-Strauss-Festivals vor – für bescheidene 50.000 Euro. „Mit diesem Geld lässt sich viel machen“, ist der Kommunalpolitiker überzeugt. Ihm schwebt eine Reihe vor, die sich auf Garmisch-Partenkirchen beschränkt, auf junge Künstler setzt und fertige Produktionen „einkauft“. Mit dem GaPa-Kultur-Vorschlag könne er sich aber durchaus anfreunden, erklärt er auf Nachfrage. Sollten seine zentralen Anliegen, vor allem die Kostendisziplin, noch einfließen, stimme er dafür – und ziehe seinen Antrag zurück.
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Auch im Förderkreis Richard Strauss stoßen die Überlegungen zum „Musiksommer“ auf offene Ohren. „Wir begrüßen das. Wichtig für uns ist, dass nächstes Jahr Richard Strauss wieder stattfindet“, sagt der Vorsitzende und Landtagsabgeordnete Florian Streibl (Freie Wähler). Der Oberammergauer spricht von einem „Neustart“, auf dem man aufbauen könne. Der Förderkreis werde jedenfalls die Gemeinde bestmöglich unterstützen. Entscheidend sei nun, so Streibl weiter, dass im Gemeinderat bald die Entscheidung gefällt wird, wohin die Reise geht. Schließlich brauche man einen gewissen Vorlauf, um solch ein Ereignis zu vermarkten.
Von der Pressestelle der Rathaus-Verwaltung waren am Dienstag keine Auskünfte zum Projekt „Musiksommer Garmisch-Partenkirchen“ und zur GaPa Kultur gGmbH zu bekommen. Antworten auf die Tagblatt-Fragen wurden für Mittwoch angekündigt.