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Der rote Werner wird grün: Stadtrat Landmann verlässt die SPD

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Werner Landmann verlässt die SPD. © Privat

Garching – Nach fast 20 Jahren verlässt Werner Landmann die SPD – aus Entfremdung und Enttäuschung. Der Garchinger Stadtrat wechselt zur Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Wer das Leiden liebt, der hat in Bayern zwei Möglichkeiten: Entweder er wird Fan des TSV 1860 München oder er tritt in die SPD ein. Werner Landmann hat beides gemacht: Vor 21 Jahren unterzeichnete er den Mitgliedsantrag bei den Löwen, und seit knapp zwei Jahrzehnten liegt in seiner Schublade das rote Parteibuch der Sozialdemokraten – bis jetzt. Denn nun ist der Garchinger Stadtrat aus der SPD ausgetreten.

Wie er dem Münchner Merkur gestern bestätigt hat, wechselt er als parteiloses Mitglied zur Fraktion der Grünen. Grund hierfür sei eine zunehmende Entfremdung von der SPD, sagt Landmann. Der bekennende Partei-Linke sieht „zu viele ungeeignete Personen in Führungspositionen“, insbesondere auf Landes- und Bundesebene.

„Sie verfolgen eine inhaltlich falsche Politik in meist problematischen Koalitionen und mit den falschen Themen.“ Der letzte Auslöser für seinen Austritt seien aber zwei Entscheidungen im Stadtrat gewesen. Zum einen die Ablehnung einer sozialen Staffelung der Kindergartengebühren. Dies sei eine zentrale Wahlkampfforderung der SPD gewesen. Und nun stemme sich ausgerechnet ein SPD-Bürgermeister gegen die Staffelung. 

Zum anderen habe ihn die Trägerschaftsvergabe für das neue Kinderhaus am Unteren Straßäcker erzürnt. Diese fiel zugunsten der Diakonie aus – und nicht der AWO München-Land, der Landmann im Vorstand angehört. Dass „ohne sachlich schlüssige Begründung“ und „aufgrund einer tendenziösen Verwaltungsvorlage“ ein kirchlicher Träger gegenüber der AWO den Vorzug bekomme, könne und wolle er nicht akzeptieren. Zumal dies mit den Stimmen eines SPD-Bürgermeisters und mehrerer SPD-Räte geschehe. Denn: „Überkonfessionalität ist seit Jahrzehnten bekanntlich ein klassisches SPD-Thema, nicht nur in der Sozialpolitik.“ 

Nun will der 39-Jährige „sozialdemokratische Politik besser außerhalb der SPD mitgestalten“; bei der Grünen-Fraktion im Stadtrat.

Derweil ist die Verwunderung bei seiner alten Partei groß. „Ich bin überrascht von seinem Wechsel“, sagt SPD-Fraktionschef Joachim Krause. „Dass man seine Meinung auch mal nicht durchsetzen kann, passiert in der Politik ständig. Wenn ich da jedes Mal die Partie verlassen würde, dann hätte ich inzwischen sämtliche Parteien durch.“ Werner Landmann gehört dem Stadtrat seit 2002 an. Bei der vergangenen Kommunalwahl verpasste er zwar den direkten Wiedereinzug, rückte aber in das Gremium nach, nachdem Gruchmann bei der Bürgermeister-Stichwahl den Sieg geholt hatte.

Landmanns Übertritt zu den Grünen ist die zweite Veränderung im Stadtrat in dieser Legislaturperiode. Im März hatte Norbert Fröhler (BfG) sein Mandat niederlegt; für ihn war Josef Euringer nachgerückt.

Patrik Stäbler

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