Volles Haus bei Podiumsdiskussion in Schäftlarn

Das Wachstum und die Schmerzen, die es mit sich bringt, standen im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion der Bürgermeisterkandidaten in Schäftlarn. Das Interesse der Bürger: enorm.
Schäftlarn – Christine Keller, GU, will die Diskussion um die Ortsumfahrung noch einmal aufrollen. Marcel Tonnar, Grüne, kann sich ein Bürgerhaus auf Stelzen über dem Park-and-Ride-Platz vorstellen. Christian Fürst, CSU, wäre auch für ein genossenschaftliches Wohnprojekt zu haben. In einigen wenigen Punkten zeigten die Schäftlarner Bürgermeisterkandidaten bei einer bestens besuchten Podiumsdiskussion Kontur.
Die Turnhalle der Grundschule: mehr als voll, manche der über 300 Besucher fanden keinen Platz mehr und setzten sich einfach auf den Boden. Moderiert wurde die von drei Schäftlarnerinnen initiierte Veranstaltung am Sonntag Abend von Sabine Hermsdorf-Hiss, Reporterin beim Münchner Merkur.
Umfahrung bleibt Debatten-Thema
Die Umgehung ist ein Thema, das den Ort vor gut einem Jahr fast zerissen hätte. Bei einem Bürgerentscheid votierte dann die Mehrheit der Schäftlarner für die nah am Ort gelegene Flurtrasse. In der Zwischenzeit hat die Stadt Starnberg allerdings bei Schorn einen Autobahn-Halbanschluss genehmigt bekommen – weshalb Christine Keller noch einmal eine Verschwenkung der Umfahrung Richtung Wald ins Gespräch bringen will. „Man muss auch nach links und rechts schauen“, meinte sie. Tonnar und Fürst bekannten sich hingegen beide zur Flurtrasse, Fürst will vor allem keine Zeit vergeuden: „Wenn wir alles zurückstellen, verlieren wir zehn Jahre“, Tonnar sagte: „Ich selbst bin gegen die Umgehung, aber ich akzeptiere den Bürgerentscheid.“
Dem Bewerber der Grünen, der ein Ingenieurbüro führt, gelang es bei einigen Themen besonders gut, in wenigen Sätzen zum Punkt zu kommen. Fürst wiederum erwies sich als der entspannteste Redner, im Gegensatz zu Tonnar und Keller hat er Kommunalpolitik-Erfahrung – er sitzt seit 18 Jahren im Gemeinderat. Christine Keller, Bauingenieurin, verhedderte sich bisweilen in dem, was sie sagen wollte.
In noch einem weiteren Punkt hob sie sich von ihren männlichen Konkurrenten ab. Sie glaubt, dass das von Starnberg in Schorn geplante Gewerbegebiet nicht mehr zu verhindern ist: „Die werden das bauen.“ Umso wichtiger sei eine Neuplanung der Umgehung, der ganze Verkehr von Garmisch Richtung Schorn fließe sonst durch Neufahrn. Derweil hoffen Fürst und Tonnar, dass Starnberg doch noch von seinen ehrgeizigen Plänen Abstand nimmt. Im Gewerbegebiet würden 3900 Leute arbeiten. Fürst: „Wo soll das hinführen, wenn München wächst und wächst und wächst?“ Tonnar: „Ich bin komplett dagegen.“
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Schäftlarn soll bleiben, wie es ist
Für die Jugendlichen in der Gemeinde endlich einen Treffpunkt zu schaffen: Das finden alle drei wichtig. Einig sind sie sich auch darin, dass Gewerbetreibende am Ort gehalten werden müssen, dass es keinen Vollsortimenter auf der Blumenwiese braucht. Keller: „Da stelle ich mir eher ein Café und kleine Läden vor.“ Fürst hofft, dass der Edeka-Markt der Gemeinde erhalten bleibt, Tonnar will die Landwirte zur Direktvermarktung ermuntern. Ebenso ist klar ist für alle Kandidaten, dass Schäftlarn bleiben soll, wie es ist, Fürst: „Mehr als ein Prozent Wachstum im Jahr ist nicht erstrebenswert.“
Einem Mehrgenerationen-Wohnprojekt, das Hermsdorf-Hiss auch ansprach, steht Tonnar offen gegenüber, „das Problem dürfte sein, Grundstücke zu bekommen“. Auch Keller findet diese Wohnform „unterstützenswert“, Fürst: „Ich bin auch genossenschaftlichem Wohnen gegenüber nicht abgeneigt, die Frage ist, ob es im dörflichen Umfeld umsetzbar ist.“
Die Kommunalwahl 2020 im Landkreis München
Die Bürgermeisterkandidaten aller Gemeinden aus dem Landkreis München haben wir für Sie in unserem Überblicksartikel zu den Kommunalwahlen 2020 aufgelistet. Zudem können Sie sich in unserem Artikel zu den Landratswahlen über die dort antretenden Kandidaten informieren. Alle weiteren Hintergrundberichte finden sie auch auf unserer Themenseite zu den Kommunalwahlen 2020 im Landkreis München.