Gymnasium Kloster Schäftlarn: Erfolgversprechendes Gesamtpaket

Wir stellen in loser Folge jene Schulen in unserem Verbreitungsgebiet vor, in denen man die allgemeine Hochschulreife erlangen kann. Heute: das Gymnasium Kloster Schäftlarn.
Schäftlarn – Jeder Tag beginnt für die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Kloster Schäftlarn mit einem Willkommen: „Salve“ – „Sei gegrüßt“ – steht in weißen Einlegearbeiten auf dem Boden gleich im Eingangsbereich der Schule. Wie viele Füße über die Jahre darüber gelaufen sind, kann niemand sagen. Kein Wunder, existiert das Kloster doch bereits seit 1250 Jahren. „Ich denke, wir sind die älteste Schule in Oberbayern“, sagt Schulleiter Wolfgang Sagmeister.
1866, 63 Jahre nach der Säkularisation, übergab König Ludwig I. das ursprünglich 762 gegründete Kloster den Benediktinern – allerdings verbunden mit einem Auftrag: „Die Ordensmitglieder sollen sich der Seelsorge, der Erziehung und Bildung der Jugend widmen.“ Diesen drei Säulen fühlen sich die Mönche mit Abt Petrus Höhensteiger an der Spitze noch heute verpflichtet.
Verantwortungsbewusstsein, Teamgeist, Achtung vor dem Leben und der Natur sowie Rücksichtnahme stehen ganz oben auf der Liste der zu vermittelnden Werte. Und: „Wir sehen jeden Schüler als eigenständige Persönlichkeit mit Schwächen und Stärken. Keiner geht ohne Niederlage durchs Leben“, betont der stellvertretender Schulleiter Reinhard Rosenbeck. „Also sollten wir frühzeitig lernen, sowohl unsere eigenen Schwächen als auch die der anderen zu akzeptieren. Kein Mensch ist perfekt.“
Auch Nicht-Katholiken sind willkommen
Das religiöse Leben der staatlich anerkannten, aber unter klösterlicher Trägerschaft stehenden Schule findet sich in einem gemeinsamen Morgengebet und Schulgottesdiensten wieder. „Viele Siebt- und Achtklässler lassen sich auch von Abt Petrus firmen“, berichtet Sagmeister. Aber auch Nicht-Katholiken sind willkommen. „Wir haben etwa 30 Prozent Evangelische und zehn Prozent Ungetaufte unter uns.“ Letztere können wählen, ob sie lieber den evangelischen oder katholischen Religionsunterricht besuchen möchten.
Die Bildungsausrichtungen sind sprachlich und humanistisch. „In der fünften Klasse beginnen wir mit Latein und Englisch. Zweiteres wird dann in der sechsten Klasse zum Vorrückfach“, erklärt Sagmeister. „Später kommen Griechisch oder Französisch hinzu sowie in der Neunten Italienisch als Wahlfach.“ Ab der Zehnten kann Latein oder Englisch durch Spanisch ersetzt werden – was gleichzeitig eine Entscheidung für ein sprachliches Profil in der Oberstufe bedeutet.
Die Schüler lernen anfangs in kleinen, rund 20-köpfigen Eingangsklassen. Auch bietet das Gymnasium von Anfang an ein Lernkompetenztraining an. Unter dem Motto „Lernen lernen“ bekommen die Schüler Möglichkeiten aufgezeigt, wie sie sich am optimalsten auf Schulaufgaben vorbereiten oder am effektivsten Vokabeln pauken können.
„Sie können eigenverantwortlich entscheiden, wo bei ihnen Lernbedarf herrscht.“
Die fünften bis achten Klassen haben einen Präfekten als feste Bezugsperson, der den Kindern ab dem Mittagessen zur Seite steht, bei Problemen aller Art Ansprechpartner ist und bei den Hausaufgaben hilft. Später helfen Fachlehrer bei den Aufgaben. Die neunten. und zehnten Klassen können zudem an einem Nachmittag auf ein sogenanntes freies Fachstudium zurückgreifen. „In verschiedenen Klassenzimmern werden beispielsweise Mathematik oder verschiedene Sprachen angeboten“, erklärt Sagmeister. „Sie können eigenverantwortlich entscheiden, wo bei ihnen Lernbedarf herrscht.“
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Doch nicht nur die Schwächeren werden gefördert. Ganz frisch gibt es das „Forscherteam“. Hier finden sich die begabtesten Schüler wieder. Sie bearbeiten knifflige Aufgabenstellungen und nehmen an Wettbewerben teil. Die Klosterschule unterhält neben Verbindungen zu Partnerinstituten auch Kooperationen mit dem Bayerischen Rundfunk, der Deutschen Bahn, Missio und der Linde AG im Rahmen der Projekt-Seminare der Oberstufe. „Ein P-Seminar hat von der Deutschen Bahn einmal die Aufgabe bekommen, für einen realen Bahnhof einen Fahrplan zu erstellen“, erzählt Sagmeister. „Von der Abfahrt des Güter- bis zum Personenzug. Praxisorientierter geht es kaum.“ Berufspraktika und -infotage sollen den Schülern ab der neunten Jahrgangsstufe die Berufsorientierung erleichtern.
Doch regulärer Unterricht ist am Benediktiner-Gymnasium nicht alles. Chorklassen, Sport und Informatik, die Bienen-AG, Theater- und Konzertbesuche, Sozialprojekte und Schüleraustausch sind nur wenige Beispiele, die den Schülern helfen sollen, ihren Weg ins Leben zu finden. Die Aufführungen der Akrobatik- und der Theatergruppe sind mittlerweile über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt. Äußerst beliebt ist die Bläserklasse. „Derzeit sind es 86 Schüler. Sie beginnen in der fünften Klasse – und haben schon im Dezember, also drei Monate nach Schulbeginn, beim Weihnachtskonzert ihren ersten Auftritt.“ Sagmeister muss lachen. „Wir müssen immer wieder neue Trompeten zukaufen.“
Bleibt nur noch ein Geheimnis zu lüften: Schon seit Jahren liegt der Notendurchschnitt der Abiturienten über dem Landesdurchschnitt. Woran könnte das wohl liegen? „Wahrscheinlich am Gesamtpaket“, vermutet Sagmeister. „Auf jeden Fall aber mit daran, dass wir für die zwölfte Klassen in den Osterferien Vorbereitungskurse beispielsweise in Mathematik anbieten. Man muss das Angebot nur nutzen.“
sh
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