Nahtlose Rettung missglückt: Hängepartie für die Berufseinstiegsbegleiter

Noch im Juni atmeten viele Mittelschulen auf: Nach Protesten von Eltern sicherte der Freistaat die Berufseinstiegsbegleitung erneut zu. Allerdings geht die Finanzierung erst ab März 2023 weiter. Bis dahin entsteht eine sechsmonatige Lücke, die auch der Landkreis nicht so schnell schließen kann.
Landkreis - Die Mitarbeiter an den 13 Mittelschulen und an den zwei sonderpädagogischen Förderzentren im Landkreis hängen in der Luft. In der Mittelschule Taufkirchen kümmern sich drei Mitarbeiterinnen des Kolpingwerks um die Schüler der achten und neunten Klassen. Die Berufseinstiegsbegleiterinnen unterstützen die Jugendlichen, die nicht so gut Deutsch können oder im Elternhaus wenig Unterstützung erhalten, bei der Berufswahl und helfen ihnen ganz individuell, Bewerbungen zu schreiben und einen Praktikums- und Ausbildungsplatz zu finden. „Diese Hilfe ist an unserer Schule unabdingbar“, sagt Schulleiterin Beate Brenner: „Gerade für unsere Schüler, von denen viele einen Migrationshintergrund oder Förderbedarf haben.“
Hängepartie für Mitarbeiter und Schüler
Die Fördermaßnahme läuft seit Jahrzehnten in ganz Bayern und wird von Trägern projektbezogen organisiert. Sie genießt an den Mittelschulen einen sehr guten Ruf. Als sich der Landtag im April mehrheitlich von der Maßnahme verabschieden wollte, protestierten Eltern. Auch im Kreistag stellten FDP, Grüne, SPD und ÖDP erfolgreich einen Rettungsantrag: Der Landkreis erarbeitete ein Brückenmodell, wie man die Berufseinstiegsbegleitung für etwa 90 Schüler nahtlos sichern könnte.
Es wäre um 165 000 Euro gegangen. Doch dann wartete man den Sommer über ab, ob der Freistaat und die Bundesagentur für Arbeit doch zum Schulstart im September als Geldgeber bereitstehen würde. Das war nicht der Fall. Stattdessen hört man Klagen aus den Schulen: Das Programm wurde für die neuen Achtklässler ausgesetzt, die Mitarbeiter seien in einer unsicheren Situation.
Landkreis kann nicht kurzfristig einspringen
Markus Büchler (Grüne) fragte im Kreisausschuss, wie es nun mit dem Brückenmodell aussehe, und Claudia Köhler (Grüne) brachte die Finanzierungslücke im Kreistag zur Sprache: „Das ist ein verlorenes halbes Jahr für die Schüler. Die Mitarbeiter an den Schulen werden von ihren Trägern jetzt in andere Maßnahmen gesteckt, manche werden abwandern und uns im März fehlen. Das ist nicht gerade ein Zeichen der Wertschätzung.“
Für eine eigene Ausschreibung sei es zu spät, antwortete Referatsleiterin im Landratsamt Martina Neubauer, diese würde sich mit der Ausschreibung des Freistaats überlappen. Bis März können die Berufseinstiegsbegleiter also keine neuen Achtklässler aufnehmen. Nun sucht das Schulamt eine Lösung, damit Achtklässler wenigstens ein paar Tage Werkstatterfahrung machen können, etwa im Heiner-Janik-Haus in Oberschleißheim oder in der Jobwerkstatt in Oberhaching.
„Die unsichere Situation für die Berufseinstiegsbegleiter ist schwierig“, sagt Beate Brenner: „Ich hoffe inständig, dass sie ab März wieder voll loslegen können.“