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CSU: „Ampel ist zutiefst wirtschaftsfeindlich“

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Von: Laura May

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CSU schickt Kerstin Schreyer mit 96,8 Prozent erneut als Landtagskandidatin ins Rennen – nachdem sie von Markus Söder als Ministerin abberufen wurde.

Taufkirchen – Stimmengewirr mischt sich mit Springbrunnen-Plätschern im Taufkirchner Limmerhof. Gleich geht’s los. 98 CSU-Delegierte des Stimmkreises 124 München-Land-Süd warten in der luftigen Remise auf die Aufstellung der Landtagskandidatin.

Mit dabei: Bundestagsabgeordneter und Kreisvorsitzender Florian Hahn, Landrat Christoph Göbel, Ehrenvorsitzender Engelbert Kupka oder Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl, der kommenden Freitag für denselben Posten im nördlichen Stimmkreis nominiert wird.

CSU-Delegiertenversammlung: Ex-Ministerin „so aufgeregt wie noch nie“

Im Süden zur Wahl steht Kerstin Schreyer. Die 51-Jährige musste Anfang des Jahres einen politischen Rückschlag einstecken, als Markus Söder sie als Ministerin abberief. Deshalb ist sie an diesem Abend „so aufgeregt wie noch nie“, verrät Bundestagsabgeordneter Florian Hahn.

Alles muss passen: Beamer-, Licht- und Mikroeinstellungen werden überprüft, Schreyer sucht die perfekte Position für das wackelige Rednerpult bevor es los geht: „Ich will mittendrin stehen, nicht irgendwo,“ sagt die ehemalige Bauministerin.

CSU-Delegiertenversammlung: Angst vor Ampel-Politik in Bayern

mutter mit tochter
Kerstin Schreyer (CSU) mit Tochter Corinna. © CLAUS SCHUNK

Dann beginnt Florian Hahn mit seiner Begrüßungsrede, die er für zwei Botschaften nutzt: Kritik an der Bundesregierung und Lob für Kerstin Schreyer. Die Landtagswahl im kommenden Jahr sei richtungsweisend für Bayern und Deutschland.

Der Politikstil der Ampel dürfe sich auf keinen Fall in Bayern niederschlagen, die CSU werde „nicht das nachmachen, was ich gerade hautnah in Berlin miterlebe.“

CSU-Delegiertenversammlung: Sozialismus statt Marktwirtschaft

Hahn warnt vor einem „sozialistischen statt marktwirtschaftlichen“ Grundprinzip und wünscht sich eine „moderne konservative Politik“ zurück. Was die CSU mit Steuern regele, bekämpfe die Ampel-Politiker mit Rabatten.

Dann zum eigentlichen Thema des Abends: die Nominierung Kerstin Schreyers. „Du machst deine Aufgabe ausgezeichnet“, sagt Hahn und sichert ihr seine uneingeschränkte Unterstützung zu. „Du gehst mit Rückschlägen um, da kann sich so mancher Mann eine Scheibe abschneiden.“

Auf Schreyers Rückschläge, alias den Verlust ihres Ministerinnenpostens, nimmt auch Landrat Christoph Göbel Bezug, der Schreyer offiziell als Kandidatin vorschlägt. Sie sei immer Vertreterin und Fürsprecherin des Landkreis München gewesen. Er schätze ihre „völlige Konsequenz“, „auch wenn es manchen nicht immer gepasst hat.“

Kerstin Schreyer: „Bin gut vernetzt und kenne die Key-Player“

politiker mit blumenstrauss
„CSU-Familie“: (v.l.) Stefan Schelle, Ilse Weiß, Christoph Göbel, Kerstin Schreyer und Florian Hahn. © CLAUS SCHUNK

Fehlt nur noch die Abstimmung. Florian Hahn übernimmt die Kontrolle über Anwesenheitsliste, Ablauf und Moderation der Zeremonie. „Schreiten wir zur Wahl“, ruft er feierlich – und vergisst für einen Augenblick, dass Kerstin Schreyer an diesem Abend auch noch etwas zu sagen hat.

CSU-Landtagskandidatin Kerstin Schreyer: Tochter politisch nicht immer gleicher Meinung

An politischer Erfahrung und Selbstbewusstsein fehlt es ihr jedenfalls nicht. In ihrer Rede untermalt sie das ausliegende vierseitige Handout darüber, was sie in ihrer politischen Laufbahn schon alles erreicht hat. 1996 als Gemeinderätin in die Kommunalpolitik eingestiegen, „bin ich schnell die Karriereleiter hochgeklettert, bin gut vernetzt und kenne die Key-Player“, wirbt sie und betont ihre aktuell wichtige Position als Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses im Bayerischen Landtag.

Sie vergleicht die CSU mit einer „großen Familie, die diskutiert und dann gemeinsam den Weg geht.“ Auch dankt sie ihrer Tochter Corinna für ihre „nicht immer deckungsgleiche politische Meinung“.

CSU-Landtagskandidatin: „Apel ist wirtschaftsfeindlich und unsozial“

Doch genug Dank, Zeit für Politik: „Wir steuern auf eine gesellschaftliche Spaltung zu“, warnt auch Schreyer vor der Ampel. Diese sei „zutiefst wirtschaftsfeindlich und unsozial“, schwört sie ihre Partei ein. Sie will der Bundespolitik das Menschenbild der CSU entgegenhalten und gegen Verbote und Ideologie ankämpfen.

„Werden gemeinsam kämpfen müssen, damit unsere Gesellschaft so schön bleibt wie sie ist“, verspricht sie – und überzeugt. 91 von 98 Delegierten, also 96,8 Prozent, wählen die Politveteranin als Landtagskandidatin für die Wahl im Herbst 2023.

CSU stellt auch neuen Bezirkstagskandidaten auf

Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle wird Bezirkstagskandidat

Neben der Aufstellung einer Landtagskandidatin stellte die CSU in Taufkirchen auch ihren Bezirkskandidaten auf. Die langjährige Bezirksrätin Ilse Weiß wird zur kommenden Wahl nicht mehr zur Verfügung stehen. Landrat Christoph Göbel stellte dafür als neuen Kandidaten Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle zur Wahl – der mit 95,8 Prozent der Delegiertenstimmen gewählt wurde. Landrat Göbel betonte bei der Gelegenheit die Relevanz des obersten Bezirksorgans, welches allein in Bayern existiert. Bezirksräte seien identitätsstiftend und zentral für „Kultur- und Heimatpflege sowie Tradition und kommunales Bewusstsein“, so Landrat Göbel.

Stefan Schelle hat sich „gerne bereit erklärt“, für das Amt zur Verfügung zu stehen. „Für die CSU ist es eine Überlebensfrage, sich solidarisch um Menschen zu kümmern“, sagt Schelle. Die nächste Zeit werde über den politischen Zusammenhalt in der Gesellschaft entscheiden. Er will im Bezirkstag Menschen vertreten, „die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen“. Die CSU in Bayern zeichne sich durch große Mehrheiten und lange Linien im Politikstil aus. Ihm gehe es um die Menschen, „Politik darf kein Selbstzweck werden, dafür will ich mich einsetzen“, sagt Schelle.

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