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Beschlossen: Drei Windräder sollen in Taufkirchen stehen

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Von: Laura May

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Weichen für die Windkraft stellte der Taufkirchner Gemeinderat in der vergangenen Sitzung.
Weichen für die Windkraft stellte der Taufkirchner Gemeinderat jetzt. (Symbolfoto) © büttner/dpa

Neben der A 8 in Taufkirchen könnten bald drei Windräder stehen. Das hat der Gemeinderat jetzt mit nur zwei Gegenstimmen beschlossen.

Taufkirchen – Sanft brummende Rotorblätter im Sonnenuntergang. Lang war dieses Bild vielen Menschen ein Graus. Taufkirchen ist ihm jetzt einen Schritt näher – der Gemeinderat gab mit nur zwei Gegenstimmen aus der CSU grünes Licht, den Bau von drei Windrädern im Wald westlich der A 8 und südlich der A 995 zu prüfen.

„Was ist schon hässlich? Die Welt brennt!“

„Ich finde die Dinger hässlich“, sagt Michael Lilienthal (FW), „aber wenn wir sie nicht hinstellen, stehen sie wo anders.“ Wind koste nun einmal nichts und sei klimafreundlich – „das kann man nicht leugnen“. Dem stimmte Rudi Schwab (Grüne) zu. nur mit Photovoltaik und Windkraft sei die Energiewende zu schaffen. Das ästhetische Argument verblasse angesichts der Zerstörung des Planeten. Zudem seien Atomkraftwerke auch hässlich. Oder Kohleabbau. „Was ist schon hässlich? Die Welt brennt hinten und vorn!“

Am 1. Februar tritt bundesweit das „Wind-an-Land-Gesetz“ in Kraft, wodurch Kommunen ohnehin bis zum Jahr 2032 1,8 Prozent ihres Gemeindegebietes als Vorrangflächen für Windkraft ausweisen müssen. „Windkraft wird kommen“, sagt deshalb Thomas Viehweg (CSU). Die Frage ist nur: „Welche Rolle haben wir?“ So sieht das auch Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei): „Wir wissen, dass wir das Thema Windkraft nicht mehr verhindern können.“ Jetzt müsse die Gemeinde handeln, sonst sei jemand anderes schneller.

Artenschutzrechtliche Prüfung und Pachtbedingungen

Durch das geänderte Bundesgesetz gilt die sogenannte 10H-Regel im Bereich um Autobahnen zwei Kilometer nicht mehr. Windkraftanlagen haben dort nun „privilegiertes Baurecht“ – würde die Gemeinde also nicht auf ihrem Grund bauen, könnte es jemand anderes direkt daneben tun.

Nach abgeschlossener Rentabilitätsprüfung für eine Anlage auf der Fläche westlich der A 8 geht es jetzt um detailliertere Fragen, wie die artenschutzrechtliche Prüfung oder Pachtbedingungen. Die Nabenhöhe der Windräder setzte der Gemeinderat am Donnerstag mit knapper konservativer Mehrheit auf 166 Meter fest. Zum Vergleich: Das Windrad neben der Allianz Arena hat eine Höhe von 66,8 Metern.

Beteiligung der Bürger

Projektierer Hans Zäuner und Werner Stinauer stellten das Konzept von Bürgerwindenergie vor, das sie bereits in Hamberg in der Oberpfalz umgesetzt haben. Die drei Windräder in Taufkirchen könnten ebenfalls durch ein „echtes Bürgermodell“ (in Form einer GmbH & Co. KG) realisiert werden, so Zäuner. Interessierte Bürger könnten in die Anlage investieren und im Idealfall als Kommanditisten nach einigen Jahren sogar Gewinn machen. Die Gesamtkosten des Projekts würden sich laut Zäuner auf rund 26 Millionen belaufen, finanziert mit gut 5 Millionen Euro Eigenkapital.

Rund 30 000 Megawattstunden können den Strombedarf aller Taufkirchner Haushalte nachhaltig sichern. Die Bürger könnten den erzeugten Strom direkt und günstig verbrauchen. 100 Prozent der Wertschöpfung bliebe in Taufkirchen.

Skeptisch, ob Anlagen wirtschaftlich sind

Alles gut also? Nein, sagt Paul Haberl (CSU): „Die Wirtschaftlichkeit wird schön gerechnet, weil wir die Windenergie brauchen.“ Bürgermeister Sander ist auch unsicher, ob die Windanlage ein sinnvolles Investment ist. Es solle allerdings an dem Punkt nicht um die Wirtschaftlichkeit gehen, sondern um Erneuerbare Energie.

Lilienthal (FW) kontert: „Wir wollen die Pacht und wir wollen Gewerbesteuer.“ Ganz egal sei der Ertrag also nicht. Und scherzt weiter: „Aber es wird sich schon jemand finden, der investiert. Grüne haben sehr viel Geld“. Rudi Schwab (Grüne): „Aber wir fahren Fahrrad.“ Lilienthal: „Ja, deswegen habt ihr auch Geld für Windräder.“

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