Unfassbar: Piraten-Politiker feiert Schüsse auf Polizistin bei Twitter

Skandal-Tweet: Der Piraten-Politiker Thomas Goede feiert die Schüsse auf eine Polizistin am S-Bahnhof in Unterföhring. Er will „Champus“ aufmachen, die Piraten wollen ihn rausschmeißen.
Potsdam/München - In München kämpft eine 26-jährige Polizistin um ihr Leben, ihr wurde am Dienstag von einem 37-Jährigen im S-Bahnhof in Unterföhring bei München in den Kopf geschossen. Ein Piraten-Bundestagskandidat aus Potsdam findet diese schreckliche Tat jedoch „wunderschön“ und will „Champus“ (er meint Champagner) aufmachen. Das teilte Thomas Goede bei Twitter mit und löst damit einen Skandal und bundesweite Fassungslosigkeit aus.
Wörtlich hat Goede am Dienstag um 13.46 Uhr geschrieben: „So ein Tag, so wunderschön wie heute. Weg mit dem Bullendreck. Ich mach mal den Champus auf.“ Dahinter setzte er ein lachendes Smiley und den Hashtag „ACAB“ – was eine gebräuchliche Abkürzung für die englische Variante von „Alle Polizisten sind Bastarde“ ist.
Landesverband der Piratenpartei distanziert sich
Goedes Twitter-Eintrag hat nachhaltige Folgen: Noch am Dienstagabend soll der Stadtverband der Piraten in Potsdam Ordnungsmaßnahmen gegen ihn verhängt haben, wie die Märkische Allgemeine berichtet. Die Partei habe erklärt, dass Goede nach einer Anhörung von all seinen Ämtern zurückgetreten sei. Der Landesverband der Piratenpartei distanziert sich energisch von Goede. Carsten Sawosch, stellvertretender Bundesvorsitzender der Piraten, teilte mit, dass alles daran gesetzt werde, „dass die Partei schnellstens ein Mitglied weniger haben wird!" Der Polizistin drücke er alle Daumen.
Der Bundesvorstand der Piraten zeigte sich angewidert von Menschen, die die Gewalttat in München, bei der außerdem auch zwei Passanten schwer verletzt worden sind, gut heißen.
Der Brandenburger Landesvorsitzende Thomas Bennühr erklärte, wie das Hamburger Abendblatt schreibt, er sei für einen Parteiausschluss. Die Verantwortung, Konsequenzen zu ziehen, trage zunächst der Kreisverband.
Polizei ermittelt gegen Goede
Wegen des Twittereintrags von Thomas Goede ermittelt inzwischen die Polizei Brandenburg, zwei Anzeigen gegen Goede seien eingegangen, sagte der Pressesprecher der Polizei. Goede hat seinen Account noch am Abend auf privat umgestellt, seine Mitteilungen sind nur noch für Freunde sichtbar. In den sozialen Netzwerken wird über die Aktion des Piratenpolitikers emotional diskutiert. Wer einem Menschen den Tod wünsche, habe in einer humanitären Gesellschaft nichts verloren, heißt es unter anderem. Der 29-jährige Goede will im September für den Bundestag kandidieren und steht auf der Brandenburger Landesliste der Piratenpartei.
Die Deutsche Polizeigewerkschaft äußerte sich entsetzt: „Immerhin, er hat den Tweet gelöscht! Dennoch ungläubiges Entsetzen bei uns, wie können Menschen, einem anderen sowas wünschen?“
Die Polizistin, die bei der Schießerei in Unterföhrung schwer verletzt wurde, schwebt noch immer in Lebensgefahr.

Am Dienstagmorgen hat ein 37-jähriger Deutscher am S-Bahnhof um sich geschossen. Der Täter wurde bei der Festnahme ebenfalls schwer verletzt. Das Aktuelle zu der Bluttat lesen Sie im News-Ticker.