Unterföhringer Gymnasium ist eröffnet: So sieht die Vorzeigeschule von innen aus

Das neue Gymnasium Unterföhring ist eröffnet. Der Bau gehört zum Modernsten, was der Freistaat zu bieten hat. Es gibt eine Sternwarte, aber auch ein innovatives Bildungskonzept.
Unterföhring - Ein Streifzug durch das lang gestreckte Haus führt an großen Klassenzimmern vorbei. Stoffhocker in Grau und Tische in Wolkenform laden zum Arbeiten in Kleingruppen ein. Die weißen Wände und Gänge wirken noch etwas kühl. Ein Farbakzent sind da die türkisblauen Brüstungen der Treppenhäuser und die Sitzsäcke in Blau und Grün, in denen sich die Schüler fläzen dürfen.

Gemeinde und Landkreis haben großzügig in die Bildung investiert und alle Kräfte gebündelt, damit die Punktlandung gelingt. Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (PWU) strahlte bei der Einweihung, auch wenn ihm das unter seiner Mund-Nasen-Maske nicht anzusehen war. Der „äußerst sportliche Zeitplan“ für das „Megaprojekt“ ist eingehalten worden, trotz zusätzlicher Hürden durch die Pandemie sei das Gebäude „im Großen und Ganzen fertig“. Auf der Baustelle habe ein besonderer Zusammenhalt geherrscht, „man kann vom Unterföhringer Spirit sprechen“, sagte er stolz. „Das Unterföhringer Gymnasium wird kein Satellit am Rande Münchens sein“, sagte Kemmelmeyer, vielmehr werde es „einen ausgezeichneten Ruf und wissbegierige Schüler“ haben und Impulse ausstrahlen. Mit der Bitte: „Macht unser Herzensprojekt zu Eurem“, übergab der Bürgermeister das Schulhaus den Lehrern.
Mehr Zulauf als geplant
308 Gymnasiasten der fünften, sechsten und siebten Jahrgangsstufe lernen in zwölf Klassen im neuen Schulhaus. Gewisse Extras haben sich herumgesprochen: die Themenhöfe, eine eigene Bibliothek und das Teleskop für 150 000 Euro. Schulleiterin Betina Mäusel hat sechs Eingangsklassen gebildet statt der geplanten fünf, so viele Eltern hat sie mit ihrem Enthusiasmus und dem ganzheitlichen Bildungskonzept überzeugt.

So wird es in der offenen Ganztagsschule nur noch Doppelstunden geben. Das Alleinstellungsmerkmal aber sind die verschiedenen Module am Nachmittag, die alle sieben Wochen wechseln. Dabei geht es um Persönlichkeitsbildung, Musik, Sport, Kunst und Naturwissenschaften.
Das Gymnasium soll eine Integrationsschule werden
Heinz Durner, der Beauftragte des Landkreises, hat sprühende Ideen für das neue Gymnasium entwickelt, das ja eine Integrationsschule werden soll. Technisch sind die Klassen dafür ausgerüstet, dass irgendwann auch hörgeschädigte Kinder hier ihr Abitur ablegen können.

Die Räume hat das Münchner Architekturbüro Felix&Jonas geplant. Betina Mäusel war als Gemeinderätin und Zweite Bürgermeisterin von Anfang an beteiligt und durfte sogar – was für Schulleiter unüblich ist – ihr Personal selbst aussuchen. Sie habe dem Kultusministerium damit viel Arbeit abgenommen, sagte Ministerialbeauftragter Richard Rühl bei Mäusels Amtseinführung. Die 24 Lehrer hatte die neue Direktorin übrigens schon vor den Ferien zur Fortbildung zusammengetrommelt. Bei der Segnung saßen sie im Publikum.
Bauarbeiten dauern noch Monate
Die Baustelle läuft weiter – es dauert noch Monate, bis auch Grundschule, Hort, Mittagsbetreuung und Vierfach-Sporthalle auf dem Campus fertig sind. Die Rolle von Bauamtsleiter Kapfenberger als Problemlöser mit immer offenen Ohr hoben gleich mehrere Redner hervor.
Schulleiterin Betina Mäusel sieht "Zeitenwende in der Bildung“
Bei aller Hektik und Unruhe herrsche aber jetzt schon „ein tolles Klima“, sagt Mäusel. Die 51-Jährige erzählte von der „Vorfreude auf die Kinder“, von ihrem Respekt vor der Aufgabe und den Umwälzungen der vergangenen acht Monate: „Ich glaube, dass wir in der Bildung eine Zeitenwende erleben.“ Es gehe immer weniger darum, Fakten abzurufen. Für die Schüler seien Werteorientierung und kritische Reflexion wichtiger, „um sich behaupten zu können“. Mäusel versprach, ihre volle Aufmerksamkeit dem Aufbau der Schule zu widmen: „Was hinter uns liegt, ist erst der 100-Meter-Sprint. Vor uns liegt ein Marathon, der erst beendet ist, wenn der erste Abiturjahrgang die Schule verlässt.“
Campus in Zahlen
Auf einem 50 000 Quadratmeter großen Grundstück der Gemeinde an der Mitterfeldallee sind das Gymnasium mit Sporthalle und eine Grundschule samt Hort und Mittagsbetreuung für rund 164 Millionen Euro entstanden. Wie an einer Perlenschnur folgen die Gebäude nacheinander, verbunden durch einen Gang, Magistrale genannt. Die Mensa in der Mitte der Gebäude steht beiden Schulen zur Verfügung, ebenso die Tiefgarage. Einzeln steht nur die Vierfach-Sporthalle, die rund fünf Meter in den Boden versenkt ist. Für das Gymnasium hat die Gemeinde 93 Millionen Euro investiert, davon kommen 28 Millionen vom Landkreis.