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Beschwerdebrief an die Bahn: Unterhachinger sind genervt von Güterzug-Lärm

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Von: Martin Becker

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Güterzüge bringen die Anwohner in Unterhaching um den Schlaf. © dpa / Oliver Berg

Eigentlich ist die Bahntrasse an Unterhaching vorbei nur als Ausweichroute für den Güterzugverkehr vorgesehen. Doch inzwischen ist es nächtliche Routine, dass hier die schweren Transportzüge vorbeidonnern und dabei die Anwohner um den Schlaf bringen. Inzwischen hat die Gemeinde reagiert und der Deutschen Bahn einen Beschwerdebrief geschrieben.

Unterhaching – Woher kommt in Unterhaching der Lärm? Vor allem in der Nacht? Von den Autobahnen A 995 und A 8? Ja, keine Frage. Aber das stimmt nur zum Teil: Es gibt weitere Störenfriede – die Bahn und Raser. Unzählige Beschwerden sind mittlerweile im Rathaus eingegangen, was nächtlichen Güterzugverkehr auf der Strecke zwischen Holzkirchen und Ostbahnhof betrifft. Schon im Juli 2018 hatte die Gemeinde sich offiziell bei der Bahn beschwert. Die Reaktion: Es sei beabsichtigt, Güterwagen künftig technisch umzurüsten, um Lauf- und Bremsgeräusche zu vermindern – das würde aber nur für deutsche Wagenhalter gelten. Der Gemeinde Unterhaching reicht das nicht, weshalb sie jetzt abermals die Bahn kontaktiert hat.

Güterwagen-Umrüstung: „Alles nur reine Makulatur“

Die Absichtserklärung zu einer Güterwagen-Umrüstung zum Fahrplanwechsel 2020/21 erscheint der Gemeinde „sehr sportlich“, heißt es im aktuellen Beschwerdebrief, und gewähre den Anwohnern „nur langfristig den gesetzlichen Schutz vor unnötigem Lärm“. Da Güterwagen aus ganz Europa unterwegs seien, betrachte die Gemeinde die Bahn-Pläne „als reine Makulatur“, heißt es in dem von Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) unterschriebenen Brief.

Deshalb lautet die neue Doppel-Forderung der Gemeinde an die Bahn: Erstens den Güterverkehr durch Unterhaching „umgehend einzustellen“, zweitens ersatzweise die Geschwindigkeit der durchfahrenden Güterzüge auf Tempo 30 zu beschränken. Reaktion seitens der Bahn: bis dato keine.

SPD-Gemeinderat hat einen Verdacht

SPD-Gemeinderat Peter Wöstenbrink fügt ergänzend hinzu: „Im Fall der Eisenbahn wäre es widersinnig, wenn wir auf unseren Hauptstraßen Tempo 30 durchsetzen, aber jeden Samstag in der Nacht ein Dutzend Güterzugdurchfahrten ertragen müssten.“ Seines Wissens diene die Unterhachinger Bahnstrecke als Ausweichroute. „Das verstehe ich so, dass wir Durchfahrten nur dann erdulden müssen, wenn andere Strecken wegen Sperrungen nicht zum Ziel führen. Das ist in letzter Zeit fraglich.“ Aktuell dränge sich der Verdacht auf, „dass bei der Personalknappheit von Lokführern ein schneller Alternativplan geschmiedet wurde, um in einer Personalnachtschicht möglichst viele Güterzüge in einer Nacht auf möglichst kurzem Weg zu weiteren oberbayerischen Zielen zu fahren“. Das habe aber „mit einer Zulässigkeit als Ausweichstrecke nichts zu tun“. Nach Auffassung von Wöstenbrink handele die Bahn somit „ohne Erlaubnis“.

Weiteres Ärgernis sind nächtliche Raser

Ein weiteres Ärgernis: nächtliche und offenbar ortsansässige Raser. Wie im Ferienausschuss des Gemeinderats verkündet wurde, gebe es ein oder zwei Personen aus Unterhaching, die sich einen Spaß daraus machen würden, per Motorrad oder Auto mitten in der Nacht Kreisverkehre als persönliches Karussell zu missbrauchen und mit heulenden Motoren durch den Ort zu brettern. Um solcher – und anderer – Störenfriede habhaft zu werden, weitet Unterhaching nun die Blitzer-Kontrollen in die Abend- und Nachtstunden aus. „Eine Beschilderung für Tempo 30 auf den Hauptverkehrsadern in der Nacht allein reicht nicht. Diese Vorgabe muss auch kontrolliert werden“, sagte Sascha Monger von der Verwaltung im Ferienausschuss des Gemeinderats.

Deshalb sollen die Kontrollen nun von tagsüber auf nachts verlagert werden, bei Bedarf werde man auch neue Messstellen festlegen. Probeweise erfolgen die Kontrollen zunächst für ein Jahr.

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