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Landrat plädiert für rigorose Teststrategie: „Wer das nicht will, darf halt nirgendwo rein“

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Von: Martin Becker

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Bei der Bürgerversammlung in Ottobrunn schaute Göbel im Oktober vorbei.
Landrat Christoph Göbel würde den Landkreis gern zur Modellregion nach dem Tübinger Vorbild machen: mehr Freiheitsrechte und eine intensive Teststrategie. © Robert Brouczek

Landrat Christoph Göbel spricht sich für eine rigorose Teststrategie im Landkreis München aus. Er wirft auch seinen Hut in den Ring, um den Kreis zur Modellregion für Öffnungen zu machen.

Landkreis – Das Hin und Her um die sogenannte und wieder gekippte „Osterruhe“ als Maßnahme zur Bekämpfung der Corona-Pandemie ärgert Landrat Christoph Göbel sehr. Im Landratsamt gingen dazu reihenweise Anfragen verunsicherter Bürger ein. „Was ich überhaupt nicht verstehe: dass mit diesem wenig logischen und konsistenten Regelkatalog Menschen, die sich bestmöglich coronakonform verhalten, so wenig Perspektive auf Osterferien erhalten“, sagte Göbel bei einem virtuellen Pressegespräch. Ja zu Urlaub auf Mallorca, aber keine Familientreffen zu Ostern, wenn eine Familie mit drei oder mehr Kindern zu groß ist, um die geimpfte Oma zu treffen?

Das Vertrauen in die Bundespolitik sieht der Landrat geschädigt: „Ich fürchte, dass sehr viele Menschen, die eine Logik nicht mehr nachvollziehen können und die Regeln nicht einsehen, sich deshalb anders verhalten.“ Deshalb empfiehlt er der Politik auf Bundes- und Landesebene, „mutiger zu sein“ und „ruckzuck eine Teststrategie mit Öffnungsperspektiven einzuführen, denn volkswirtschaftlich ist das vermutlich sinnvoller als permanente Verbote und ein Lockdown nach dem anderen“.

Testen: „Eine extrem wichtige Säule, für die wir uns rüsten müssen“

Der Landkreis würde gern mit gutem Beispiel vorangehen und hat beim Bayerischen Gesundheitsministerium Interesse signalisiert, Modellprojekt nach dem Vorbild der Stadt Tübingen zu werden. Die Grundidee: Mehr Freiheitsrechte und eine intensive Teststrategie werden aneinander gekoppelt.

Unabhängig davon, ob der Landkreis zum Modellprojekt wird oder nicht: Neben dem Impfen sei das Testen „eine extrem wichtige Säule, für die wir uns rüsten müssen“, so der Landrat. Außer Testkapazitäten müsse man ein digital hinterlegtes System aufbauen mit QR-Codes, die das „Ich darf rein“ klar belegen, egal ob für Schule oder Biergarten. Auch Alibi-Namen wie „Mickimaus“ bei Kontaktdatenerfassung sollen „durch negative Testzertifikate“ ausgeschlossen werden.

Ostern: Landrat empfiehlt Wanderungen statt Essen

Nach den Osterferien beginnt das große Testen in den Schulen: 190 000 Schnelltests erhält der Landkreis vorerst, die Test-Kits werden nach den Ferien ausgegeben und sollen für ein paar Wochen reichen. Jenseits der Schulen wünscht sich Göbel eine rigorose Teststrategie auch für den Alltag, mit einer Art digitalem Unbedenklichkeits-Nachweis: „Wer das nicht will, darf halt nirgendwo rein. Sowas muss die Politik sich schon trauen.“ Es gelte, dies mittels einer bayernweiten Software festzuzurren.

Was das Impfen angeht: „Bis Ostern“, glaubt Göbel, „sollten wir es geschafft haben, aller Landkreisbürger der Priorität I geimpft zu haben.“ Nun gehe es darum, mit Personen der Priorität II schnellstmöglich fortzufahren „und auch medizinische Härtefälle, unabhängig vom Alter, anzugehen“. Das wird zunehmend über Hausarztpraxen geschehen, von denen schon 40 am Impf-Pilotprojekt teilnehmen; für die Impfzentren indes wird das Volumen der Impfstofflieferungen ab April auf bisherigem Niveau eingefroren, also nicht mehr erhöht.

Was die Osterferien daheim angeht, rät Göbel: „Statt sich zum Essen zu treffen, machen Sie lieber eine Wanderung in der Natur mit möglichst wenigen haushaltsfremden Personen – da ist das Infektionsrisiko deutlich geringer.“

Über alle Entwicklungen rund um das Coronavirus im Landkreis München informieren wir in unserem News-Ticker.

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