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Zurück zur Sachlichkeit

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Von: Patricia Kania

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Das Podium: (v.l.) Grünen-Bürgermeisterkandidat Armin Konetschny, Amtsinhaber Wolfgang Panzer (SPD), Julia Mittermeier, Spitzenkandidatin der Freien Wähler, Merkur-Redakteur und Moderator Martin Becker, SZ-Redakteurin und Moderatorin Iris Hilbert, CSU-Bürgermeisterkandidatin Renate Fichtinger, FDP-Bürgermeisterkandidat Peter Hupfauer und Veranstalterin und VHS-Chefin Barbara Sporrer. © brouczek

Mehr als 400 Besucher verfolgen die Podiumsdiskussion im Unterhachinger Kubiz.

Unterhaching – Eines muss man gleich zu Beginn festhalten: An Schlagfertigkeit mangelte es fast keinem Kandidaten bei der Podiumsdiskussion zur Kommunalwahl am Dienstagabend in Unterhaching. Kleine Seitenhiebe und freche Wortscharmützel brachten Schwung in die politische Debatte. Rund 400 Besucher waren ins Kubiz gekommen, um in drei Stunden zu erfahren, wie sich Amtsinhaber Wolfgang Panzer (SPD), die Bürgermeisterkandidaten Renate Fichtinger (CSU), Armin Konetschny (Grüne), und Peter Hupfauer (FDP) sowie Julia Mittermeier, Spitzenkandidatin der Freien Wähler, schlagen. Sieben Themen von Verkehr über Lärmschutz bis hin zu Ortsgestaltung und Klima hatten die Moderatoren Martin Becker (Münchner Merkur) und Iris Hilbert (Süddeutsche Zeitung) in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule als Veranstalter vorbereitet. 

Lärmschutz: Tempolimit und Lärmschutzwand an der A995

Wie erwartet, scheiden sich beim Thema Lärmschutz die Geister. Während sich Wolfgang Panzer, Julia Mittermeier und Armin Konetschny für ein Tempolimit statt für baulichen Lärmschutz als schnelle und gute Lösung aussprachen, hielt Renate Fichtinger an einer Lärmschutzwand speziell an der A995 fest. Panzer hielt dagegen. Zwei Gutachten hätten die Effizienz und die Statik einer Lärmschutzwand an dieser Stelle in Frage gestellt. Sie habe da andere Informationen, meinte Fichtinger. Der Wall trägt und eine Lärmreduzierung um fünf Dezibel sei enorm. Auf die Frage, woher sie das so genau wisse, entgegnete die CSU-Kandidatin: „Ich kann auch nur meinen Finger in den Boden reinstecken und sagen, das ist fest. Ich bin ja kein Statiker.“ Peter Hupfauer erinnerte noch einmal daran, dass die FDP einst eine Machbarkeitsstudie für eine Lärmschutzwand beantragt hatte, die allerdings von allen anderen Fraktionen abgelehnt worden sei – auch von der CSU. Einig war man sich aber am Ende, das Thema künftig sachlicher und mit weniger aufgeheizten Emotionen anzugehen. „Wir müssen alle Möglichkeiten noch einmal sachlich diskutieren und am Ende entscheiden, was das Beste ist“, sagte Armin Konetschny.

Mobilität: Radwege, Fahrradstreifen und Expressbusse

Dass die Voraussetzungen für Radfahrer in Unterhaching mehr schlecht als recht sind, sahen alle Kandidaten so. Es fehlt an ausgebauten Radwegen, Fahrradstraßen und Schutzstreifen, Keine einfache Mission in den teils beengten Straßenverhältnissen der Gemeinde. Fuß- und Radwege sind zusammengelegt. „Das ist nicht zeitgemäß und außerdem gefährlich“, findet Konetschny. Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, auch mit Expressbussen, gehe nur schleppend voran. Konetschny: „Wir müssen attraktive Alternativen schaffen, damit die Leute auf das Auto verzichten,“ Peter Hupfauer plädierte für einen Mix aus allen Verkehrsmitteln. „Ich halte nichts davon, ein Verkehrsmittel zugunsten eines anderen zu benachteiligen. Man muss je nach Zweck frei entscheiden können.“ Renate Fichtinger brachte einen Pendelbus ins Gewerbegebiet ins Spiel. Immerhin am Bahnhofsvorplatz soll sich bald etwas tun, Wie Wolfgang Panzer berichtete, habe die Gemeinde das Grundstück erworben, um einen Radweg zu errichten und die Bushaltestelle auszubauen.

Klima: Geothermie und Bürgerenergie

Für einen großen Fehler hält Armin Konetschny, dass man die Unterhachinger Geothermie mit dem Verkauf an Grünwald aus der Hand geben hat. Bürgermeister Wolfgang Panzer zeigte sich „bestürzt“ über diese Aussage. Millionenschulden durch die nicht funktionierende Technik zur Stromgewinnung hätten Unterhaching beinahe in den Ruin getrieben. Durch den Verkauf und die Synergieeffekte mit Grünwald könnten inzwischen 6000 Haushalte in der Gemeinde mit Fernwärme versorgt werden. CO2-freier Strom könne über die Bürgerenergie Unterhaching bezogen werden. Für den Erhalt der Frischluftschneise machten sich noch einmal Armin Konetschny und Julia Mittermeier stark. „Wir müssen uns dagegen wehren, dass dieses Gebiet zugebaut wird. Auch der Landschaftspark muss bleiben wie er ist“, sagte Mittermeier. 

Ortsgestaltung: Ein Thema für alle

Die Belebung der Ortsmitte haben sich alle Kandidaten auf die Fahnen geschrieben. Doch die Geschäfte, die sich derzeit dort entwickeln, würden nicht dazu beitragen, findet Peter Hupfauer. „Wir brauchen Plätze der Begegnung.“ Alle Kandidaten sprachen sich für die Schaffung eines Handwerkerhofes aus, bei dem Handwerksbetriebe Platz für ihre Werkstätten und Fahrzeuge finden. Julia Mittermeier erinnerte noch einmal daran, das Einkaufszentrum im Fasenanpark nicht zu vergessen. Viele ältere Menschen würden davon profitieren, wenn hier ein Café, ein Restaurant und ein Supermarkt entstehen würden. Am Ende versprachen alle Kandidaten, sich wieder auf das Miteinander im Gemeinderat zu besinnen. Der gute Stil und Umgangston habe laut Julia Mittermeier in letzter Zeit sehr gelitten. Man wolle zurück zur Sachlichkeit. „Im Sinne des Gemeinwohls sollte man seine Parteizugehörigkeit einfach hinten anstellen“, sagte Peter Hupfauer.

Die Bürgermeisterkandidaten aller Gemeinden aus dem Landkreis München, haben wir für Sie in unserem Überblicksartikel zu den Kommunalwahlen 2020 aufgelistet. Zudem können Sie sich in unserem Artikel zu den Landratswahlen über die dort antretenden Kandidaten informieren. Alle weiteren Hintergrundberichte finden sie auch auf unserer Themenseite zu den Kommunalwahlen 2020 im Landkreis München.

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