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Trotz jahrzehntelanger Arbeit: Ingenieur in Altersarmut - Kein Geld für die goldene Hochzeit

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Von: Laura May

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altes Ehepaar auf Münzen und Geldscheinen
Der Ingenieur ist von Altersarmut betroffen – trotz jahrzehntelanger Erwerbstätigkeit./Symbolbild © Imago

Sei es aus Geldmangel, der schwierigen Lebenssituation oder der angeschlagenen Gesundheit: Viele Senioren im Landkreis haben Wünsche, die sie sich ohne Beistand nicht erfüllen können. Der Münchner Merkur hilft – mit der Aktion Wunschbaum. Wir stellen in der Adventszeit ältere Mitbürger mit unerfüllten Wünschen vor.

Unterhaching – In seinen Träumen sah die Rente anders aus. Als Ingenieur mit Eigentumswohnung in München, gutem Einkommen und glücklicher Ehe, wirkte seine Zukunft lange abgesichert. Heute sitzt Franz Huber (Name geändert) in einer kleinen Sozialwohnung in Unterhaching, lebt von Grundsicherung und grübelt über Sonderangebote im Supermarkt.

„Wir können uns zwar das Essen noch leisten – sind aber kurz davor, zur Tafel zu gehen“, sagt der 87-Jährige. Wie es dazu kam? Eine Mischung aus menschlichen Enttäuschungen und Krankheit, sagt er. 45 Jahre lang arbeitete er als Angestellter und im eigenen Ingenieurbüro. Schlechte Geschäftspartner hätten ihn um viel Geld gebracht, ein Schlaganfall vor rund 15 Jahren den wirtschaftlichen Abstieg endgültig besiegelt. Außerdem leidet er an der sogenannten Schaufensterkrankheit und ist deshalb schlecht zu Fuß.

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Aktion Wunschbaum: „Würde gerne wieder einmal wo hinfahren“

Huber konnte seinen Beruf nicht mehr ausüben, musste Firma und Lebensversicherung auflösen und Grundsicherung beantragen. In seinen Worten: „Die Hosen runterlassen und alles angeben.“

Was ihn am meisten belastet an seiner Lage, ist die gesellschaftliche Isolation. Das gefühlte Eingesperrt-Sein in der Wohnung, weil die meisten Aktivitäten einen Preis haben, den er nicht bezahlen kann. „Mir geht es insofern schlecht, als dass ich früher Selbstverständliches heute nicht mehr machen kann.“ Gerne würde er wieder einmal wo hinfahren, seine wenigen verbliebenen Bekannten zum Essen einladen oder seine goldene Hochzeit gebührend nachfeiern.

Das 50-jährige Liebesjubiläum mit seiner Frau war vor zwei Jahren – wegen Pandemie und knapper Kasse ist dieses wichtige Fest für das Ehepaar allerdings untergegangen. Ein Gutschein für das nah gelegene Wirtshaus Althaching würde ihm dabei helfen.

Aktion Wunschbaum: Zuverdienst wird sofort von Grundsicherung abgezogen

Huber versuchte noch zu arbeiten, um seine Situation selbst zu verbessern. Etwa mit kleinen Ingenieursarbeiten oder auch Gassigehen mit Hunden. „Ich kann noch und ich möchte noch“, sagt er. Doch jeglicher Zuverdienst wird ihm sofort von der Grundsicherung abgezogen. Es lohne sich nicht.

Typisch für die ältere Generation sucht Huber die Schuld bei sich. Durch ein gesünderes Leben in der Jugend hätte er den Schlaganfall verhindern können, gegenüber Geschäftspartnern hätte er nicht so naiv sein dürfen, sagt er. Dennoch könne der deutsche Staat zumindest 100 Euro mehr im Monat zahlen, das würde schon helfen, sich kleine Freuden zu ermöglichen, seine Zahnprothese zu erneuern, das bessere Hörgerät zu nutzen.

Aktion Wunschbaum: „FDP macht nur Politik für die Reichen“

Seine soziale Situation habe auch seine politische Einstellung verändert. Als Unternehmer habe er sich keine großen Gedanken gemacht und immer FDP gewählt. Das sieht der 87-Jährige heute anders: „Die machen nur Politik für die Reichen.“ Und zu denen gehört er nicht mehr.

Je länger Huber über seine Situation spricht, desto nachdenklicher wird er. Er starrt an die Wand, an der Fotos seiner drei Töchter hängen. Ob diese ihn nicht wenigsten ein bisschen finanziell unterstützen könnten? „Nein“, sagt er mit zittriger Stimme. Im Gegenteil: Er würde als Vater natürlich seinen Töchtern gerne unter die Arme greifen, sagt er, während er sich die Augen reibt. „Aber ich muss schauen, dass ich mich selbst durchbringe – das tut mir so leid.“

Erfüllen Sie die Wünsche bedürftiger Senioren

Aktion Wunschbaum

Wollen Sie Franz Hubers Wunsch erfüllen und dem Rentner einen Gutschein fürs „Althaching“ schenken? Dann nehmen Sie möglichst zeitnah Kontakt mit uns auf, rufen Sie uns an: Münchner Merkur, Landkreisredaktion, Telefon: 089/ 66 50 87 33.

Es gibt darüber hinaus eine Vielzahl an Wünschen von Menschen, die nicht in der Zeitung auftreten möchten. Sei es aus Scham über die eigene Not oder aus Vorbehalten, Fremde um Hilfe zu bitten. Auch diese Wünsche wollen wir erfüllen. Dafür bieten wir in Kooperation mit der Münchner Seniorenhilfe „Lichtblick“ die Möglichkeit, Geld zu spenden. Schnell und unbürokratisch sorgt „Lichtblick“ für die Anschaffung dringend benötigter Dinge. Das Konto des Vereins Lichtblick Seniorenhilfe ist freigeschaltet für Überweisungen. Für eine Spendenquittung geben Sie bitte Ihre Anschrift an. IBAN: DE30 7009 0500 0004 9010 10 BIC: GENODEF1S04 Sparda-Bank München. Das Kennwort lautet „Wunschbaum“.  

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