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Unterhaching kämpft um den Erhalt der Frischluftschneise

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Von: Martin Becker

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Mit Sonden und Probebohrungen erkundet eine Fachfirma schon das sogenannte Kapellenfeld nördlich von Infineon bezüglich der Eignung als Baugrund. © Martin Becker

Die Pläne Neubibergs, die Frischluftschneise im Hachinger Tal mit Gewerbe- und Wohnbau zuzubauen, stößt in Unterhaching weiterhin auf Kritik. Die Gemeinde hofft auf Unterstützung von der Regierung von Oberbayern, die die Frischluftschneise für München unbedingt schützen will. Darüber hinaus befürchten die Unterhachinger, dass ein neues Wohn- und Gewerbegebiet noch mehr Lärm und Verkehr mit sich bringt.

Unterhaching/Neubiberg – Bei allem Ernst der Thematik, ein bisschen Spaß muss sein. Diesen kleinen Seitenhieb jedenfalls gönnte sich Stefan Lauszat, Chef der Unterhachinger Bauverwaltung. Er traf sich mit Christian Einzmann, im Neubiberger Rathaus für Natur- und Landschaftsschutz zuständig, um sich über die umstrittenen Pläne der Nachbarkommune zur informieren, die Frischluftschneise im Hachinger Tal mit Gewerbe- und Wohnbau zuzupflastern. Lauszat brachte, mit einem Augenzwinkern, ein weiteres fragwürdiges Projekt zur Sprache: den im Landschaftspark von den CSU-Fraktionen beider Kommunen favorisierten Badesee im Landschaftspark. „Wäre solch ein Badesee im regionalen Grünzug zur Abkühlung des Mikroklimas nicht besser aufgehoben?“, fragte also Lauszat seinen Kollegen.

Hoffen auf Hilfe von der Regierung

Ein hintersinniger Scherz, denn für einen Badesee im Landschaftspark finden sich offenbar keine politischen Mehrheiten. Für eine Grünzug-Zerstörung aber wohl auch nicht – spätestens auf Ebene der höheren Landesplanung, bei der Regierung von Oberbayern, müsste das Vorhaben normalerweise scheitern, schätzen sie in Unterhaching.

Vorweggenommen sei das einstimmige Fazit der Unterhachinger Gemeinderatssitzung: Die Kommune steht den Neubiberger Plänen „sehr kritisch gegenüber“ und erachtet „einen frühzeitigen Informationsaustausch im Zuge interkommunaler Beteiligung für sinnvoll“. Denn bis dato habe Neubiberg kein formelles Bauleitverfahren eingeleitet, deshalb gebe es auch noch keine Öffentlichkeitsbeteiligung.

Mehr Lärm und mehr Verkehr

Quasi auf dem kurzen Dienstweg will Unterhaching der Nachbarkommune die Fragwürdigkeit des Vorhabens vor Augen halten, die speziell für die Bürger im Münchner Südosten immens wichtige Frischluftschneise massiv anzukratzen. Aber auch für Unterhaching befürchtet man negative Auswirkungen: mehr Lärm, mehr Verkehr. „Die S-Bahn zu Infineon ist schon jetzt überlastet. Wenn Neubiberg dort weitere Gewerbegebiete ausweisen will, muss geklärt sein, wie sie all die Menschen dorthin befördern wollen“, sagt Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD).

Entscheidend für das Scheitern oder Gelingen der Neubiberger Pläne dürfte aber das Thema Frischluftschneise sein. Bisher hatte die kältere Luft aus dem Alpenvorland gewissermaßen freie Bahn, um links und rechts der A 8 in Richtung München zu strömen. Eine Kartenskizze, wie der Luftstrom nach der Bebauung aussähe, veranschaulichte im Unterhachinger Gemeinderat das Problem: „Die Frischluft müsste eine Kurvemachen“, stellte Claudia Köhler (Grüne fest). „Aber ob die Luft das auch weiß und tut?“

Unterhaching setzt auf das Solidaritätsprinzip

Stefan Lauszat versteht alle Seiten: das der Grundstückseigentümer der Milliardärsfamilie von Finck, mit der Aufwertung der Felder zu Bauland das Vermögen weiter zu mehren; das der Gemeinde Neubiberg, sich in seiner Autonomie nicht beschneiden zu lassen und das Ortsgebiet von Unterbiberg nach eigenen Vorstellungen weiterzuentwickeln.

Aber, so Lauszat, „wir müssen auch darauf achten, dass das Solidaritätsprinzip erhalten bleibt“. Also die Frischluft in Neubiberg stoppen – und was mit dem Bioklima in München passiert, ist egal? „Nein, die Regierung von Oberbayern ist sehr dahinter, die Frischluftschneise für München zu schützen“, weiß Lauszat. Das werde die „Hausaufgabe“ für Neubiberg sein: diesen Dissens im Sinne des Klimaschutzes zu lösen.

Für eine öffentliche Bürgerbeteiligung sind die Neubiberger Pläne zu wenig ausgegoren. Es gibt aber ein internes Gesprächsangebot ans Unterhachinger Rathaus zum Vorab-Austausch. Diese Chance wird Unterhaching wahrnehmen, um 2020, wenn Neubiberg sein Vorhaben konkretisieren will, fundiert einhaken zu können.

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