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Unterhaching soll frei werden von Energie aus Russland

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Von: Martin Becker

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Eine Erdgaspipeline von Nord Stream 1
Eine Erdgaspipeline von Nord Stream 1 © Stefan Sauer / dpa

Vor dem Hintergrund des von Russland erbarmungslos geführten Angriffskriegs in der Ukraine stellt sich für Unterhaching die Frage: Gibt es eine kommunale Möglichkeit, sich von russischen Energielieferungen (Gas, Kohle), über die Deutschland letztlich Wladimir Putins Kriegsverbrechen indirekt mitfinanziert, abzukoppeln?

Unterhaching – Eine fraktionsübergreifende „Initiative zu mehr Energieunabhängigkeit“, von Armin Konetschny (Grüne) im Gemeinderat eingebracht, zielt in diese Richtung, sich energetisch unabhängig zu machen. „Mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine wurde eine Zeitenwende eingeläutet“, erläuterte Armin Konetschny. „Sowohl beim Thema militärische Verteidigung der demokratischen Welt als auch bei der Versorgung der Bevölkerung mit Energie.“

Wirtschaftliche Schwächung im Auge

Militärisch wird Unterhaching den Invasoren nichts entgegensetzen können – aber sie wirtschaftlich zu schwächen übers Thema Energie, das sei möglich. Konkret: Unterhaching müsse „in seinen Potenzialgebieten alternative Energien schaffen“. Der Plan sieht vor, „den flächendeckenden Ausbau der Geothermie sofort anzugehen“ und den „Ausbau von Photovoltaikanlagen massiv zu forcieren“. Dazu sollen „alle gesellschaftlichen Kräfte“ im Ort gebündelt werden: Rathaus-Verwaltung, Gemeinderat, ´ Bürgerenergie-Genossenschaft, Agenda, Geothermie, Grundstückseigentümer, Eigentümer großer Wohnanlagen und Unternehmen.

Masterplan ist das Ziel

„Ziel sollte nach unserer Ansicht sein, einen gemeinsamen Masterplan zu entwickeln, um schnellstmöglich die Abhängigkeit von Öl und Gas deutlich zu reduzieren, um damit die energetische Versorgungssicherheit für die Bevölkerung mittel- und langfristig sicherzustellen“, sagte Armin Konetschny. All dies bedeute „für die Zivilgesellschaft einen finanziellen und organisatorischen Kraftakt“, der allerdings sei angesichts der russischen Kriegsverbrechen „alternativlos“.

Unmut über Formulierung „Neokommunismus“

Vorab hatten alle fünf Gemeinderats-Fraktionen (CSU, Grüne, SPD, FWU und Neos) ihre Unterstützung für die Initiative signalisiert. In der Gemeinderatssitzung, aufgrund von deren Verlauf, äußerte der SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Wöstenbrink allerdings Bedenken „an diesem Versuch einer außerparlamentarischen Zusammenarbeit“. Denn: Im Bauausschuss eine Woche zuvor hatte CSU-Chef Korbinian Rausch beim Thema Schwimmbad-Liegewiese politisch Andersdenkende des „Neokommunismus“ bezichtigt (wir berichteten). Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) wertete dies als unverzeihliche verbale Entgleisung und forderte eine öffentliche Entschuldigung, die Rausch aber verweigerte. Was „erschütternd“ sei , fand Wöstenbrink, für eine Kooperation mit der CSU beim Energie-Vorstoß bedeute das: „Wir brauchen Bedenkzeit.“

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