Klimaschutz: Firmen in der Verantwortung

Der Landkreis hat eine Kampagne gestartet: Er will Firmen zu sozialem und ökologischem Engagement bewegen. Die Firmen sollen ihren Teil zum Klimaschutz beitragen.
Landkreis – Am Donnerstag trafen sich immerhin 120 Interessierte im Festsaal des Landratsamtes zum Netzwerken, 5000 waren eingeladen. Die Unternehmer erfuhren, warum Firmen auf freiwilliger Basis soziale und ökologische Verantwortung übernehmen sollen und warum das einer Gewinnorientierung nicht entgegensteht.
Vorreiterrolle in Deutschland
Der Trend zur gesellschaftlichen Verantwortung ist in Konzernen weltweit ein Thema – der Landkreis will diese Bereitschaft vor Ort unterstützten und nimmt mit seiner Initiative deutschlandweit ein Vorreiterrolle ein: „Corporate Social Responsibility“ – Abkürzung CSR.
Viele mittelständische Unternehmer würden seit Jahrzehnten zu ihrer gesellschaftlichen Verantwortung stehen, stellte Landrat Christoph Göbel (CSU) fest. Er erinnerte an einen Gutsherrn aus Gräfelfing, der in der Not der Nachkriegszeit Arbeitern Essen und Kleidung gab und dafür sorgte, dass ihre Kinder die Schule besuchen konnten. „CSR ist ein altes Phänomen im neuen Kleid.“ Der Landkreis will diese soziale Haltung, die bei vielen mittelständischen Firmen ohnehin zu finden sei, stärken. „CSR gewinnt aufgrund von Klimawandel und knapper werdender Ressourcen immer mehr Bedeutung“, sagte Göbel.
Zwei Unternehmerinnen sagen, wie es geht
„Es geht um die Zeit, die Unternehmen bereitstellen, damit Angestellte mit der Feuerwehr ausrücken“, erläuterte Staatsministerin und Schirmherrin Kerstin Schreyer (CSU), „oder darum, dass Firmen an Barrierefreiheit denken.“
Beispiele aus der Praxis beschrieben zwei Unternehmerinnen. Miriam Betz (50) hat vor 30 Jahren das Gräfelfinger Galvanik-Unternehmen Betz Chrom geerbt. Zur Beschichtung verwenden ihre 75 Mitarbeiter hochgiftige und krebserregende Stoffe. Schon 2008 ließ sich Betz von Greenpeace beraten und änderte Strukturen. „Wir haben mittlerweile zehn Kilo Atommüll und 11 600 Tonnen CO2 eingespart. Es gibt Mitarbeiter, die freuen sich, dass sie endlich beruflich das machen können, wofür sie sich privat in der Agenda 21 einsetzen.“
Cornelia Schambeck aus Taufkirchen ist Chefin von Kaut-Bullinger. „CSR hilft im eigenen Unternehmen Fehler aufzuspüren“, wenn es darum gehe, Strom zu sparen oder das papierlose Büro einzurichten. Seit neun Jahren renaturieren ihre Mitarbeiter freiwillig mit dem Bund Naturschutz das Deininger Moor, „was auch für die Teambildung einen großen Charme hat.“ Sie forderte unter Applaus des Publikums mehr Gesetze wie ein Plastiktüten-Verbot: „Sonst geht der Klimaschutz zu langsam.“
„Neue Generation will sinnstiftend arbeiten.“
Alexander Brink von der Universität Bayreuth forderte die Unternehmer auf, zu kooperieren und ihre Werte publik zu machen. „Dem ehrbaren Kaufmann eilte sein Ruf auf Geschäftsreisen voraus. Heute müssen Unternehmen ihre Werte kommunizieren und sich in der Region vernetzten.“ Nur so könnten sie bestehen nach dem Motto: „Mit Werten gegen Amazon.“ Darin sieht er die Chance, Fachkräfte zu finden: „Denn die neue Generation will sinnstiftend arbeiten.“
Der Landkreis macht ab sofort Unternehmen konkrete Angebote: Er zahlt einer begrenzten Zahl an Firmen zu 100 Prozent eine Workshop-Reihe zur Nachhaltigkeit durch die Firma Baum-Consult. Zu 50 Prozent kann eine ergänzende individuelle Beratung vom BAFA gefördert werden. Auf der Plattform www.die-gute-tat.de und über www.letsact.de finden Firmen Team-Events und Einsatzstellen für freiwilliges Engagement. Die Energieagentur München-Ebersberg berät kostenlos, ebenso die Wirtschaftsförderung im Landratsamt.
Die nächsten Schritte
In jedem der vier Handlungsfelder Ökologie, Arbeitsplatz, Gemeinwesen und Ökologie plant das Landratsamt je eine Abendveranstaltung. Die Termine sind auf www.fairantwortung.landkreis-muenchen.de zu finden.